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Rebella - Verliebt oder was?

Rebella - Verliebt oder was?

Titel: Rebella - Verliebt oder was?
Autoren: Coppenrath Verlag GmbH , Co. KG
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nicht real.«
    »Nicht real?« Ich verstehe nur Bahnhof.
    »Wir haben gechattet.« Kim klingt ein bisschen kleinlaut.
    »Gechattet? Ha! Du hast es mit einem Chatter getan? Virtuell? Du hattest Cybersex?« Irgendwo fällt eine Tür zu. Erschrocken beiße ich mir auf die Zunge. Hoffentlich hat mich niemand gehört. »Du willst mir sagen, du hattest nur virtuellen Sex?«, wiederhole ich deutlich leiser. Die Last, die gerade von mir abfällt, wiegt mehrere Tonnen. Virtuell. Ich hatte noch nie virtuellen Sex und habe zugegebenermaßen auch absolut keine Ahnung, wie das gehen soll. Aber eins steht für mich fest: Cybersex gilt nicht. Kim ist also noch Jungfrau. Genau wie ich.
    »Na ja …«
    »Warum schreibst du dann
Bingo?
«, frage ich. »Virtueller Sex gilt nicht. Wir hatten ausgemacht, dass wir wetten, wer zuerst Sex hat. Richtigen Sex natürlich. Von Cybersex war nie die Rede!« Irgendwie bin ich so erleichtert, dass ich beschließe, ein wenig gönnerhaft zu sein. »Na gut«, sage ich. »Ich lasse es gelten. Aber nur virtuell. Du hattest von uns beiden den ersten Cybersex. Und wie war es?«, will ich dann doch wissen.
    »Oberoberobergeil!«
    »Ja und?«
    »Nix und. Einfach abgefahren. Das kann man nicht beschreiben, das muss man erlebt haben.«
    »Kim!« Ich stehe auf, weil ich nicht mehr still sitzen kann. Rumlaufen kann ich in der engen Kabine zwar auch nicht, aber wenigstens ein bisschen auf der Stelle treten. »Du wirst mir jetzt sofort haarklein erzählen, was du und dieser Dragondingsbums da im Chat gemacht habt, jede klitzekleine Kleinigkeit.«
    »Okay, zuerst haben wir ein bisschen geknutscht und dann hat er angefangen, mich auszuziehen, und ich habe angefangen, ihn …«
    »Stopp!«
    »Was denn?«
    »Ihr habt euch beim Chatten ausgezogen?« Ich stelle mir gerade vor, wie ich nackt am Computer sitze, und meine Mutter platzt ins Zimmer.
    »Nein, doch nicht real, nur virtuell.« Kim stöhnt über so viel Begriffsstutzigkeit.
    Ich kann mir das alles trotzdem nicht so recht vorstellen. Aber ich habe eine Idee. »Trefft ihr euch wieder? Im Chat, meine ich?«
    »Ja klar, warum fragst du?«
    »Weil du beim nächsten Cybersex einen Screenshot machen wirst, deshalb!«
    »Aber sonst geht’s dir noch ganz gut?« Kim ist nicht wirklich begeistert von meinem Vorschlag. »Selbst ist die Frau! Die Chatadresse hast du ja.«
    »Ja klar. Und wie läuft das bitte ab? Erzähle ich einfach, dass ich ganz langsam meine Bluse aufknöpfe – virtuell natürlich –und von meinen Schultern streife? Dass meine langen roten Locken dabei auf meine nackten Brüste fallen, denn einen BH habe ich nicht an …«
    »Exakt so!«
    »Und dabei habe ich die ganze Zeit keine Ahnung, wer am anderen Ende der Leitung sitzt.« Mir gefällt diese ganze Chat-Idee überhaupt nicht.
    Kim kichert. »Rein theoretisch könnte sogar dieser … Mathelehrer von dir, der so gut aussieht, im Chat sein.«
    »Herr Kaiser im Chat? Der sieht zwar toll aus, aber dafür ist der viel zu spießig.«
    Mein Lachen wird von einer Stimme unterbrochen, die eindeutig nicht aus dem Handy kommt. »Ich denke, Herr Kaiser hätte größeres Interesse daran, dich in seinem Unterricht zu sehen!«
    Mir bleibt das Herz stehen und panisch drücke ich das Gespräch mit Kim weg. Scheiße, Scheiße, Scheiße. Die Müller-Thurgau. Was macht die denn hier auf dem Mädchenklo? Dürfen Lehrer überhaupt aufs Klo gehen? Mir ist ganz schlecht vor Schreck.
    Am liebsten würde ich mein Handy in die Toilette schmeißen und selbst gleich hinterherspringen. Ich spüre, dass mein Gesicht die Farbe meiner Haare annimmt, und überlege verzweifelt, wie ich mich ungesehen an der Müller-Thurgau vorbeischleichen kann. Ob sie meine Stimme erkannt hat? Vielleicht habe ich Glück, und sie weiß gar nicht, wen sie da eben belauscht hat. Ich erwäge gerade, mich über die Trenn-wändevon Kabine zu Kabine zu hangeln, als es an die Tür klopft.
    »Karolin Schreiber! Würdest du jetzt bitte da rauskommen und zurück in den Unterricht gehen!«
    Ich fluche innerlich und öffne die Tür. Die Müller-Thurgau steht mit verkniffenem Gesicht davor und hält fordernd die Hand auf. Ich lege mein Handy hinein und schiebe mich an ihr vorbei Richtung Ausgang.
    »Deine Mutter kann dein Telefon nach Schulschluss im Sekretariat abholen!«, ruft sie mir hinterher.
    Mist. Ärger mit meiner Mutter ist so ziemlich das Letzte, was ich jetzt brauche. Ich beiße die Zähne zusammen und schmeiße die Tür hinter mir zu.
    Jutta
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