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Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Titel: Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr
Autoren: Elaine Cunningham
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hellbraunen Augen an und hielt Matteos eindringlichem Blick stand. Durchscheinendes Blut tropfte von der Klinge und vermischte sich mit dem versiegenden Rinnsal der Quelle. »Kiva ist auf die Ebene des Wassers vorgedrungen, um sich Akhlaur zu stellen und ihn zu töten. Ob ihr das gelingt oder nicht, ist ohne Bedeutung. Das Portal ist geschlossen, und ihr Schicksal ist besiegelt.«
    Matteo fand das nicht annähernd so tröstlich, wie er erwartet hatte. Dieser seit langem herbeigesehnte Sieg konnte nicht die gähnende Leere ausfüllen, die durch Tzigones Verlust entstanden war. Doch weder der Sieg noch der Verlust konnten ihn von seiner Pflicht entbinden. Er zog das Schwert langsam von Andris’ Kehle zurück.
    »Du wirst mir das schwören?«
    »Du kannst von Azuths Tempel die mächtigsten Bluthunde kommen lassen. Ich werde mich ihrer Inquisition unterwerfen, so wie ich mich dir als dein Gefangener unterwerfe.«
    »Einfach so?«
    »Einfach so«, erwiderte Andris müde. »Meine Rolle bei alledem ist beendet.«
    Matteo ließ ihn aufstehen, hielt aber sein Schwert bereit, während sie zu den verbliebenden Kämpfen ins Tal hinunterstiegen. Kiva war vielleicht tot, aber Matteo vermutete, daß sie noch längst nicht erledigt war.
    * * *
    Die Avariel umflog die Berge im Osten und näherte sich rasch den Invasionstruppen. Andris war in einer Kabine unter Deck eingesperrt worden, und Basel Indoulur und Matteo standen in apathischem Schweigen am Bug des Himmelsschiffs. Mit Augen, die nicht wirklich etwas erfaßten, sahen sie hinab auf das unwirtliche Terrain. Sie hatten fast das Schlachtfeld erreicht, als der Magier den Verlust in Worte faßte, den sie beide empfanden.
    »Wenigstens hat sie Dhamari mitgenommen.«
    »Ja.« Matteo versuchte zu lächeln. »Ich frage mich nur, wen er mehr wird fürchten müssen: Tzigone oder die Finsteren Feen.«
    »In der Tat.«
    Wieder verfielen sie in Schweigen. Matteo starrte in dem verzweifeltem Bestreben, sich auf die vor ihm liegende Aufgabe zu konzentrieren, zu Boden. Die Invasionsarmee kam nun in Sicht. Heerscharen von schwarzgekleideten Soldaten, die aus dieser Höhe wie Ameisen wirkten, walzten die in markantes Grün gewandeten halruaanischen Soldaten nieder, als seien sie Gras, das sie niedertrampelten.
    »Zu wenige«, murmelte Matteo.
    »Und zu nah«, fügte der Magier an und machte ein besorgtes Gesicht. »Ich kenne keinen Kampfzauber, der einen Nahkampf gezielt durchdringen kann.«
    »Was wir benötigen, sind mehr Truppen.« Etwas Merkwürdiges kam Matteo in Erinnerung: Tzigone, wie sie einen Bund stinkender Pilze in der Hand hielt, gekleidet wie ein Straßenbalg, damit sie durch einen Streich ihrem langweiligen Auftrag, Einkäufe zu erledigen, etwas Abwechslung bescheren konnte.
    »Die Fagoila-Pilze, die Tzigone vor kurzem gekauft hat – habt Ihr die Sporen hier an Bord?«
    Basel sah ihn aufmerksam an, und sein Blick wurde hart. »Das habe ich, und ich habe auch einen Zauber vorbereitet, der im Handumdrehen eine Armee erschaffen wird. Ein guter Gedanke, aber es sieht nicht nach Regen aus.«
    »Streut die Sporen dennoch aus, und dann bringt die Avariel über die Wolken.«
    Während der Schiffsmaat die Befehle an die Mannschaft weitergab, nahm Basel den Platz am Steuer ein. Mit geschlossenen Augen, die Lippen in hektischer Bewegung, legte er beide Hände fest um die magische Ruderpinne, mit der dem Schiff Schub und Auftrieb verliehen wurde.
    Das Himmelsschiff begann einen steilen Aufstieg, während zwei niedere Magier damit beschäftigt waren, kleine Säcke mit stechend riechendem Pulver über Bord zu werfen. Die Matrosen waren unterdessen mit Seilen und Segeln beschäftigt, um das Schiff in den schnellen und unberechenbaren Winde auf Kurs zu halten.
    Es war ein gefährlicher Schachzug, das war allen an Bord klar. Das Himmelsschiff war nicht für solche Höhen ausgelegt, und Basel brachte seine physikalischen und magischen Vorrichtungen an den Rand ihrer Belastbarkeit. Wenn sie diese Grenze überschritten, würde das Schiff auseinanderbrechen und wie ein von einem Pfeil getroffener Schwan hinabstürzen.
    Das Deck bekam Schräglage und zitterte, während Matteo sich an der Reling entlanghangelte und den Himmelsmatrosen zeigte, wie der Sand aus den Ballastsäcken auf den Wolken ausgestreut werden sollte. Von dem Gewicht befreit, stieg das Schiff weiter. Es wurde von heftigen Luftströmungen erfaßt und durchgeschüttelt wie die Beute eines Hundes. Matteo klammerte sich an die Reling und
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