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Recht und Gerechtigkeit: Ein Märchen aus der Provinz (German Edition)

Recht und Gerechtigkeit: Ein Märchen aus der Provinz (German Edition)

Titel: Recht und Gerechtigkeit: Ein Märchen aus der Provinz (German Edition)
Autoren: Jörg Kachelmann , Miriam Kachelmann
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Peinigerin der Prozess gemacht wird.

Teil I
    Die Verhaftung

20.03.2010 Jörg Kachelmann wird bei seiner Rückkehr aus Kanada auf dem Frankfurter Flughafen verhaftet und in die JVA Mannheim eingeliefert. Kachelmanns Freundin Miriam, die ihn abholen wollte, wird Zeugin der Festnahme.

Ein voller Aufzug
    Es ist kein gutes Zeichen, wenn zu viele Menschen mit in den Aufzug wollen. Normalerweise ist die Tiefgarage am Frankfurter Flughafen im hinteren Teil ziemlich leer, weshalb ich über die vielen Leute am Lift schon etwas verwundert war. Den Gepäckwagen mit in den Lift reinzuwurschten ist zwar nicht erlaubt, aber zu zweit hatten wir so viel Zeug, dass wir alles auf einmal nicht hätten tragen können, also rein da mit. Ein Gepäckwagen plus einmal neunzig und noch einmal fünf undsechzig Kilo, da bleibt eigentlich nicht mehr viel Platz, ohne dass es ein Gschtungg wird, wie man in der Schweiz sagt. Aber den vielen Leu ten, die gleichzeitig mit uns Lift fahren wollten, schien das egal zu sein.
    Wir boten an, dass sie zuerst fahren könnten, aber es machte ihnen nichts aus mitzufahren. Miriam und mir war das herzlich gleichgültig, wir hatten ein freies Wochenende vor uns. Alles war gut, ich war mit der Frau zusammen, mit der ich zusammen sein wollte, und das Auto war nur noch ein paar Meter entfernt.
    Ich dachte mir nichts, als die Leute aus dem Fahrstuhl uns überholten und dann beim Auto umdrehten. Ich machte mir in den Sekunden des Überlegens, die mir bis zur Aufklärung der Situation blieben, keine großen Gedanken darüber, warum die hier waren. Das Auto stand noch so da, wie ich es am späten Vormittag des 9. Februar 2010 verlassen hatte. Ich hatte damals zwar nur rund fünf Stunden geschlafen, aber ich war konzentriert und freute mich auf die Arbeit bei den Olympischen Spielen.
    In der Nacht zuvor hatte sich eine langjährige Gelegenheitsbezie hung mit einer Frau, die ich im Schnitt vielleicht ein gutes halbes Dut zend Mal pro Jahr gesehen hatte, in Wohlgefallen aufgelöst. Claudia Dinkel hatte mich beim Fremdgehen erwischt, und ohne irgendwelche Gegenwehr ergriff ich die günstige Gelegenheit auf ein Beziehungsende im beiderseitigen Übereinkommen. Ich spürte aufatmende Entspannung, als ich damals in Schwetzingen die Treppe runterging. Ich merkte, dass da nichts an Gefühlen war, dass ich das Ganze, wie an deres auch, vor Jahren hätte beenden müssen, und dachte, dass meine Feigheit und Angst vor einer durchgeknallten Reaktion, die eine kurz vor dem Abschluss stehende, komplizierte familienrechtliche Vereinbarung über meine Kinder mit deren Mutter gefährden könnte, wohl übertrieben gewesen waren. Ich erlebte daraufhin eine zuversichtliche Fahrt in die Nacht.
    In den Wochen zuvor hatte ich bereits erfolgreich und bisher ohne Nachtreten der Frauen angefangen, mehr Ordnung in meine Beziehungswelt zu bringen. Die im Vergleich zum erwarteten Theater doch recht ruhig verlaufene Verabschiedung von Claudia Dinkel gab mir die Zuversicht, dass meine Sorge, ich müsste mit Rache in den Medien rechnen, unbegründet war. Ich hatte es nicht für völlig ausgeschlossen gehalten, dass Claudia Dinkel eine potenzielle Rächerin sein könnte, die womöglich zur Bunten oder zu einem anderen Blatt rennt, um zu sagen, dass der Wetterfrosch eigentlich ein Schwein ist und mehr als eine Frau auf einmal hatte. Doch passierte erst mal nichts. Erst vor Kurzem hatten die Mutter meiner Kinder und ich geregelt, wie oft ich meine Kinder, die zwar biologisch nicht meine sind, die ich aber sehr liebe, sehen kann. Allerdings würde erst Ende März mit der erneuten Zahlung eines großen sechsstelligen Betrages alles Finanzielle unverrückbar vereinbart sein.
    Die Olympischen Spiele liefen gut, ich hatte die Kinder für ein wun derbares Wochenende in Whistler, konnte mit ihnen bei einer Sieger ehrung (danke, liebe Kollegen vom NDR und MDR für alle Hilfe) dabei sein, und sie konnten »O Canada« und ich die Schweizer Nationalhymne singen. Ich war rundum glücklich, zumal noch einmal zwei Wochen mit den Kindern bevorstanden, bevor ich nach Europa zurückflog und mich auf ein Wochenende mit Miriam freute.
    Und nun, am späten Vormittag dieses Samstags, dem 20. März 2010, bekam ich von einem Dackelfaltenpolizeimann ein Papier in bemerkenswert kräftigem Rosa und las den Namen von Claudia Dinkel. Fast augenblicklich wusste ich, dass mein Leben nun sehr schnell ganz anders werden würde. Ich las das Papier immer und immer wieder, aber am Inhalt,
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