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Rächende Geister

Rächende Geister

Titel: Rächende Geister
Autoren: Agatha Christie
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nachdenklich.
    »Nun ja, sie sieht nicht übel aus«, schnaubte Satipy. »Aber sie hat kein Benehmen! Keine Erziehung! Sie macht sich nichts daraus, uns alle grob zu behandeln.«
    »Vielleicht seid ihr grob zu ihr?«
    »Ich bin ein Ausbund an Höflichkeit. Kait und ich behandeln sie mit aller Zuvorkommenheit. Oh, sie soll keinen Grund haben, sich bei deinem Vater zu beschweren. Wir können unsere Zeit abwarten, Kait und ich.«
    Er blickte sie scharf an.
    »Was meinst du damit – eure Zeit abwarten?«
    Sie lachte anzüglich.
    »Meine Gedanken sind die Gedanken einer Frau, du würdest sie nicht verstehen. Wir haben unsere eigene Art – unsere eigenen Waffen! Nofret täte gut daran, weniger unverschämt zu sein. Worauf läuft das Leben eines Weibes schließlich hinaus? Sie verbringt es im Hinterhaus – unter andern Weibern.«
    Satipys Ton hatte eine besondere Bedeutung. Sie fügte hinzu: »Dein Vater wird nicht ewig hier sein. Er reist wieder auf seine Besitztümer im Norden. Und dann… werden wir sehen.«
    »Satipy…«
    Sie lachte – es war ein hart klingendes, hohes Lachen – und kehrte ins Haus zurück.
     
    Am See tummelten sich spielend die Kinder. Die beiden Söhne Yahmoses waren schöne Knaben, die mehr der Mutter als dem Vater glichen. Außerdem befanden sich dort Sobeks drei Kinder, von denen das jüngste gerade laufen gelernt hatte, sowie Teti, ein ernstes, schönes Mädchen von vier Jahren.
    Sie lachten und riefen, warfen Bälle, gelegentlich entstand ein kleiner Streit, und ein kindlicher Zornesschrei erhob sich schrill.
    Imhotep, der neben Nofret saß und sein Bier trank, sagte: »Wie gern Kinder am Wasser spielen. Soweit ich zurückdenken kann, war es immer so. Aber, bei Hathor, was für einen Lärm sie machen!«
    Nofret erwiderte schnell: »Ja, und es könnte hier so friedlich sein. Warum schickst du sie nicht weg, solange du hier weilst? Schließlich sollte dem Herrn des Hauses Hochachtung gezollt werden, wenn er ausruhen will. Bist du nicht auch dieser Meinung?«
    »Eigentlich stören sie mich nicht.« Matt fügte er hinzu: »Sie sind daran gewöhnt, hier zu spielen.«
    »Ja, solange du fort bist. Aber wenn ich bedenke, was du alles für deine Familie tust, Imhotep, dann sollte dir mehr Ehrfurcht bezeugt werden. Du bist zu gütig.«
    Imhotep seufzte.
    »Das war von jeher mein Fehler. Ich bestehe nie auf Wahrung der Formen.«
    »Und so kommt es, dass die Frauen deiner Söhne aus deiner Güte Vorteil ziehen. Hier sollte ein für alle Mal Ruhe und Frieden herrschen, wenn du rastest. Ich will gehen und Kait sagen, dass sie ihre Kinder und auch die andern fortbringt. Dann hast du hier den Frieden, den du brauchst.«
    »Du bist ein guter Mensch, Nofret, du bist immer auf mein Wohlergehen bedacht.«
    Nofret murmelte: »Deine Freude ist meine Freude.«
    Sie stand auf und ging zu der Stelle am Ufer, wo Kait neben ihrem Zweitältesten, einem ziemlich verwöhnt wirkenden Knaben, kniete. Gemeinsam versuchten sie, ein kleines Schiff schwimmen zu lassen.
    Nofret sagte kurz: »Wirst du gefälligst die Kinder fortbringen, Kait?«
    Kait starrte sie verständnislos an.
    »Fort? Was meinst du? Hier spielen sie immer.«
    »Heute nicht. Imhotep will seine Ruhe haben. Deine Kinder machen Lärm.«
    Kaits Gesicht wurde von Röte übergossen.
    »Du solltest deine Zunge in Acht nehmen, Nofret! Imhotep liebt es, die Kinder seiner Söhne hier spielen zu sehen.«
    »Nicht heute«, wiederholte Nofret. »Er lässt dir durch mich sagen, dass du die ganze laute Bande ins Haus bringen sollst, damit er hier in Frieden sitzen kann – mit mir.«
    »Mit dir…« Kait hielt inne, erhob sich und ging zu dem Platz, wo Imhotep halb saß, halb lag. Nofret folgte ihr.
    Kait sprach ohne Umschweife: »Dein Weib sagt, ich solle die Kinder fortbringen. Warum? Was tun sie Böses? Aus welchem Grund werden sie verbannt?«
    »Ich hätte gedacht, dass der Wunsch des Herrn genügt«, bemerkte Nofret sanft.
    »Ganz recht, ganz recht«, sagte Imhotep verdrossen. »Weshalb muss ich Gründe angeben? Wem gehört dieses Haus?«
    »Ich nehme an, dass dieses Weib die Kinder forthaben will.«
    Kait musterte Nofret von oben bis unten.
    »Nofret ist auf mein Wohlergehen und meinen Genuss bedacht«, entgegnete Imhotep. »Niemand sonst in diesem Hause denkt daran – die arme Henet vielleicht ausgenommen.«
    »Die Kinder dürfen also nicht mehr hier spielen?«
    »Nicht, wenn ich herkomme, um auszuruhen.«
    Kaits Zorn loderte jäh auf.
    »Warum lässt du dich
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