Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Titel: Rebus - 09 - Die Sünden der Väter
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
So wie in der Bar in Belfast, wo er nichts gesagt hatte: aus Angst vor Mean Machines Wut, aus Angst, ein Gewehrkolben könnte sich gegen ihn richten. Vielleicht war das der Grund - nein, natürlich war das der Grund -, warum Lintz ihn so fasziniert hatte. Denn bei Licht betrachtet, wenn Rebus in Villefranche gewesen wäre... besoffen vor Ernüchterung, aller Träume von Welteroberung beraubt... wenn er seine Befehle gehabt hätte, nichts anderes als ein Handlanger mit einer Schusswaffe gewesen wäre... und durch rassistische Propaganda und den Verlust unzähliger Kameraden entsprechend seelisch eingestimmt... wer weiß, wie er gehandelt hätte?
    »Herrgott, John, wie lang stehen Sie schon hier draußen rum?«
    Es war Bobby Hogan. Er berührte Rebus' Gesicht, zog ihm die Aktenmappe aus den steif gefrorenen Fingern.
    »Sie sind ja der reinste Eisblock. Mann, kommen Sie rein.«
    »Alles okay«, hauchte Rebus. Und es musste die Wahrheit sein. Wie sonst hätte man den Schweiß auf seinem Rücken und auf seiner Stirn erklären können? Wie sonst hätte man erklären können, dass er erst zitterte, nachdem Bobby ihn mit hineingenommen hatte?
    Hogan füllte ihn mit zwei Bechern süßen Tee ab. In der Wache ging es noch immer drunter und drüber: Schock, Gerüchte, Theorien. Rebus setzte Hogan ins Bild.
    »Wenn niemand redet, werden sie Telford laufen lassen müssen.«
    »Was ist mit dem Band?«
    »Das werden sie erst später aus dem Hut zaubern... wenn sie gescheit sind.«
    »Wer ist bei ihm?«
    Rebus zuckte die Achseln. »Das Letzte, was ich gehört habe: Farmer Watson höchstpersönlich. Er zog eine Doppelnummer mit Bill Pryde ab, aber später habe ich Bill draußen gesehen, also haben sie entweder eine Pause eingelegt oder sich ablösen lassen.«
    Hogan schüttelte den Kopf. »Was für eine verdammte Scheiße.« Rebus starrte auf seinen Tee. »Ich kann Zucker nicht ausstehen.«
    »Den ersten Becher haben Sie anstandslos getrunken.«
    »Wirklich?« Er nahm einen Schluck, zuckte zusammen.
    »Was zum Teufel haben Sie eigentlich da draußen getrieben?«
    »Bisschen frische Luft geschnappt.«
    »Bisschen sich den Tod geholt, würd ich eher sagen.« Hogan strich sich eine widerspenstige Haarsträhne zurück.
    »Ein gewisser Harris hat mir einen Besuch abgestattet.«
    »Was haben Sie jetzt vor?«
    Hogan zuckte die Achseln. »Die Sache schmeißen vermutlich.« Rebus starrte ihn an. »Ist vielleicht nicht unbedingt nötig.«
36
    Colquhoun wirkte nicht glücklich, da zu sein.
    »Danke, dass Sie gekommen sind«, sagte Rebus.
    »Hatte ich eine andere Wahl?« Neben ihm saß ein Anwalt, ein Mann mittleren Alters. In Telfords Sold? Das war Rebus vollkommen egal.
    »Sie müssten inzwischen daran gewöhnt sein, keine andere Wahl zu haben, Dr. Colquhoun. Wissen Sie, wer sonst noch hier ist? Tommy Telford, Brian Summers.«
    »Wer?«
    Rebus schüttelte den Kopf. »Falscher Text. Sie dürfen durchaus wissen, wer die beiden sind: Wir haben in Candice' Gegenwart über die beiden geredet.« Colquhoun errötete.
    »Sie erinnern sich doch an Candice, oder? Ihr wirklicher Name ist Dunja. Hatte ich Ihnen das schon gesagt? Sie hat einen Sohn, nur ist er entführt worden. Vielleicht wird sie ihn wieder finden, vielleicht auch nicht.«
    »Ich verstehe nicht, was das -«
    »Telford und Summers werden längere Zeit hinter Gittern bleiben.« Rebus lehnte sich zurück. »Wenn ich es darauf anlegte, hätte ich gute Chancen, Sie gleich mit einzubuchten. Wie würde Ihnen das gefallen, Dr. Colquhoun? Gemeinschaftliche Anstiftung zur Prostitution und so weiter.«
    Rebus spürte, wie er sich wieder in seine Arbeit hineinfand; es für Jack tat.
    Der Anwalt wollte etwas sagen, aber Colquhoun kam ihm zuvor. »Es war ein Fehler.«
    »Ein Fehler?« Rebus höhnisch. »So kann man es wohl auch nennen.« Er beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf den Tisch. »Zeit für eine Aussprache, Dr. Colquhoun. Sie wissen ja, was man vom Geständnis sagt...«
    Brian »Pretty-Boy« Summers sah makellos aus.
    Er hatte ebenfalls einen Anwalt dabei, einen Seniorpartner, der wie ein Leichenbestatter wirkte und es ziemlich übel nahm, dass man ihn warten ließ. Als sie sich im Vernehmungsraum an den Tisch setzten und Hogan Kassetten in Tonbandgerät und Videorekorder schob, ließ der Anwalt die Protestrede vom Stapel, die er sich während der letzten ein, zwei Stunden zurechtgelegt hatte.
    »Im Namen meines Mandanten, Inspector, fühle ich mich verpflichtet zu sagen, dass dies das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher