Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition)

Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition)

Titel: Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition)
Autoren: Emma Bieling
Vom Netzwerk:
schreibe sechzig Zentimeter Durchmesser.
    Er lachte und zog mich auf seinen Schoß. »Ich dachte da eher an eine Eigenkreation mit Pilzen, Spargel und was noch so im Kühlschrank schlummert.«
    »Ach so«, seufzte ich enttäuscht, erhob mich und schlurfte pflichtbewusst in die Küche.
    Wozu hat man ein Handy, wenn es seine eigentliche Funktion nicht erfüllen kann? Richard wusste es besser! »Wenn ich an der Currybude stehe, wozu brauche ich da ein Handy?«
    »Weil dich vielleicht jemand anrufen will?«, fragte ich sarkastisch zurück.
    »Um diese Zeit ruft keiner an.«
    »Doch, ich!«, erwiderte ich eingeschnappt. Bin ich etwa keiner?
    Richard holt tief Luft. Dass er dabei die Augen verdrehte, wusste ich nur zu gut. »Schätzchen, du nervst gewaltig! Und überhaupt, mit wem sprichst du denn gerade? Also hast du mich ja wohl erreicht.«
    Ich machte mir die allergrößten Sorgen, weil ich meinen besten Freund nicht erreichen konnte, und er hing bei Curry-Ralle herum und wollte nicht einsehen, dass mobile Telefone nun mal zum Mitnehmen gedacht sind. »Mit dir!«, antwortete ich schroff. »Nachdem ich es schon Dutzende Male vergeblich versucht habe.«
    »Jetzt bin ich ja am Apparat. Also reg dich nicht auf Süße, und beichte mir alles.«
    Als wenn ich was zu beichten hätte. Oder vielleicht doch? Ich schluckte, weil mir zeitgleich wieder der Schwangerschaftstest einfiel. Aber vorher wollte ich wissen, wie es Richard ging. »Warst du beim Doc?«, tastete ich zaghaft an.
    »Du willst also wissen, ob du meine Parfümfläschchensammlung erbst?«
    »Blödsinn! Die doofen Flaschen sind mir schnuppe«, wehrte ich mich gegen den Vorwurf der Erbschleicherei.
    Richard lachte. »Ach, Schätzchen, bleib locker. Ich gehe morgen diesen bescheuerten Test machen, obwohl ich nicht wirklich glaube, dass das gut ist.«
    »Ist es wohl!«
    »Wozu? Damit ich vorm Abkratzen noch die Akten für die Hinterbliebenen sortieren kann?«
    »Ach, Rich, du verstehst das nicht. Ich liebe dich dochMenschenskind …«, schluchzte ich ins Handy. »Und du musst kommen, zu meinem Geburtstag übermorgen. Du hast es versprochen«, jammerte ich weiter.
    »Hör auf zu heulen, und hör mir zu. Ich muss übermorgen eine Theatergruppe begleiten. Das kann ich unmöglich absagen. Und vergiss nicht meinen permanenten Schlafmangel, der mich völlig kaputtmacht. Ich schaffe das nicht, Süße, Sorry.«
    Richard war also schon kränker, als ich dachte. Und was wäre, wenn ihm der Doc dann auch noch eine schlechte Diagnose stellen würde? Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. »Du hast recht! Ich will’s auch nicht mehr wissen.«
    Richard konnte meinem sprunghaften Gedankenwechsel offenbar nicht folgen und kreischte ein »Hä?« in den Hörer.
    Ich erklärte ihm, dass es vielleicht doch nicht so gut wäre, zu wissen, wann der beste Freund sterben wird. Und sowieso stand es doch fifty-fifty, immerhin eine gute Chance, wenn man optimistisch genug dachte und das halbleere Glas als halbvoll ansah. Aber Richard faselte was von Migräne und einem Knopf, den er noch annähen müsse, und beendete mit einem akustischen Küsschen das Gespräch. Ich fühlte mich schlecht, hatte sogar kurzweilige Anwandlungen, mich auf Mokkaböhnchen zu schwingen und einfach nach Berlin zu düsen. Aber was würde das letztendlich bringen? Richard wäre sauer, weil ich blaumache, Hendrik würde mich an meinem Geburtstag vermissen, Brömme würde mir die Kündigung aussprechen und Ortrud mir daraufhin den Holzlöffel um die Ohren hauen. Ich entschied mich, tapfer zu sein und an meinem Geburtstag in diesem Jahr eben ohne Richard herumzugammeln.

Happy Birthday to me
    Es gibt Menschen, die mögen es, an ihrem Geburtstag überrascht zu werden. Und dann gibt es Menschen, denen schon vor heimlich organisierten Partys der Schweiß aus jeder Pore tritt und die einmal jährlich den Tag ihrer Geburt verfluchen – Menschen wie mich eben. Möge es doch einen Knall geben und morgen sein! Aber die Götter taten mir den Gefallen nicht. Ich blinzelte unter meiner Decke hervor. Gut, keiner da!. Ein perfekter Moment, um aus den Federn zu springen, direkt in meinen Geburtstags-Schlabberlook hinein. Diese Marotte hatte ich mir in Berlin zugelegt und mir eigens dafür ein Jersey-Trägerkleid gekauft. Billig, bunt und unauffällig genug, um nicht unnötig als Geburtstagskind herauszustechen. Und das Allergeilste: Es alterte quasi mit und erweiterte stetig seine Ursprungskonfektionsgröße.
    Füchschen sah mich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher