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Raniels Engelwelt

Raniels Engelwelt

Titel: Raniels Engelwelt
Autoren: Jason Dark
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die richtigen Worte zu finden.
    »Okay, ich habe verstanden. Du willst in das Paradies, Kevin. Das möchte wohl jeder von uns. Aber ich muss dir sagen, dass die Zeit dafür noch nicht reif ist. Du bist zu jung. Eine andere Macht bestimmt, wann du das Paradies sehen kannst, nicht du.«
    »Nein, nein!« Die Antwort bestand aus einem scharfen Flüstern. »Ich werde es bestimmen. Der Engel hat mir den Weg gewiesen. Er steht bereits da und wartet auf mich...«
    Bill runzelte die Stirn. »Von welch einem Engel sprichst du?«
    Kevin Frost fiel von einem Extrem ins andere. Er schüttelte wild den Kopf. Das Gesicht verwandelte sich wieder in eine Fratze. »Es ist mein Engel!«, brüllte er. »Meiner allein. Hau ab! Du hast mit ihm nichts zu tun. Er wartet!«
    »Moment mal. Dein Engel kann nicht auf dich warten. Er steht bestimmt nicht vor dem Tor zum Paradies und...«
    »Doch!«, brüllte Frost.
    Und diese gebrüllte Antwort war für ihn so etwas wie ein Startsignal. Bill bekam noch die leichte Bewegung mit, als er kurz in die Knie sackte. Auf der Stelle wirbelte er herum.
    Bill hörte den Schrei – und sah den Mann wegrennen !
    Das Ziel war das andere Geländer, und das befand sich nur wenige Schritte entfernt.
    Kurz davor stieß er sich ab. Er glitt über den Handlauf hinweg und fiel kopfüber in die Tiefe.
    Bill war ihm nachgelaufen, nur kam er zu spät. Er hörte nicht mal einen Schrei. Dafür jedoch das schreckliche Geräusch, als der Körper aufschlug...
    ***
    Wenig später war der Reporter unterwegs, nachdem er sich durch einen Blick in die Tiefe davon überzeugt hatte, wo Kevin Frost auf seinem Flug in die Tiefe gelandet war.
    Er lag nicht auf den Schienen, sondern daneben. Wäre jetzt ein Zug gekommen, hätte er den Mann nicht erfasst. Bill musste sich davon überzeugen, was mit Frost geschehen war. Möglicherweise hatte er den Sprung überlebt. Manchmal geschehen Wunder.
    Der Hang, den er hinabsteigen musste, war recht rutschig. Zum Glück wuchsen auf der Böschung genügend Sträucher, die ihm Halt gaben.
    Dass Bill trotzdem einige Male rutschte, störte ihn nicht weiter. Er fing sich immer wieder und spürte recht bald die unebenen Steine des Schotters unter seinen Füßen. Er balancierte mehr, als dass er auf sein Ziel zuging.
    Der Mann lag gekrümmt auf der Seite. Bill sah das Gesicht als einen schimmernden Flecken, und als er die kleine Leuchte aus der Tasche holte, da sah er auch das Blut, das aus der Kopfwunde des Mannes gesickert war. Es sah so aus, als hätte sich ein kleiner See um den Kopf des Mannes herum ausgebreitet.
    Dann hörte er noch etwas.
    Es war ein Geräusch, das die Schienen abzugeben schienen. Ein leises Singen oder Vibrieren. Es wurde von den Schienen abgegeben, und der Reporter wusste sofort, was es bedeutete.
    Es näherte sich ein Zug.
    Der Mann lag zwar nicht direkt auf den Schienen, aber Bill wollte kein Risiko eingehen. Deshalb zog er den Körper ein wenig zur Seite, um ihn ganz aus der Gefahrenzone zu bringen.
    Aus seiner noch immer gebückten Haltung schaute er hoch und sah bereits das Licht der Zugmaschine.
    Man spricht immer davon, dass Güterzüge langsam sind. Bill kam das nicht so vor. Er hatte den Eindruck, als würde sich der Koloss mit einer rasenden Geschwindigkeit nähern. Sekunden später wuchs die Lok aus dem Dunkel hervor wie ein einäugiges Monster und raste an ihnen vorbei. Es folgte die Schlange der Waggons, der dazu gehörende Lärm, das Rattern, das Quietschen, das Schlagen der Räder auf Metall, und dann wurde der laute Spuk von der Dunkelheit verschluckt.
    Nur allmählich kehrte die Stille zurück. Die Ruhe blieb bestehen, von der Brücke war ebenfalls nichts zu hören, und so konnte sich Bill wieder um Kevin Frost kümmern. Er wusste noch immer nicht, ob der Mann noch lebte. In den folgenden Sekunden würde er schlauer sein, und er leuchtete wieder in das Gesicht.
    Es war starr, aber Bill erkannte, dass die Lippen zitterten. Also war der Mann noch nicht tot. Das Wunder, über das Bill spekuliert hatte, war wohl ein getreten.
    Er beugte sich tiefer. Der Mund stand offen, und Bill vernahm auch das leise Stöhnen. Er sah das Zucken am Hals und sah, wie ein dünner Blutfaden aus dem Mund sickerte.
    Die Augen bewegten sich nicht. Sie hatten bereits den Glanz verloren. Aber der Mann war nicht tot. Vielleicht gab es noch eine Chance, ihn zu retten, wenn schnell genug ein Notarzt zur Stelle war.
    Das wollte Bill auf jeden Fall in die Tat umsetzen. Der Griff zum Handy
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