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Rausch der Unterwerfung

Rausch der Unterwerfung

Titel: Rausch der Unterwerfung
Autoren: C Eden
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wirst mir jetzt deine Festnetznummer schicken … oder ich will nie wieder etwas von dir hören.“
    Anne keuchte und stellte das Weinglas zur Seite, dann tippte sie mit bebenden Fingern ihre Nummer in die Antwort und schickte die E-Mail ab.
    „Ich bin verrückt, ich werde es bereuen.“
    Bis tief in die Nacht wartete sie auf den melodischen Klingelton ihres Telefons und trank dabei die ganze Weinflasche leer, doch nichts geschah.
    Zwei weitere Tage vergingen, ohne dass sie etwas von ihm hörte, weder per E-Mail noch per Telefon. Sie fürchtete schon, er hätte ihre Mail nicht erhalten und sie längst abgeschrieben, da erhielt sie eine Einladung zum Chat.
    „Kannst du dich nächste Woche von der Arbeit freimachen?“
    „Ja, ich denke schon.“
    „Hast du immer noch Angst?“
    „Ein bisschen.“
    „Gut. Das ist nicht schlimm. Im Gegenteil.“
    „Warum habt Ihr nicht angerufen, Herr?“
    Es kam ihr immer noch seltsam vor, in dieser Form mit ihm zu reden, doch er hatte von Anfang an darauf bestanden. Ihre Frage ignorierte er.
    „Du bist so weit, Frau. Die Zeit der Fantasien ist vorbei. Was du jetzt brauchst, sind Erfahrungen, die du nicht machen kannst, solange du dich hinter einem Bildschirm verkriechst. Das ist dir bewusst, nicht wahr?“
    „Ja, Herr.“
    „Gut. Dann möchte ich, dass du zu mir kommst, drei Tage. Du wirst von mir eine erste Ausbildung erhalten und die Erfahrungen machen, von denen du jetzt noch so niedlich träumst. Ich werde dir geben, was du brauchst, und du wirst mir geben, was ich von dir erwarte. Bist du bereit, mir deine Jungfräulichkeit zu schenken?“
    Anne holte tief Luft. Ja, sie wollte es. Sie war nun schon so weit gegangen, jetzt wollte sie den Mann auch kennenlernen, der ihr Leben und ihre Fantasien seit Wochen bestimmte.
    „Ich bin bereit.“
    „Dann nimm dir nächste Woche frei und gib mir Bescheid.“
    Kurz darauf hatte er den Chatroom grußlos verlassen.
    Nicht im Traum hätte sie gedacht, dass sie wenige Tage später in einem Flieger sitzen würde, schon gar nicht ins Ausland.
    Als sie die E-Mail mit Miguels Anweisungen las, hatte sie fest mit einem Inlandsflug gerechnet, München, Stuttgart, irgendetwas, was weit genug weg war von Berlin, dass er ihr die lange Reise nicht per Auto oder Zug zumuten wollte. Sie hatte sich geschmeichelt gefühlt, dass er so viel Aufhebens um sie machte und sie buchstäblich einfliegen ließ, das hatte Niveau.
    Jedoch war das prickelnde Gefühl, mit dem sie den Flughafen betreten hatte, schnell wieder den dumpf pochenden Bedenken gewichen, als sie am Schalter der Air Berlin erfuhr, dass ihr ein Flug nach Spanien bevorstand, Alicante, um genau zu sein.
    Eine ganze Weile hatte sie in der Halle des Flughafens gestanden und mit sich gehadert, schließlich hatte sie eingecheckt.
    Aus dem Augenwinkel nahm sie plötzlich wahr, dass ihr Sitznachbar ungeniert auf ihre Beine starrte. Unwillig zog sie ihren Rock nach unten, der sich, obwohl sie ganz still saß, wie von Zauberhand immer wieder in die Höhe schob, bis das breite Spitzenband ihrer halterlosen Strümpfe hervorblitzte.
    Missbilligend schaute sie den Mann an, der sich sofort wieder in die Börsenberichte der Frankfurter Allgemeinen vertiefte, in denen er seit Beginn des Fluges las, als wäre es die Bibel. Er trug einen dunklen Anzug, ein weißes Hemd, jedoch keine Krawatte, und Anne identifizierte in ihm sofort genau den Typ Mann, den sie nur zu gut kannte. Lässig zur Schau gestellter Erfolg war so oft der Deckmantel eines kümmerlichen Egos, das zu Hause unter Frauchens Pantoffel stand.
    „Würden Sie bitte etwas Rücksicht nehmen?“, zischte sie immer noch verärgert und schlug mit dem Handrücken gegen seine Zeitung, die er in voller Größe ausgebreitet hatte und so gezwungenermaßen weit in ihren Sitzbereich hielt.
    Er blickte sie an und runzelte die Stirn. „Wenn Sie es unbequem haben, liegt das wohl eher an Ihrer unpassenden Kleidung und Ihrer Sitzhaltung. Ziehen Sie Ihre Schuhe aus, setzen Sie sich bequemer hin, und Sie werden feststellen, dass meine Zeitung Sie überhaupt nicht stört.“
    Verdutzt schaute Anne ihn an. Na gut, vielleicht doch nicht ganz der Pantoffelheld, den sie vermutet hatte, aber auch nicht viel besser. Er schlug die Zeitung zusammen und widmete sich dem Feuilleton.
    Anne lehnte sich gegen die Bordwand des Flugzeugs und schaute wieder aus dem Fenster. Zum wohl hundertsten Mal versuchte sie sich vorzustellen, wie ihr erstes Treffen mit Miguel ablaufen
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