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Raecher des Dunklen Imperiums

Raecher des Dunklen Imperiums

Titel: Raecher des Dunklen Imperiums
Autoren: Michael Moorcock
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gehört hast."
    Czernik zuckte die Schultern. „Er sagte, Ihr hättet vom ersten Moment an, als Ihr in die Kamarg kamt, ein Auge auf seine Länder und seine Tochter geworfen. Er sagte, Ihr hättet Euch schon mehrmals als Verräter erwiesen, bevor Ihr noch mit ihm zusammenkamt. Er sagte, Ihr habt in Köln gegen das Dunkle Imperium gekämpft, Euch danach den Tierlords angeschlossen, obgleich sie Euren eigenen Vater gemordet hatten. Dann habt Ihr Euch, als Ihr Euch stark genug glaubtet, gegen das Imperium gewandt, aber Ihr wurdet besiegt und in Ketten aus vergoldetem Eisen nach Londra geschleppt, wo Ihr, um Euer Leben zu retten, verspracht, das Imperium in einem Komplott gegen Graf Brass zu unterstützen. Kaum wart Ihr aus ihrer Sicht, kamt Ihr in die Kamarg und hieltet es für einfacher, das Imperium erneut zu verraten. Dann gebrauchtet Ihr Eure Freunde - Graf Brass, Oladahn, Bowgentle und d'Averc -, um das Imperium zu schlagen, und als sie Euch von keinem Nutzen mehr waren, sorgtet Ihr dafür, daß sie in der Schlacht von Londra fielen."
    „Eine überzeugende Geschichte", sagte Hawkmoon grimmig. „Sie hält sich genau an die Tatsachen und läßt die Einzelheiten aus, die meine Handlungen rechtfertigen. Sehr klug gemacht, wirklich."
    „Wollt Ihr behaupten, Graf Brass lügt?"
    „Ich behaupte, wem immer auch du in den Marschen begegnet bist - einem Geist oder einem Sterblichen -, er ist gewiß nicht Graf Brass. Ich spreche die Wahrheit, Czernik, denn kein Verrat belastet mein Gewissen. Graf Brass kannte die Wahrheit. Weshalb sollte er nach seinem Tod lügen?"
    „Ich kenne Graf Brass, und ich kenne Euch. Ich weiß, daß Graf Brass keine solche Lüge erzählen würde. Er war ein geschickter Diplomat - das ist allen bekannt. Aber seinen Freunden gegenüber kam keine Lüge über seine Lippen."
    „Dann war das, was du gesehen hast, auch nicht Graf Brass."
    „Doch! Was ich sah, war Graf Brass. Sein Geist! Graf Brass wie er gewesen war, als ich an seiner Seite ritt und sein Banner für ihn in der Schlacht gegen die Liga der acht in Italien hielt, zwei Jahre, ehe wir in die Kamarg kamen. Ich kenne Graf Brass."
    Hawkmoon runzelte die Stirn. „Was war seine Botschaft?"
    „Er wartet jede Nacht in den Marschen auf Euch, um Rache zu nehmen."
    Hawkmoon atmete tief. Er schnallte seinen Schwertgürtel ein wenig fester. „Dann werde ich ihn heute nacht aufsuchen."
    Czernik sah erstaunt zu ihm auf. „Ihr habt keine Angst?"
    „Weshalb sollte ich? Ich weiß, daß das, was immer du auch gesehen hast, nicht Graf Brass gewesen sein kann. Und weshalb sollte ich einen Betrüger fürchten?"
    „Vielleicht entsinnt Ihr Euch nur nicht, ihn verraten zu haben?" meinte Czernik vage. „Könnte es sein, daß nur das Juwel in Eurer Stirn an allem schuld war? Möglicherweise zwang es Euch zu Taten, die Ihr vergessen habt, nachdem Ihr von dem schrecklichen Ding befreit wart?"
    Hawkmoon lächelte Czernik düster an. „Ich danke dir für deine Worte, Czernik. Aber ich bezweifle, daß das Juwel mich in diesem Ausmaß beherrscht haben konnte. Es war ein wenig anderer Natur." Er runzelte die Stirn. Einen Moment fragte er sich, ob Czernik nicht möglicherweise doch recht haben mochte. Es wäre entsetzlich, wenn es stimmte. Aber nein, es konnte nicht wahr sein! Yisselda würde die Wahrheit erkannt haben, und wenn er sie auch noch so sehr zu verbergen gesucht hätte. Yisselda wußte, daß er kein Verräter war.
    Aber irgend etwas trieb sich in den Marschen herum und versuchte, die Kamarganer gegen ihn aufzuhetzen. Deshalb mußte er den Stier bei den Hörnern packen - den Geist aufdecken und Menschen wie Czernik ein für allemal beweisen, daß er niemanden verraten hatte.
    Er wandte sich von Czernik ab, trat aus der Weinstube hinaus, schwang sich auf seinen Rapphengst und lenkte ihn zum Stadttor.
    Durchs Tor hindurch ritt er, hinaus auf die mondhellen Marschen, während der Mistral in sein Gesicht peitschte, die Lagunen sich kräuselten, und das Schilf sich in Erwartung seiner vollen Macht beugte, die dieser zum Sturm anwachsende Wind in wenigen Tagen zeigen würde.
    Er ließ dem Pferd die Zügel, denn es kannte die Wege durch die Marschen besser als er. Und inzwischen spähte er durch die Düsternis und hielt Ausschau nach - einem Geist.

2.
    DIE BEGEGNUNG IN DER MARSCH
    Die Marsch war voll Geräusche aller Art - ein Summen und Schwirren, Kreischen, Bellen und Heulen, als die Geschöpfe der Nacht sich auf Futtersuche machten. Hin und wieder tauchte
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