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Radioactive -Die Verstossenen

Radioactive -Die Verstossenen

Titel: Radioactive -Die Verstossenen
Autoren: Maya Shepherd
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verlassen. Die Ausdauertests sind abgeschlossen.
    Die Weiße drückt mir die Flasche in die Hand. „Trink das, du hast den Ablauf lange genug aufgehalten!“, befielt sie und steuert mich mit den anderen in den nächsten Prüfungsraum.

    Helles Licht fällt auf den weichen Sand der Arena. Die Deckenleuchten sind so weit entfernt, dass man, wenn man es nicht besser wüsste, glauben könnte, unter freiem Himmel zu stehen. Auch wenn ich noch nie außerhalb der Sicherheitszone war, würde ich mir so den Himmel vorstellen. Hell und frei, ohne Abgrenzungen oder Flackern.
    Die Arena ist wie in der Antike der alten Erde rund und verfügt über Zuschauerplätze außerhalb des Kampffeldes sowie einer Tribüne für die Legionsführer. Außer den dreien in Weiß sind heute keine Zuschauer da. Öffentlich sind die Kämpfe nur während der Paarungszeit. Die nächste wird jedoch erst in einem Jahr stattfinden. Kein Grund also, daran einen Gedanken zu verschwenden.
    Der Älteste tritt vor.
    „A330 eröffnet, im Namen der Legion, Phase 7. Es ist eure letzte Prüfung, eure letzte Chance, Punkte zu sammeln. Der Nahkampf dient ausschließlich zur Verteidigung. Wir sind die letzten Überlebenden. Die Ordnung in der Sicherheitszone zu erhalten, steht über allem. Jeder Feind der Ordnung ist ein Feind des Lebens und muss vernichtet werden. Kämpft fair, aber hart.“
    Wir verneigen uns vor den Führern und treten zurück an die Wand, sodass wir einen Kreis um das runde Kampffeld bilden. Per Computer wird unser idealer Kampfpartner anhand unserer bisherigen Ergebnisse ermittelt.
    „E515 gegen E572.“
    Es sind beides Jungen. E515 ist der Junge, dem ein Stück seines Schneidezahns fehlt, den anderen erkenne ich nicht wieder. Wie wir alle tragen sie Sensorschutzwesten über der Brust und elastische Schienen an den Beinen. An ihren Händen aktivieren sie die Laserpointer. Das Licht dämmt sich automatisch, sodass die roten und grünen Laserstrahlen besser zu sehen sind. Schneidezahn hat rot und sein Gegner grün. Sie gehen in Stellung und die Startklingel schrillt so laut durch die Arena, dass es in den Ohren schmerzt. Der grüne Laserstrahl zischt direkt los und nur knapp an Schneidezahns Oberarm vorbei, perfekt hat er sich über den Boden abgerollt. Sand rieselt von seiner schwarzen Schutzweste, doch der Grüne befeuert ihn unablässig weiter. Während sein Angriff sehr offensiv ist, verhält sich E515 eher defensiv. Seine Ausdauer ist gut und diesen Trumpf versucht er auszuspielen. Wie ein Gummiball hüpft er von einer in die andere Ecke, bückt und streckt sich. E572 hat mehr als genug damit zu tun, ihm hinterher zu hechten. Die Uhr zeigt 6:05 Minuten an. Wenn beide es zehn Minuten lang durchhalten, ohne dass einer von ihnen eine theoretisch tödliche Verletzung davonträgt, erhalten beide zwar die gleiche Punktzahl, dafür jedoch nur die Hälfte der möglichen Punkte. Wird einer jedoch besiegt, erhält dieser keine Punkte und sein Gegner dafür alle. Ziel ist es deshalb, seinen Gegner so schnell wie möglich auszuschalten. Auch wenn Schneidezahn noch so gelenkig ist, wird ihm seine Flucht keinen Sieg einbringen.
    7:50 Minuten. E572s Angriffe werden immer langsamer. Während er erst noch im Sekundentakt Schüsse abfeuerte, verfehlt er nun sein Ziel um Meter und braucht länger, um sich neu zu orientieren, während E515 wie ein Schnellläufer um ihn herumzischt.
    Nach 8:15 Minuten löst sich der erste rote Schuss und... trifft! E515 hat gewonnen. Er erhält die volle Punktzahl.

    Es folgen noch weitere Kämpfe. Die Wenigsten enden im Gleichstand, da es nicht unser Ziel ist, Kompromisse einzugehen. „Ganz oder gar nicht“ lautet die Devise. Meine Handflächen werden bereits wieder unerklärlicherweise feucht, als endlich meine Bezeichnung durch die Lautsprecher schallt.
    „E523 gegen E518.“
    Es ist das Mädchen mit dem Pigmentfleck unter dem linken Auge, die mich bereits bei dem letzten Test so böse angeschaut hat. Zuletzt hat sie verloren, umso größer wird ihr Ehrgeiz jetzt sein, mich zu schlagen. Ich teste den Laserpointer und ein grüner Strahl ergießt sich über das Kampffeld. Es kann losgehen. Wir nehmen Stellung ein, doch anders als bei dem ersten Kampf schlägt keiner von uns zu als das Startsignal ertönt. Wir umkreisen uns und warten beide auf eine Reaktion, doch nichts geschieht. Ihre lichtblauen Augen fixieren meine. Nicht nur unser Aussehen scheint identisch, sondern auch unsere Bewegungen, wie bei einem Spiegelbild.
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