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Raus aus dem Har(t)z IV!

Raus aus dem Har(t)z IV!

Titel: Raus aus dem Har(t)z IV!
Autoren: Diana Meier
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nicht notwendig, gesonderte Beschriftungen vorzunehmen und so konnte jeder einfach einen greifen, nachdem ich die Umschläge auf den Tisch platziert hatte. Den letzten umschlag nahm ich vom Tisch. Öffnen musste ich ihn nicht, da ich am besten wusste, was sich darin befand. Die Ernte jener Saat, die vor einem Jahr hier erdacht und gezüchtet wurde. „Es sind immer noch zehntausend Euro auf dem Konto als Startgeld für das kommende Jahr. Nur zur Info.“ sagte ich in die Runde, die jedoch in diesem Augenblick damit beschäftigt war, nachzuzählen was sich in dem Umschlag befand. „ Wie bitte ?“ schaute mich Tobias jetzt ungläubig an. „Was denn? Stimmt etwas nicht?“ fragte ich erschrocken zurück. Hatte ich vielleicht einen Fehler gemacht? „ Nein, nur wie viel ist noch auf dem Konto? “ „Zehntausend.“ bestätigte ich. „ Das heißt, das ist hier gar nicht dabei? “ er wirkte immer noch ungläubig. „Nein, es ist wie vereinbart noch als Startgeld für das kommende Jahr auf dem Konto. Warum, sollte ich es mit auszahlen? Ich dachte…“. „ Nein, schon alles gut. Nur das hier ist… es ist… irgendwie ist es einfach viel. “ Wir lachten alle los und prosteten uns erneut zu. Ja, er hatte Recht. Die Beträge in den Umschlägen überstiegen tatsächlich alles, was ich mir zuvor vorgestellt und sogar erhofft hatte. Wir hatten gut gewirtschaftet, soviel stand nach diesem Augenblick für alle fest.
     
    Der Abend ging nach diesem Augenblick schneller zu Ende, als er begonnen hatte. Erleichtert, frei von Ballast und Druck. Die Arbeit war getan und das Projekt ‚Mastermind Gruppe‘ mit diesem Abend beendet. Zumindest diese Etappe. Es sollte eine neue Etappe geben, darüber waren wir uns einig. Aber an diesem Abend und in den Tagen darauf sollte unser Kopf frei bleiben von Vorsätzen, Arbeit oder allen Dingen, die auch nur entfernt damit zu tun hatten. Eine Auszeit für alle war angesagt und geplant. Nur ein Gedanke kam wieder zurück in meinen Kopf an jenem Abend: Alles hinter mir lassen und woanders ganz von vorn beginnen. Bevor es zu spät sein würde. Jetzt würde ich die Chance haben. Die Chance für einen Neustart und mit dem Geld ein Polster, um mir woanders etwas Neues aufzubauen für mich. Vor knapp einem Jahr hatte ich es mir selbst geschworen. Dass ich sobald ich es mir leisten könnte, meine Koffer packen würde und einfach abhaue. Dahin, wo es diesen Starrsinn und diese Bürokratie nicht gab. Dahin, wo ich mich frei und unbeschwert fühlen konnte. Wenn ich es nicht tun würde, wüsste ich nie, ob es nicht doch geklappt hätte und ich würde mich ein Leben lang fragen ‚Was wäre wenn ich gegangen wäre‘. Jetzt hatte ich die Chance es zu tun und es auszuprobieren. Es einfach zu leben und in die Tat umzusetzen. Für unser Projekt konnte ich durch das Internet inzwischen von vermutlich jedem Ort der Welt aus arbeiten. Sofern der Ort mit dem Netz verbunden wäre. Aber das Ziel, dass ich mir für meinen Ausstieg vorgenommen hatte lag noch in der Zivilisation. Lag noch in Europa und war nur mehrere Flugstunden entfernt. Gran Canaria. Oft träumte ich davon, mir dort ein kleines Haus zu suchen, es einfach zu mieten und von dort aus Etwas zu beginnen und neu aufzubauen. Warum nicht? Was sprach dagegen? Was hielt mich hier? Es gab etwas, dass mich an diesen Ort band. Es war nicht unser Projekt, es war ein Teil davon. Es war ein Mitglied des Teams. Michael. Würde ich ihn vermissen? Würde er mich vermissen und wäre es ausreichend, miteinander zu telefonieren an statt sich persönlich zu sehen? Für die Arbeit sicher, aber für mich persönlich? Meine Gedanken verselbstständigten sich immer mehr und fingen nicht an abzuwägen, was für und was gegen einen solchen Schritt sprechen würde, sie fingen an zu planen, wie dieser Weg am schnellsten beschritten werden könnte. Alle Zweifel schob ich einfach beiseite, denn ich wusste, je länger ich logisch und rational über einen solchen Schritt nachdenken würde, desto mehr Gründe und Argumente würde ich dafür finden, diesen Weg nicht gehen zu wollen. Doch eine Stimme in mir sagte, es einfach zu tun. Es mag hundert Gründe geben, etwas nicht zu tun, aber nur einen, es zu tun: Nämlich weil man es will. Und ich wollte. Dessen war ich mir bewusst. So wie ein ähnlicher Abend vor einem Jahr mein Leben bereits verändert hat, sollte dieser Abend wieder eine Veränderung für mein zukünftiges Leben mit sich bringen. Den Neuanfang wagen.
     
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