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Raecher des Dunklen Imperiums

Raecher des Dunklen Imperiums

Titel: Raecher des Dunklen Imperiums
Autoren: Michael Moorcock
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und seine Gäste. Ein Wind kam auf, als Hawkmoon in die Stadt einritt, der rauhe Mistral der Kamarg, den die Menschen hier den Lebenswind nannten, weil er angeblich ihr Land während des Tragischen Jahrtausends gerettet hatte.
    Wenn er Czernik überhaupt finden konnte, dann sicher am ehesten in einem der Weinhäuser im nördlichen Stadtviertel. Dorthin also ritt Hawkmoon. Er überließ es dem Pferd, den Schritt zu wählen, denn tief innerlich schreckte er davor zurück, sich dieselben Lügen erneut anzuhören, diese Lügen, die ein schlimmes Bild auf alle warfen, selbst auf Graf Brass, den Czernik zu verehren behauptete.
    Die alten Weinhäuser im Nordviertel waren hauptsächlich aus Holz und nur ihr Fundament aus dem weißen Stein der Kamarg. Das Holz hatte man in den verschiedensten Farben bemalt. Auf den Fassaden mancher der Weinhäuser waren sogar ganze Szenen abgebildet. Einige davon stellten Hawkmoons eigene Ruhmestaten dar, andere frühere Kämpfe Graf Brass', ehe er in die Kamarg kam, denn der alte Recke hatte in fast jeder Schlacht seiner Tage mitgefochten (und hatte manchmal sogar den Anlaß dazu gegeben). Viele der Weinhäuser hatten ihren Namen entsprechend gewählt und auch die vier Helden nicht vergessen, die dem Runenstab gedient hatten. Ein Weinhaus nannte sich Magyarischer Feldzug, ein anderes Schlacht von Cannes. Auf der anderen Straßenseite standen das Fort von Balancia, Die neun Aufrechten und Das blutige Banner - alle erinnerten an eine von vielen Heldentaten, die Graf Brass vollbracht hatte. Czernik müßte sich hier irgendwo aufhalten.
    Hawkmoon betrat das nächste Weinhaus, Das Rote Amulett (nach dem mystischen Juwel, das er dereinst um den Hals getragen hatte). Alte Soldaten drängten sich hier dicht an dicht. Viele davon kannte er. Sie waren alle ziemlich betrunken und hatten Becher mit Wein oder Krüge voll Bier vor sich stehen. Unter ihnen gab es kaum einen, der nicht von Kriegsnarben gezeichnet war. Ihr Gelächter war rauh, aber nicht lärmend, das war dafür ihr Gesang um so mehr. Hawkmoon fühlte sich in solcher Gesellschaft wohl und grüßte alle freundlich. Als er einen einarmigen Slaven entdeckte - ebenfalls einer von Graf Brass' Getreuen -, rief er erfreut:
    „Josef Vedla! Guten Abend, Hauptmann. Wie geht es Euch?"
    Vedla blinzelte und versuchte zu lächeln. „Auch Euch einen guten Abend, mein Lord. Ihr habt Euch schon seit Monaten nicht mehr in unserem Weinhaus sehen lassen." Er senkte die Lider und widmete sich dem Inhalt seines Bechers.
    „Leistet Ihr mir bei einer Kanne Gesellschaft?" lud Hawkmoon ihn ein. „Ich habe gehört, der Wein soll in diesem Jahr besonders gut geraten sein. Vielleicht möchten sich auch noch einige andere unserer alten Freunde."
    „Nein, danke, mein Lord." Vedla erhob sich. „Ich habe bereits etwas zu tief in den Becher geschaut." Ein wenig schwerfällig zog er den Umhang mit seinem einen Arm enger um sich.
    Nun fragte Hawkmoon geradeheraus. „Josef Vedla, glaubt Ihr Czerniks Geschichte von seiner Begegnung mit Graf Brass in der Marsch?"
    „Ich muß gehen." Vedla schritt auf die niedrige Tür zu.
    „Hauptmann Vedla! Bleibt stehen!"
    Unwillig hielt Vedla an und drehte sich zögernd zu Hawkmoon um.
    „Glaubt ihr, daß Graf Brass ihm erzählte, ich habe unsere gute Sache verraten? Daß ich ihn in eine Falle lockte?"
    Vedla runzelte die Stirn. „Czernik allein würde ich nicht glauben. Er wird alt und erinnert sich nur noch an seine Jugend, als er mit Graf Brass focht. Vielleicht würde ich keinem alten Veteranen glauben, egal, was er mir erzählt - denn wir trauern immer noch um Graf Brass und wünschten uns, er lebte noch."
    „Genau wie ich."
    Vedla seufzte. „Ich glaube Euch, mein Lord. Aber ich fürchte, das tun jetzt nur noch wenige. Zumindest sind sich die meisten nicht sicher."
    „Wer hat denn diesen Geist sonst noch gesehen?"
    „Verschiedene Kaufleute, die des Nachts von anderen Städten zurückkehrten und die Marschen überqueren mußten. Ein junger Stierkämpfer. Selbst ein Hüter, der auf einem der Osttürme Wache hielt, glaubt, in der Ferne eine Gestalt gesehen zu haben - eine Gestalt, die ohne alle Zweifel Graf Brass war."
    „Wißt Ihr, wo Czernik sich jetzt aufhält?"
    „Vermutlich in der Dnjepr-Überquerung am Ende dieser Straße. Dort gibt er in letzter Zeit seine ganze Pension aus."
    Gemeinsam traten sie auf das Kopfsteinpflaster hinaus.
    Hawkmoon fragte ihn ernst: „Hauptmann Vedla, könnt Ihr glauben, daß ich Graf Brass
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