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Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Titel: Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr
Autoren: Elaine Cunningham
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Procopios Feldzug als Sieg angesehen, und sein Schiff flog fast an der Spitze von Zalathorms Flotte.
    Wie ein Schwarm rachsüchtiger Drachen glitten die halruaanischen Schiffe auf die Invasoren zu. Sie wahrten eine sorgfältige Keilformation, um den Weg für die Zauber freizuhalten, die von den Magiern auf jedem Schiff gewirkt wurden. Feuerbälle und Blitze schossen umher wie ein Feuerwerk bei einer Festlichkeit – und verpufften auch genauso harmlos. Die Invasoren hatten sich gut auf konventionelle Kampfmagie eingestellt.
    Bedauerlicherweise hatte Procopio jahrelang gerade diese konventionellen Taktiken studiert, obwohl er jetzt etwas anderes benötigte, etwas, das niemand erwartete!
    Ein heller, schriller Ton war von einem der Himmelsschiffe zu vernehmen – ein metallener Fanfarenstoß, der den Höhepunkt eines gewaltigen Zaubers ankündigte. Die Musik spielte immer weiter, bis Procopio sich die Ohren zuhielt. Im Osten begannen zwei der höchsten Berge, deren Gipfel auch im Sommer noch schneebedeckt waren, zu beben. Die Schneedecke zersprang wie ein Glaskelch, der von einer einzigen hohen, reinen Note getroffen wird. Lawinen wälzten sich ins Tal und begruben die neueste Invasionswelle der Mulhorandi unter sich, als diese den Paß überquerte. Auch der Paß wurde verschüttet.
    Doch die Mulhorandi waren noch lange nicht geschlagen. Wolken formten sich aus Schnee und Nebel und nahmen die Gestalt eines Mannes an. Eine titanenhafte Figur in blau, weiß und grau erhob sich, die Füße tief im Schnee vergraben, die gewaltigen Fäuste hoch in den Himmel gereckt. In der Hand hielt die Gestalt ein eisfarbenes Schwert, lang wie ein Schiffsmast.
    Die Waffe fuhr herab und schnitt sich durch die Segel eines der Himmelsschiffe, dann fraß sie sich ins Deck. Das Geräusch von berstendem Holz ging in einer heftigen Explosion unter, als das magische Zepter sich löste, durch das das Schiff angetrieben wurde. Das Himmelsschiff neigte sich nach Backbord und begann, in einer spiralförmigen Flugbahn zu Boden zu sinken.
    »Ein Sturmelementar«, murmelte Procopio und identifizierte den kaum bekannten Mulhorandi-Zauber.
    Andere Wolkengestalten begannen sich zu bilden und nahmen der Lawine ihre Kraft. Bei einem der Giganten entdeckte Procopio ein vertrautes Gesicht – das von Ameer Tukephremo, jenem mulhorandischen Magier, der ihm Tarnzauber im Tausch für das Versprechen halruaanischer Magie verkauft hatte.
    Ein Schauder der Ungewißheit ging durch den Erkenntniszauberer. Procopio hatte nicht die Möglichkeit in Erwägung gezogen, daß die Mulhorandi tatsächlich auf das Land vordringen würden. Das war nun geschehen. War es möglich, daß sie sogar siegen konnten? Daß er nicht nur den Thron, sondern auch seine Heimat verlieren würde?
    Einen Moment lang dachte der Magier über seine weitere Vorgehensweise nach. Er konnte alles gestehen, was er getan hatte. Er konnte die anderen halruaanischen Magier wissen lassen, welche Geheimnisse und Vorteile ihre Gegner besaßen. Procopio hatte sich seit Jahren mit der Magie der Mulhorandi beschäftigt, und die Magier konnten dieses Wissen gegen die Invasoren nutzen.
    Oder konnte er es vielleicht nutzen, um seine eigene Position zu stärken?
    Letztendlich fiel ihm die Wahl leicht. Procopio begann einen Wolkenformungs-Zauber zu rezitieren und schuf damit ein Monster, das es mühelos mit zweien der Mulhorandi-Giganten auf einmal aufnehmen konnte. Der Anblick seines eigenen Gesichts auf dieser gottgleichen Gestalt begeisterte ihn, und er lachte laut, als er seinen Elementar-Doppelgänger in den Kampf gegen Ameer Tukephremo schickte.
    Die Himmelsgiganten begegneten sich wie zwei widerstreitende Stürme. Procopios Kreatur hielt ein Schwert, das länger war als eine Bergpinie. Ameers geschwungener Säbel leuchtete am Himmel wie ein neuer Mond.
    Während der Erkenntniszauberer den Kampf beobachtete, wandte er sich einer anderen Zaubersequenz zu. Er beschwor einen Feuerball herauf und ließ einen Zauber folgen, der diesen Ball um ein Vielfaches vergrößert in der Hand seines Wolken-Avatars plazierte.
    Das Licht aus dem magischen Geschoß schien durch die substanzlose Gestalt hindurch und verlieh ihr das Feuer und den Glanz der Wolken bei Sonnenuntergang. Das titanenhafte Abbild Procopios schleuderte den Feuerball, der sich wie ein Speer in die Wolkenform des Mulhorandi bohrte. Das Elementar taumelte zurück und begann bereits, sich an den Rändern in kleine Wolkenfetzen aufzulösen. Procopio ließ
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