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Reagans Satellit

Reagans Satellit

Titel: Reagans Satellit
Autoren: Robert Silverberg
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niemand einen solchen Satelliten gebaut«, erwiderte Regan. »Wir tun es. Und wir gründen eine Gesellschaft und kaufen die Obligationen selber.«
    Er flog nach Denver und berief den Aufsichtsrat der Global Factors Inc. ein. Regans Onkel Bruce, Vorsitzender des Aufsichtsrats, leitete die Sitzung.
    Bruce Regan war ein blaßgesichtiger, krummer Mann von etwas mehr als sechzig Jahren, den man nur mit düsterer, verbitterter Miene sah. Dazu besaß er allen Grund. Der alte Bruce hatte die Appalachian Acceptance Corporation gegründet und sie selbst durch die schlimmen Krisenjahre nach 1929 gerettet. Er hatte sie in die Global Factors Inc. verwandelt und seinen Teil getan, um sie zum mächtigsten Unternehmen der Welt zu machen. Unterdessen nährte er eine Schlange an seiner Brust – seinen Neffen Claude, den man heute Faktorist Regan nannte, der ihn schließlich 1989 aus der Geschäftsführung verdrängt hatte. Regan war nicht einmal besonders glücklich darüber gewesen. Bruce Regan hatte stets die richtigen Einfälle, aber er war alt und wankelmütig geworden. Die weltweite Lage war zu schwierig für unentschlossene Gemüter. Onkel Bruce hatte das nicht begreifen wollen. In seinen Augen waren die Vereinigten Staaten noch immer das mächtigste und reichste Land der Erde, schon deshalb, weil er es sich nicht anders vorzustellen vermochte. Nigeria? Brasilien? Israel? China? Emporkömmlinge! Was verstanden sie von Geschäften? Was konnten sie den Vereinigten Staaten anhaben? So hatte Claude Onkel Bruce stürzen müssen, obwohl er den alten Knaben gerne mochte. Doch Onkel Bruce war nach wie vor auf Europa fixiert, zwanzig Jahre nachdem die Verhältnisse sich geändert hatten. Die Auseinandersetzung gestaltete sich kurz und brutal, und anschließend war Bruce Regan nur noch Vorsitzender des Aufsichtsrats – ohne jede Geschäftsgewalt. Er verfügte weiterhin über zwölf Prozent der Stammaktien, aber seine Macht war dahin.
    Sechs der elf Mitglieder des Aufsichtsrats gehörten zu Regans Vertrauten. Die alte Truppe umfaßte Onkel Bruce, Rex Bennett und zwei weitere Gründer der Gesellschaft. Claude war der elfte. Er schmiß den Laden. Onkel Bruce, sich dessen durchaus bewußt, übergab die Leitung der Sitzung, nachdem er sie formell eröffnet hatte, seinem Neffen, nicht allerdings ohne einen säuerlichen Seitenblick.
    Regan kam bald zur Sache. »Sie kennen meine Absicht, zwecks Finanzierung der Weltausstellung Obligationen herauszugeben. Gesamtsumme sechs Milliarden zu drei Prozent. Zur Herausgabe habe ich eine Gesellschaft gegründet, die Columbus Equities Corporation. Vierzig Prozent des Stammkapitals der Columbus Equities werden von der Columbian Exposition Inc. erworben, jener Körperschaft, die die Ausstellungsmöglichkeit anbietet. Ich schlage vor, daß die Global Factors ebenfalls vierzig Prozent von Columbus Equities kauft.«
    »Wer soll den Rest erwerben?« fragte Rex Bennett.
    »Ich«, konstatierte Regan. »Ich kaufe zwanzig Prozent als privater Investor.«
    »Aber weder kannst du die Obligationen allein vertreiben noch verfügt die Columbian Exposition über die Leute dazu«, bemerkte Bruce Regan. »Es sieht also so aus, daß Global Factors die anfallende Arbeit einhundertprozentig erledigen muß, um vielleicht vierzig Prozent des Gewinns zu erhalten?«
    »Irrtum«, schnarrte Regan. »Die Global wird ihre üblichen Finanzkontakte bemühen. Ich kümmere mich um meine persönlichen Verbindungen. Die Körperschaft wird mit dem Ruf der Weltausstellung werben. Die Arbeit ist angemessen verteilt.«
    »Wieviel wird die Global für ihre Teilhaberschaft entrichten müssen?«
    »Ich halte einen Dollar je Aktie für angebracht«, antwortete Regan. »Einhundert Aktien sind vorhanden. Die Global kann ihren Anteil also für vierzig Dollar kaufen.«
    »Also zum Nominalwert«, stellte Rex Bennett fest. »Gerade genug für eine Scheinfirma. Aber mit welchem Profit kann man rechnen?«
    Regan verteilte vervielfältigte Papiere. »Die Konzeption sieht ein Prozent für die Unterzeichner vor. Ein Prozent von sechs Milliarden ergibt sechzig Millionen. Ziehen wir die Kosten ab, die ich auf zehn Millionen schätze ...«
    »Die Körperschaft erwartet fünfzig Millionen Überschuß aus den Obligationen?« fragte Bruce Regan überrascht.
    »Wahrscheinlich, ja. An die Global gingen demnach vierzig Prozent. Zwanzig Millionen.«
    »Aber wenn die Obligationen nicht alle abgesetzt werden können?« fragte jemand.
    »Sie werden verkauft«, behauptete
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