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rank und schlank und rattenscharf

rank und schlank und rattenscharf

Titel: rank und schlank und rattenscharf
Autoren: Burghard Pohl
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von satt werden! Das reicht ganz bestimmt für uns beide. — Ich bin gerade fertig, da beginnt es wieder zu regnen. Ich stelle meinen Rucksack in die breite Fensternische hinter mir, doch die Tropfen werden immer dicker. Ich hebe Kira hoch und stelle sie auch in die Nische. Sekunden später bietet unser Unterschlupf keinen ausreichenden Schutz mehr: Der Regen prasselt unaufhörlich herab, randvolle Kübel werden auf uns herab geschüttet, die Dachrinnen können diese Wassermassen nicht mehr schaffen. Ich springe mit einem gewaltigen Satz herunter und renne mit meinem Rucksack in den Eingangsbereich des Restaurants. Kira erteile ich das Kommando „bleib“, sie kann ab und zu auch mal hören und bleibt stehen. Ich spurte ein zweites Mal zurück, hole sie und renne im Schweinsgalopp ins Haus. — Sie werden uns beide doch nicht bei diesem Sauwetter vor die Tür jagen?
    - Ich bestelle mir einen Kaffee und trinke ihn im Stehen, draußen geht mittlerweile die Welt unter. Ein gewaltiges Gewitter, mit Donner, Blitz und Sturzregen. Genauso schnell wie es gekommen war, ist es wieder vorbei. Sofort ist wieder blauer Himmel und die Erde dampft. Ich bezahle und gehe. Die Unmengen Wasser sind genauso schnell verschwunden und es stehen nur wenige Pfützen auf dem Weg.
     
    Im Dorf, gegenüber vom Restaurant, stehen zwei Zelte auf einer Wiese. Ich denke darüber nach, jemanden zu fragen, ob ich hier mit Hund zelten kann, doch ich entscheide, weiterzugehen. Ich umlaufe die Pfützen und verlasse diesen kleinen Ort. Es ist schon spät, ich will nicht mehr weit gehen und finde schon nach einem Kilometer einen idealen Platz, allerdings direkt am Weg. Leider geht gerade die Sonne hinter den Bergen unter und ich bekomme vom Sonnenuntergang nichts mehr zu sehen. Morgenfrüh wird sie mich begrüßen, da bin ich mir sicher.
    Hier hat es anscheinend keinen einzigen Tropfen geregnet, das Gras ist trocken und somit kann ich mein Zelt problemlos aufbauen. Kira liegt platt wie eine Flunder auf ihrer Decke. Heute ist sie den ganzen Tag ohne Leine gelaufen, es waren keine Straßen in der Nähe.
    Um 4.40 Uhr werde ich von einer Gruppe spanischer Frauen geweckt, die laut plappernd direkt an meinem Zelt vorbei laufen. Es ist noch dunkel und der Weg ist an dieser Stelle uneben und gefährlich. — Was machen die um diese Uhrzeit auf dem Jakobsweg? Müssen die denn im Dunkeln loslaufen? Sie sind schon länger als eine halbe Stunde unterwegs, das heißt, sie sind kurz nach vier Uhr losgelaufen. — Muss das sein?
    Ich bleibe noch liegen, denn ich will mir nicht die Ohren brechen, da höre ich lieber noch Musik. Dennoch stehe ich heute früher auf als sonst. Um 8.00 Uhr stehe ich fertig geschnürt und bin bereit, den spanischen Pilgerinnen zu folgen. Anscheinend haben es alle ohne Unfall geschafft, auf jeden Fall liegt hier keine von denen. Sie sind den holprigen Weg in Dunkeln gelaufen. Alle Achtung!

     
    Schon nach wenigen Metern folgt ein kurzer, aber sehr steiler Anstieg; und das am frühen Morgen. Ich bin noch gar nicht ganz wach, und dann so etwas. Keine hundert Meter gelaufen und ich bin schon außer Atem.
    Oben an der Straße, die wir überqueren müssen, werden wir von einer jungen spanischen Lokalreporterin empfangen. Sie fragt mich, ob sie ein Foto von uns beiden machen darf. — „Na klar, auf jeden Fall!“ — Ich würde ihr gern noch ein Interview geben, genug zu erzählen hätte ich. Dafür brauchten sie eine ganze Seite; schade, dass es an der Sprache hapert. — Kira und ich stellen uns mitten auf der Straße in Pose, das wird ein beeindruckendes Foto. Sollte jetzt ein Auto kommen, muss es warten, ihre Leser sollen staunen. Ich hebe meinen Pilgerstab gut sichtbar in die Luft. Dieses Foto erweckt beim Leser bestimmt den Eindruck wie der Auszug Moses in die Wüste.
     
    Wir erreichen den Ort Foncebadón. Am Ortseingang steht ein junger Mann und schaut auf das neuzeitliche, befremdend wirkende Hinweisschild. Ich spreche ihn in Englisch an: „Du musst vorsichtig sein, wegen meinem Hund.“ — „OK.“ — Er merkt sofort, dass ich kein Engländer bin und sagt zu mir in österreichischem Akzent: „Ich komme aus Wien. Im Buch von Shirley McLaine wird Foncebadón als Geisterdorfbeschrieben und ist durch seine wilden Hunde bekannt geworden.“ — Wilde Hunde, Geisterdorf? — „Davon habe ich noch nichts gehört“, erwidere ich. — Ein verlassenes Dorf ist es heute nicht mehr.
    Als ich von diesem verfallenen Steinhaufen Fotos machen
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