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Raumstation Erde

Raumstation Erde

Titel: Raumstation Erde
Autoren: Clifford D. Simak
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heraus und drückte die Wählertaste über Nr. 27.
    Er füllte den Tank und ließ den Schlauch in die Wand zurückgleiten.
    Wieder an die Maschine tretend, wischte er die Platte klar und schickte die Bestätigung hinaus, daß für den Reisenden von Thuban alles bereit sei, erhielt die Empfangsbestätigung von der anderen Seite, schaltete die Maschine auf neutral und empfangsbereit.
    Er ging zum Ablageschrank neben seinem Schreibtisch und zog eine Schublade voll Karteikarten heraus. Er sah nach, und da war Thuban VI, verschlüsselt auf 22. August 1931. Er ging durch den Raum zu der Wand, die von Büchern, Magazinstapeln und Journalen ausgefüllt war, vom Boden bis zur Decke, und fand das gesuchte Tagebuch. Er trug es zum Schreibtisch.
    Der 22. August 1931 war einer von den ruhigeren Tagen gewesen, stellt er anhand der Eintragung fest. Nur ein Reisender hatte sich eingefunden, jener von Thuban VI. Obwohl die Tageseintragung in seiner kleinen, schwer leserlichen Handschrift beinahe eine ganze Seite ausfüllte, hatte er seinem Besucher nur einen einzigen Absatz gewidmet.
    >Heute< - so lautete er - >erschien ein Klumpen von Thuban VI. Auf andere Weise läßt sich das Wesen nicht beschreiben. Es ist einfach ein Klumpen Materie, vermutlich Fleisch, und diese Masse scheint rhythmischen Formveränderungen zu unterliegen, denn periodenweise ist sie kugelförmig, dann flacht sie sich ab, bis sie den Boden des Tanks bedeckt. Sie beginnt sich wieder zusammenzuziehen und einzurollen, bis sie wieder zu einem Ball geworden ist. Diese Veränderung geht sehr langsam und periodisch vonstatten - in dem Sinn, daß sie immer den gleichen Ablauf zeigt. Zeitlich läßt sich aber kein Rhythmus entdecken. Ich habe versucht, die Dauer der Abläufe zu messen, fand aber unterschiedliche Werte. Die kürzeste Zeitspanne für die Vollendung des Zyklus dauerte sieben, die längste achtzehn Minuten. Vielleicht könnte man über längere Zeiträume einen periodischen Ablauf entdecken, aber ich hatte nicht die Zeit dazu. Der Semantik-Übersetzer half mir nicht weiter; das Wesen gab jedoch eine Reihe von scharfen Klicklauten von sich. Als ich im Pasimologie- Handbuch nachschaute, stellte ich fest, daß es zu sagen versuchte, es gehe ihm gut, es bedürfe keiner Pflege und wolle in Ruhe gelassen werden. Was ich auch tat.<
    Und am Ende des Absatzes stand der Vermerk: >Siehe 16. Oktober 1931.<
    Er blätterte, bis er den 16. Oktober fand. Das war einer der Tage gewesen, an dem Ulysses gekommen war, um die Station zu inspizieren.
    Er hieß natürlich nicht Ulysses. Eigentlich hatte er überhaupt keinen Namen. Bei seinen Leuten brauchte man das nicht; es gab eine andere Terminologie zur Identifizierung, die weitaus präziser war als bloße Namengebung. Aber diese Terminologie, selbst der Begriff als solcher, ließ sich von Menschen weder verstehen noch gar anwenden.
    »Ich werde dich Ulysses nennen«, hatte Enoch zu ihm gesagt, als sie einander zum erstenmal begegneten. »Irgendwie muß ich dich ja rufen.«
    »Es ist angenehm«, sagte das damals noch fremdartige Wesen. »Darf man fragen, woher der Name Ulysses.?«
    »Weil es der Name eines großen Mannes meiner Rasse ist.«
    »Ich bin froh, daß du ihn gewählt hast«, sagte das neugetaufte Wesen. »Er klingt würdig und edel, und ich trage ihn gerne, wenn wir beide unter uns sind. Und ich werde dich Enoch nennen; denn wir werden viele von euren Jahren zusammenarbeiten.«
    Und es waren viele Jahre geworden, dachte Enoch, vor der Tagebuchseite für den Oktobertag vor über vierzig Jahren. Befriedigende und bereichernde Jahre.
    Und es würde weitergehen, dachte er, noch lange - viele Jahrhunderte lang, vielleicht tausend Jahre. Und am Ende dieser tausend Jahre, was würde er dann wissen?
    Obgleich das Wissen nicht das Wichtigste war, dachte er.
    Vielleicht würde es nie dazu kommen; denn jetzt mischte man sich ein. Es gab Beobachter, zumindest einen, und in nicht allzulanger Zeit mochte sich der Kreis um ihn enger schließen. Was er tun oder wie er der Bedrohung begegnen würde, wußte er nicht, bis zum entscheidenden Augenblick. Er hatte ja kommen müssen. Er war die ganzen Jahre hindurch darauf vorbereitet gewesen. Ein Wunder nur, daß es nicht früher eingetreten war.
    Er hatte Ulysses schon am ersten Tag von dieser Gefahr erzählt. Er hatte auf der Treppe vor der Veranda gesessen, und als er jetzt daran dachte, erinnerte er sich so genau, als sei es erst gestern geschehen!

6
     
     
    Er saß auf der Treppe,
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