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Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)

Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)

Titel: Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)
Autoren: Silke Brocks
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Amis nicht. Solang e Jobs da waren, war das auch kein Problem. Die Probleme kamen erst später. Später als die Jobs weg waren, und die Hypotheken für die Häuser nicht mehr bezahlt werden konnten. Und dabei waren sie so erzogen worden. Kannst du eine Hypothek für ein 250.000 Dollar Haus haben, dann nehme sie auch. Dann wohnst du größer und schöner. Diesem Leitbild entsprechend verhielten sich die Amerikaner nunmal über viele Jahre und wurden nun dafür bestraft. Auch das Land bekommt nun die Quittung. Wenn Amerika runtergestuft wird, was passiert dann mit den anderen Ländern? Es war bestimmt nur eine Frage der Zeit, bis die Krise auch voll in Europa einschlug.
    Dies ging mir heute durch den Sinn, als ich am Comp uter saß, anstatt mich endlich für mein Date mit Felix schön zu machen. Felix, der mich mit Rotwein abgefüllt und angemacht hatte. Felix aus Deutschland, der so erfolgreich in England war. Aber auch für mich läuft es hier doch eigentlich ganz gut, dachte ich.
    Erst gestern habe ich von meiner Idee und Rebellion gegen die Bewertung der Staatsanleihen profitiert, heute kosten mich aber die von mir vorgeschlagenen Korrekturen in den Modellen den Kragen. So werde ich morgen wie ein Zombie aussehen. Auf der anderen Seite sehen hier alle so aus.
    Und d a hier keiner frische Luft bekommt, bekommt Felix vielleicht auch keine und sieht gar nicht, wie fertig ich doch aussehe. Noch aussehe, sollte ich sagen. Dafür hat man letztendlich Einkaufsmöglichkeiten hier in Canary Wharf, Schönheitssalons inklusive.
    Zwanzig Minuten später sitz e ich nach einer Express-Schönheitsbehandlung wieder am Schreibtisch und warte nur noch auf meinen Feierabend.
    Endlich sechs Uhr. Viel zu früh, aber egal. Den Rest des Tages brauchte ich heute für meinen Schönheitsschlaf.
    Trotzdem war ich nach diesem Tag total am Ende und fuhr nur noch nach Hause. Ich trug noch immer meine Londoner Einheitskluft, natürlich mit meinen Turnschuhen. Vor mir war eine ungebügelte Bundfaltenhose, neben mir graue verknitterte Hosen, immerhin mit noch sichtbaren Bundfalten drin. Keuchend quetschte sich soeben eine andere Matrixgestalt in die Bahn rein, dann fuhr das Getüm wieder an. Sie will ja schließlich niemanden was tun, die gute alte Tube.
    Als ich Upminster und damit meine Endhaltestelle erreichte, stiegen natürlich alle aus und die Kälte nach dieser irren Enge und Hitze kroch draußen sofort in mich rein.
    Wie eine verkleidete Karnevalsmaus klebte mein Kostüm am Körper und in meinen Turnschuhen könnte ich nach dieser Fahrt schwimmen gehen.
    Die Leute auf der Straße liefen an mir vorbei, guckten dabei freundlich, liefen weiter, entschuldigten sich zwischendurch und brachten mich so alle sicher nach Hause.
    Im Fernsehen lief ein alter Tarantino. Ich verstand aber nicht viel, und sah nur viel Blut im Turnschuh. Das hatten meine noch nicht gesehen. Daher raffte ich mich auf, und ging eine kleine Runde joggen. Wieder dahiem schlief ich direkt ein, obwohl der Film noch lief. Die ungewohnte frische Luft hatte mich komplett ausgenockt.
    Allerdings verhalf mir später mein deutsches schlafendes Ich den Fernseher auszuschalten.

7
                   Heute spielt der Muskelkater mit meiner Katze. Dabei war ich doch gestern nur eine halbe Stunde gelaufen.
    So bin ich heute Abend kaum in der Lage, Felix zu begegnen.
    Gefühlte Tage später sitze ich endlich am Schreibtisch. Vor meinen Papierbergen. Und das in diesen Zeiten. Ich war noch nicht im druckfreien Zeitalter angekommen.
    Gefühlte Monate später mache ich mich auf zu meinem Date. Heute hat ein Jahr gedauert.
    P ersönlich war ich daher echt mehr als durch; mit der Arbeit dahingegen leider noch immer nicht.
    Dafür tobten Kater und Katze noch immer heftigst miteinander.
    Und Felix empfing mich dann irgendwann so traumhaft schön wie ich ihn in Erinnerung hatte.
    Und trotzdem h ätte ich Monsieur an der nächsten Kreuzung am Liebsten schon in die Antarktis geschickt. Denn die Wüste mag ich persönlich viel zu sehr. An der übernächsten Kreuzung war ich dann auch hart und tats.
    Ich bog einfach nach rechts ab, denn bei mir landen keine Typen, die verheiratet sind. Daher lief er, mein Traummann, mir auch schon wieder davon, bevor er überhaupt bei mir angekommen war.
    Kein Spaß, kein Date, aber mein en Muskelkater hab ich immerhin noch immer und den kann mir auch niemand nehmen.
    Ich lasse mich mal wieder im wagamama trösten. Dieses Mal in der Nähe vom Tottenham
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