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rank und schlank und rattenscharf

rank und schlank und rattenscharf

Titel: rank und schlank und rattenscharf
Autoren: Burghard Pohl
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ich noch an Anne: Ich bin wenn alles gut geht Dienstag wieder Zuhause. 1000 Küsse.
     
    Anne: Dir auch 1000 Küsse
     
    Ich dusche anschließend ewig. Meine schmutzigen Sachen wasche ich im winzigen Handwaschbecken und hänge sie auf dem riesigen Balkon vor meinem Fenster auf. Ich ziehe mir saubere Sachen an und fühle mich sauwohl. Es ist an der Zeit, mich auf die Suche nach einem Restaurant zu machen. Ich frage meine Vermieterin: „Gibt es hier im Dorf eine Möglichkeit, wo ich essen kann?“ — Meine Frage formuliere ich in Deutsch, unterstützt mit präzisen Handzeichen. Sie erklärt es mir in Spanisch und benutzt ebenfalls ihre Hände dafür, wir verstehen uns prima. Ich bin frisch geduscht und habe saubere Sachen an und zwischen uns entwickelt sich eine total entspannte, wohltuende Atmosphäre, wie ein Mutter-Sohn-Verhältnis.
    Kira liegt in meinem Zimmer vor dem Bett und schnarcht. Bevor ich losgehe, will die Frau noch meine Handynummer haben. „Sollte es Probleme mit Ihrem Hund geben, rufe ich Sie an.“ — Ich schreibe ihr meine Handynummer auf einen Zettel und gehe. Es ist beruhigend, Kira während des Essens an einem sicheren Ort zu wissen und entspannt die Seele baumeln zu lassen. Solche Momente waren sehr selten auf meinem Weg. Nach fast drei Stunden bin ich wieder zurück und frage die Señora, ob Kira sich gemuckt hat. — „No.“ — Das hat ja super geklappt! Sie war bestimmt froh, dass sie im Zimmer lang ausgesteckt schlafen konnte. Ich hole sie noch mal aus dem Haus und lasse sie auf dem großen, gepflegten Rasen laufen. Im Beisein meiner Zimmerwirtin macht sie prompt einen dicken Haufen aufs gepflegte Grün. Die Vermieterin signalisiert „ist doch nicht schlimm“ und holt sofort eine Schaufel. Auch das wäre erledigt, somit kann ich diese Nacht wenigstens durchschlafen.
     
    Am nächsten Morgen packe ich meine saubere Garderobe wieder in den Rucksack und ziehe die trockenen, gewaschenen Sachen an. Heute haben wir unseren letzten Marsch bis Ponferrada vor uns. Gestern Abend konnte ich vom Balkon aus die Lichter dieser Großstadt sehen, und es werden noch einige Kilometer bis dorthin sein.
    Ich bezahle bei meiner Gastgeberin das Zimmer und bedanke mich noch hundert Mal für ihre gütige Aufnahme. Dabei halte ich ihre Hand fest, lass sie nicht los, sie soll spüren, wie sehr sie mir geholfen hat. Am liebsten würde ich sie in den Arm nehmen, aber das wäre ihr vielleicht unangenehm, ich lass es lieber sein. Ohne, dass sie auch nur ein Wort versteht, wird sie es merken, da bin ich mir sicher. Sie wird es an meinem Gesichtsausdruck erkennen. Sollte ich noch einmal herkommen, werde ich hier auf jeden Fall wieder schlafen, das nehme ich mir ganz fest vor.
    Es ist Sonntagmorgen und wir gehen durch den noch schlafenden Ort. Hier ist nichts los, alle sind in den Häusern oder noch in den Betten. Ich gehe zum Restaurant und möchte einen Kaffee trinken. Es ist noch geschlossen. Ich fragte die Kellnerin gestern Abend, ob es hier Frühstück gibt. — „Si.“ — Aber wann, das habe ich nicht gefragt.
    Ich will die Zeit überbrücken, setze mich auf einen Stuhl und schreibe in meinem Tagebuch. Ich beobachte, wie ein Mann und zwei Frauen in einem Kleinwagen angefahren kommen. Sie wollen Kirschen pflücken und haben eine lange Leiter mitgebracht. Zuerst werden die Kirschen an den unteren Ästen abgepflückt. — Jetzt wird endlich geöffnet, aber es dauert noch eine Ewigkeit, bis ich einen Kaffee habe. Ich teile mir mit Kira ein Croissant, dann brechen wir auf. Heute geht es gleich bergab, das ist schon mal gut. Der Weg geht durch die Berge, weit abgelegen von der Straße, uneben, zeitweise gefährlich, mit wunderschönen Blicken in die bewaldeten Täler. So hätte er überall sein müssen, das Dilemma mit den Straßen ist vergessen.
    Heute ist mein letzter Tag. Bald werde ich Willi treffen. Ich bin gespannt, was er so alles erlebt hat. Außer SMS-Kontakt haben wir vier Wochen lang nicht mehr miteinander gesprochen, nicht ein einziges Mal haben wir telefoniert. Das war gut so. Es wäre anders gewesen, wenn wir jeden Tag miteinander telefoniert hätten. So konnte er seine und ich meine Erfahrungen machen. Auf manche unnötigen Dinge hätte ich verzichten sollen, beispielsweise das Abrufen meiner E-Mails, das war völlig überflüssig. So einen Quatsch braucht man hier nicht. Nicht wirklich.
     

Resümee
     
    Ich bin heute Morgen wieder allein unterwegs, mache eine kurze Pause und werde von einer
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