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Raine der Wagemutige

Titel: Raine der Wagemutige
Autoren: Connie Brockway
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hinten auf Eurer Kutsche mitfahren. So könnt Ihr mit ihm ungestört allein sein, und ich werde mir keine Sorgen machen müssen. Das ist doch ein vernünftiger Vorschlag, n'est-ce pas?“
    Armand zerrte Raine nach vorne und übergab Jacques das Ende der Eisenkette.
    „Wenn Ihr darauf besteht“, antwortete Madame Noir, und ihre ganze Haltung verriet ebenso wie ihre gepresste Stimme ihre Verärgerung.
    Sie schritt mit raschelnden Röcken vor ihm aus der Zelle. Armand folgte ihr eilig, laut nach den Wachen rufend. Raine, der den Kopf während des Austausches gesenkt gehalten hatte, blickte auf und bemerkte, dass Jacques ihn musterte.
    Der große Mann streifte seinen Umhang ab und warf ihn Raine über die bloßen Schultern, beraubte die Geste jedoch ihrer Mildtätigkeit, indem er sagte: „Ich werde dich in der Kutsche auf dem Sitz ihr gegenüber anketten. Wenn du ihr wehtust. . .Wenn du ihr auch nur ein Haar krümmst, werde ich dir deinen schmutzigen Kopf abreißen. Comprends?“ Raine öffnete die Lippen und entblößte weiße Zähne. „Ich versichere dir, deine Herrin wird bei mir sicher sein. “ „Gut. Sei höflich und klug, und dir wird es gut ergehen. Besser, als du dir vorstellen kannst, sogar.“
    Raine konnte nicht verhindern, dass sein Mund sich zu einem höhnischen Grinsen verzerrte. „Eure Großmut beschämt mich. Ich frage mich nur, ob ihre es auch tun wird. “
    Statt einer Antwort versetzte Jacques ihm einen Stoß zwischen die Schulterblätter, unter dessen Wucht Raine durch die Tür und den niedrigen Flur hinab stolperte. Sie kamen an eine Treppe, die nach oben auf den Gefängnishof führte. Dort, dicht vor den Toren, wartete eine geschlossene Kutsche. Die Gefängniswärter waren schon an der Rückseite auf die Trittbretter für die Lakaien gestiegen. Armand stand neben dem offenen Kutschenschlag.
    Jeder Versuch zu fliehen wäre zum Scheitern verurteilt. Raine schluckte seine Enttäuschung hinunter und ging schleppend über den Gefängnishof und durch die geöffneten Tore. Davor blieb er, ohne dass er es hätte verhindern können, stehen, hob sein Gesicht zum Nachthimmel empor, von dem immer noch ein leichter Nieselregen herabsank. Er sog gierig die frische Luft außerhalb der Gefängnismauern in seine Lungen und schloss die Augen.
    „Geh weiter, Sohn.“ Jacques’ Stimme war überraschend sanft. „Steig ein.“
    Raine hob seine schweren Ketten und warf sie vor sich auf den Boden der Kutsche. Jacques griff hinter ihn, führte ein Vorhängeschloss durch die Kettenglieder und befestigte sie an einem Bolzen am Boden. Verflucht, warum musste der Mann auch so übervorsichtig sein!
    Ohne weitere Umstände kletterte Raine hinein. Auf der anderen Seite der Kutsche scharrten Absätze auf den Bodenbrettern. Sie war also schon eingestiegen. Er versuchte ihre Gestalt in dem dämmrigen Licht im Wageninneren zu erspähen.
    Mit ihrem dunklen Kleid und den schwarzen, dichten Schleiern war sie kaum zu erkennen, zumal sie sich so weit wie möglich von ihm entfernt in die andere Ecke drängte.
    Seltsam. Gerade so, als ob sie, wurde ihm verwundert klar, zu Tode verängstigt ist.

3. KAPITEL
    Es lag durchaus im Bereich des Möglichen, dass Madame Noir die Entscheidung, ihn zu wählen, mittlerweile bereute; dass der Kitzel freudiger Erwartung von Furcht verdrängt worden war.
    Aber diese Frau war wegen ihrer absonderlichen Gelüste berühmt-berüchtigt. Viel wahrscheinlicher war der Grund für ihre offensichtliche Angst darin zu finden, dass sie Teil irgendeines ihrer perversen Spiele war. Eines Spiels, aus dem er, wenn er es richtig anstellte, vielleicht einen Vorteil schlagen konnte.
    Wenn es ihm gelänge, sie dazu zu bringen, seine Ketten zu lösen, wäre er binnen kürzester Zeit aus der Kutsche verschwunden und würde sich in dem Gewirr enger, gewundener Gassen der Hafenstadt verlieren, bevor irgendjemand überhaupt begriff, was geschehen war. Im Geiste mit solchen Gedanken beschäftigt, lehnte er sich gegen die gepolsterte Sitzbank der Kutsche, sich ganz auf die Rolle konzentrierend, die er überzeugend spielen musste.
    Er achtete darauf, sich so zu setzen, dass er möglichst wenig bedrohlich wirkte. Er konnte ihre kurzen, abgehackten Atemzüge deutlich hören, ihre Anspannung fast spüren.
    Jacques' Stimme war irgendwo vor ihnen zu vernehmen; das Pferdegespann machte einen Satz nach vorne, und die Kutsche setzte sich mit einem Ruck in Bewegung, so dass die verschleierte Frau auf dem glatten Leder des Sitzes ins
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