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Rashminder Tage 3 (German Edition)

Rashminder Tage 3 (German Edition)

Titel: Rashminder Tage 3 (German Edition)
Autoren: Sandra Gernt
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gekommen sein musste. In seiner kopflosen Flucht war er gewiss stur geradeaus gelaufen, also würde es möglich sein, auch bei Nacht und Regen zurückzufinden.
    Natt. Das war sein Ziel. Und nicht zu vergessen: Er hatte einen Auftrag zu erfüllen. Wenn es irgendwie in seiner Macht stand, würden weder Karchos noch Varel den nächsten Sonnenaufgang erleben.
     

Kapitel 3
     
    Natt erwachte.
    Jeder einzelne Teil seines Körpers schmerzte, und er konnte sich beim besten Willen nicht erinnern, warum das so war. Als er es mühsam fertig brachte, die Augen zu öffnen, entdeckte er nichts als Dunkelheit. Dunkelheit und Stille. Waren seine Lider wirklich offen? Er versuchte die Hand zu heben, um es nachzuprüfen. Schmerz durchzuckte seinen Arm, so plötzlich und mit solcher Gewalt, dass er nicht einmal schreien konnte.
    Wie gelähmt hielt Natt still, lauschte dem Dröhnen seines viel zu raschen Herzschlags, wartete hilflos, dass es besser werden würde. Eine Ewigkeit verging, bis er endlich wieder frei atmen konnte und die tanzenden bunten Kreise vor seinen Augen verschwanden.
    Tot bin ich jedenfalls nicht, dachte er, als der intensive Schmerz abklang. Mehr noch – er verschwand völlig, als wäre es nur ein böser Traum gewesen. Zu seiner Verblüffung konnte Natt nun ohne Schwierigkeiten die Arme bewegen. Was zu der zweiten wichtigen Erkenntnis führte: Wo auch immer er sich gerade befinden mochte, gefesselt war er zumindest nicht.
    Natt setzte sich auf. In seinem Nacken piekste etwas unangenehm. An genau der Stelle, wo sich sein Splitter befand. Jener Meteoritensplitter, mit dem er ungehindert durch Mauern und Wände treten konnte, falls er es wollte.
    Ruckartig riss er beide Hände zugleich hoch und tastete besorgt. Da war ein Verband zwischen Nacken und Schulter, der dort nicht hingehörte. Eisige Kälte prickelte durch Natts Inneres, als er an dem Verband zerrte. Er spürte das vertraute Brennen einer Schnittwunde. Getrocknetes Blut. Den Splitter fand er nicht.
    Stöhnend sank Natt zurück auf den Boden. Er konnte nicht fliehen.
    Eingesperrt. Gefangen. Dunkel.
    Panik brandete auf; für einen Moment fand er sich zurück im Kerkerverlies, in dem er Monate seiner Kindheit hatte verbringen müssen. Roch den Gestank von Unrat, Fäkalien, ungewaschener Körper. Fühlte die Kälte, die wie ein lebendiges Tier in seinem verhungernden Leib wütete. Da war die Angst einzuschlafen und vielleicht niemals mehr zu erwachen. Die Angst, dass man ihn holen und ihm die rechte Hand abschlagen würde, wie es bei Dieben wie ihm üblich war. Dass er bloß überleben wollte, dass er ein Waisenkind war, das verlassen auf der Straße vegetierte, interessierte niemanden. Die Angst, dass sich einer der mitgefangenen Männer oder ein Wächter an seinem Körper bedienen würde, war am stärksten …
    Atmen. Ruhig. Einatmen. Ruhig. Ausatmen. Es ist vorbei. Vorbei. Lange vergangen. Ganz ruhig.
    Auch wenn er diese Erinnerung niemals vollkommen bewältigt hatte, so hatte Natt doch gelernt, mit ihr zu leben. Er konnte in dunklen Räumen schlafen. Er konnte diese Gefangenschaft ertragen. Er war stark!
    Jetzt, wo er wieder still lag, hörte Natt fernes Rauschen, und der Geruch von Salzwasser und Seetang drang in sein Bewusstsein vor.
    Karchos , dachte er. Richtig, er war gemeinsam mit Cael losgezogen, um Karchos das Wiesel zu ermorden. Natt erinnerte sich an blaues Magielicht und Schreie. Wahrscheinlich hatten er oder Cael einen Fluch ausgelöst. Ein Wunder, dass er noch lebte! Aber was war mit seinem Gefährten?
    „Cael?“, flüsterte er in die Finsternis. Sorge trieb ihn hoch. Dass er noch lebte, sagte nichts über Caels Schicksal aus! Über den Boden kriechend begann Natt hektisch alles abzutasten. Es brauchte nicht lange, um diesen ungefähr drei mal drei Schritt großen Raum zu erforschen, über Säcke zu rutschen, sich an Truhen und Wänden zu stoßen und sich Splitter einzufangen. Eine wenig genutzte Vorratskammer, wie es schien. Er fand eine verriegelte Tür und jede Menge Unrat. Cael fand er nicht.
    Überraschend, wie weh das tat … Nach den Jahren, die er abseits seiner Aufträge für die K.R.R.F. allein zugebracht hatte, da Eryk für ihn als Freund unerreichbar geworden war, gierte er regelrecht nach menschlicher Nähe. Selbst wenn es dieser innerlich zerstörte, unberechenbare Kerl sein musste. Viel zu lange hatte er keinen Bettgefährten mehr gehabt, keinen Freund, mit dem er frei über alles reden konnte, keinen Vertrauten, auf den er
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