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Rashminder Tage 01 (German Edition)

Rashminder Tage 01 (German Edition)

Titel: Rashminder Tage 01 (German Edition)
Autoren: Sandra Gernt
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damals konnte er sich nicht aus eigener Kraft retten.
     
    Fassungslos starrte Natt auf ihn nieder. Seine Wut, der unbändige Hass auf diesen Mann, der es gewagt hatte, ihn so anzupacken, verflog mit einem Schlag, als er diesen Laut hörte. Cael zitterte, absolutes Grauen sprach aus dem qualvoll verzerrten Gesicht. Der Blick aus den blauen Augen ging ins Leere, was immer Cael sah, es hatte nichts mit ihm, Natt, zu tun.
    Hastig gab er ihn frei und sprang hoch. Er beobachtete, wie Cael sich zusammenkrümmte und so liegen blieb, hektisch um Atem ringend.
    Himmlischer Vater, er wurde gefoltert wie vermutlich noch nie ein Mensch zuvor, wie kannst du ihn bloß schlagen! Natt schämte sich für sich selbst. Lark hatte ihn hierher geschickt, damit Cael sich nichts selbst antat. Nun, das hatte er offensichtlich nicht nötig, solange Natt in der Nähe war.
    Es ist nicht seine Schuld, dass ich Eryk für ihn verloren habe.
    Rasch schob Natt den Gedanken beiseite. Eryk lebte, und die Vergangenheit hatte bewiesen, dass er gemeinsam mit Kaiden auch aus brenzligen Lagen entkommen konnte.
    Das Wimmern verstummte, Cael lag nun still da.
     
    Gerade als Natt sich durchgerungen hatte, zu ihm zu gehen, mit ihm zu reden, hob Cael den Kopf. Er wirkte verwirrt, als er sich aufsetzte, er rieb sich die Handgelenke, wischte sich dann die Tränen aus dem Gesicht und kam schwankend auf die Füße.
    „Setz dich“, sagte er tonlos zu Natt, ohne ihn anzusehen.
    „Hey, ahm, es tut mir leid …“ Natt wusste nicht was er sagen sollte, also setzte er sich am Boden nieder, unsicher, ob er nicht doch besser gehen sollte. Cael verschwand, erleichtert atmete Natt aus und lehnte sich zurück. Was beim dreigehörnten Schattenfresser war das eigentlich gerade gewesen? Er fühlte sich, als hätte er einen mehrstündigen Gewaltmarsch absolviert. Cael hatte etwas in ihm geweckt, das er niemals mehr hatte durchleben wollen. Niemals sonst hätte er den Mann angegriffen, der gerade erst durch die Niederhöllen gegangen war, von unvorstellbarer Folter wortwörtlich in Stücke gerissen.
    Bevor er einen klaren Gedanken fassen konnte, war Cael wieder da und warf ihm schweigend eine Decke und ein Kissen zu.
    „Such dir eine Ecke zum Schlafen. Oder hau ab. Is’ mir egal.“
    Natt breitete die dünne Steppdecke auf dem Boden aus. Bequem würde es nicht werden, aber er war Schlimmeres gewöhnt.
    Cael gönnte ihm keinen Blick, sondern schloss stumm die Tür hinter sich. Auch Recht. Sie mussten zusammen arbeiten, nicht ihr Leben gemeinsam verbringen.
    Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er noch immer die schmutzigen Sachen von der Rettungsaktion trug. Wie er es so lange mit dem blutverschmiertem Zeug ausgehalten hatte, konnte er nicht sagen. Angewidert riss er sich das Hemd vom Leib. Er brauchte Wasser und er brauchte ein frisches Hemd und besser auch eine andere Hose.
    Natt zögerte. Er könnte einfach durch die Wand schreiten und bei sich zuhause saubere Kleidung holen. Ob er es dann zurück hierher schaffen würde, wusste er allerdings nicht. Für einen Nicht-Magier waren diese Passagen sehr anstrengend. Drei, vier Mal am Tag war es zu schaffen, mit längeren Pausen dazwischen durchaus ein fünftes Mal. Lark hatte ihn eindringlich gewarnt, es zu versuchen, wenn er bereits erschöpft war und sich nicht in akuter Lebensgefahr befand. Niemand wusste so genau, was geschah, falls einen mittendrin die Kraft verließ. Vielleicht blieb man für alle Zeiten in dem Raum mit den Türen gefangen? Oder man fand sich im Nichts wieder …
    Die Alternative bestand darin, halbnackt vor Cael zu stehen und um Kleidung betteln zu müssen. Das passte Natt nicht. Eigentlich passte ihm überhaupt nichts hier, die ganze unsinnige Situation nicht!
    Seufzend fügte er sich und klopfte an der Tür seines unwilligen Gastgebers.
    Cael öffnete. Er trug jetzt ein dunkles Schlafhemd, was ihn seltsam verletzlich wirken ließ, trotz seines sehnigen, harten Körpers.
    „Ahm …“ Verlegen suchte Natt nach Worten, Hitze schoss ihm ins Gesicht. „Ich … hast du …“ Hilflos deutete er auf den Haufen schmutzigen, zerrissenen Stoffs hinter sich. Ein leichtes Lächeln erhellte die ausdruckslose Miene seines Kampfgefährten. Er nickte und trat zurück in den Raum, der kaum größer als eine Abstellkammer war. Es gab auch hier kein Fenster, bloß ein niedriges Bett. An der Wand stapelten sich ordentlich sortiert Caels Anziehsachen. Während er rasch ein Hemd und eine Hose auswählte, fiel Natts Blick
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