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Ratgeber Magersucht

Ratgeber Magersucht

Titel: Ratgeber Magersucht
Autoren: Thomas Paul
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Kommunikationsmuster bei verschiedenen psychischen Störungen und nicht nur bei manchen Familien von Magersüchtigen beobachtet werden. Sicherlich können problematische familiäre Interaktionmuster als ein möglicher aufrechterhaltender Faktor der Erkrankung angesehen werden.
Niedriges Selbstwertgefühl
    Von Magersucht Betroffene fallen häufig durch ein niedriges Selbstwertgefühl auf. In einer Vielzahl von Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass sie im Vergleich zu gesunden jungen Frauen deutliche Selbstkonzeptbeeinträchtigungen aufweisen. Unklar ist jedoch, ob diese bereits vor der Erkrankung auch schon bestanden oder sich erst mit Fortschreiten der Erkrankung entwickelten. Allein das zunehmend schlechte körperliche Selbstbild der Betroffenen kann sich negativ auf das Selbstwerterleben auswirken. Auch bei gesunden Menschen wird der Selbstwert stark davon beeinflusst, wie attraktiv man sich selbst beurteilt, z. B. scheinen Übergewichtige einen tendenziell geringeren Selbstwert zu haben. In unserer Gesellschaft spielen Aussehen, Figur und Gewicht eine wichtige Rolle in der sozialen Bewertung, die wiederum einen großen Einfluss auf das Selbstwerterleben hat. Studien zeigen, dass sich schon junge Mädchen vor der Pubertät an dem gegenwärtigen untergewichtigen Schlankheitsideal orientieren. Da auch andere psychische Erkrankungen mit einem sehr niedrigen Selbstwertgefühl einhergehen (z. B. Depressionen), scheint es sich nicht um einen spezifischen Risikofaktor für Magersucht zu handeln, dennoch aber um einen bedeutsamen aufrechterhaltenden Faktor.
Belastende Lebensereignisse
    Die Beziehung zwischen belastenden Lebensereignissen im Allgemeinen und dem Auftreten von Magersucht ist bisher erst in einer kleinen Zahl von Studien untersucht worden. Danach scheinen belastende Lebensereignisse (wie z. B. Scheidung der Eltern, Verlust wichtiger Bezugspersonen etc.) häufiger im Vorfeld der Essstörungen aufzutreten, als sie bei Kontrollpersonen im gleichen Zeitraum beobachtet werden. Allerdings gilt auch hier, dass es sich um einen unspezifischen Befund handelt, da belastende Lebensereignisse bei vielen psychischen Störungen, insbesondere depressiven Störungen, gehäuft vor Ausbruch der Erkrankung auftreten.
Perfektionismus
    Perfektionistische Verhaltensweisen und Denkstrukturen gehören aus klinischer Sicht zu den charakteristischen Merkmalen magersüchtiger Betroffener. Häufig bestehen diese Verhaltensmuster auch nach Überwinden der Erkrankung weiter. In den wenigen bisher durchgeführten Studien konnte jedoch ein eindeutiger Zusammenhang zwischen hohen Perfektionismuswerten vor der Erkrankung und der Entwicklung einer Magersucht nicht nachgewiesen werden, d. h., auch bezüglich dieser Auffälligkeit ist noch nicht geklärt, ob es sich lediglich um eine Folge oder auch um eine Ursache der Erkrankung handelt.
Kindliche Essstörungen und gastrointestinale Probleme
    Fütterungsstörungen und schwerwiegende Magen-Darm-Probleme in der frühen Kindheit wurden bei magersüchtigen Betroffenen fast doppelt so häufig wie bei gesunden Kontrollgruppen festgestellt. Auch konnte nachgewiesen werden, dass Verdauungsprobleme und ein so genanntes wählerisches Essverhalten („picky eating“) bei kleinen Kindern ebenfalls als Risikofaktoren für magersüchtige Symptome in der Jugendzeit anzusehen sind.
Biologische/Genetische Faktoren
    Es ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass auch spezifische biologische Faktoren im Sinne von Veranlagungen an der Entstehung der Magersucht beteiligt sind. Diese sind jedoch so komplex, dass sie hier nicht dargestellt werden können.
    Zur Untersuchung der Fragestellung, inwieweit bei der Entwicklung einer Magersucht auch genetische Faktoren eine Rolle spielen, bietet sich die Durchführung von Zwillingsstudien an. Bei dieser Art der Untersuchung wird verglichen, wie häufig eine bestimmte Erkrankung gleichzeitig bei eineiigen, zweieiigen Zwillingen und Nicht-Zwillingsgeschwistern vorkommt.
    In der weit überwiegenden Mehrzahl kommen diese Studien zu dem Ergebnis, dass bei einem Vergleich von eineiigen und zweieiigen Zwillingen eine deutlich höhere gleichzeitige Erkrankungsrate bei den eineiigen Zwillingen besteht. Die Übereinstimmungsraten betragen dabei zwischen 60 und 80 %. Das heißt, wenn einer der eineiigen Zwillinge an einer Magersucht erkrankt, so liegt die Wahrscheinlichkeit für den anderen Zwilling daran zu erkranken bei 60 bis 80 %. Bei zweieiigen Zwillingen wird hingegen
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