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Radau im Reihenhaus

Radau im Reihenhaus

Titel: Radau im Reihenhaus
Autoren: Evelyn Sanders
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zwanzigtausend Kataloge drucken lasse, ist der Einzelpreis erheblich niedriger als bei nur fünftausend Exemplaren.«
    Ich schwieg beeindruckt. Dann fragte ich zögernd: »Wie hattest du dir denn das mit der Massenproduktion vorgestellt?«
    Rolf grinste. »Na ja, vielleicht zweimal Zwillinge oder auch Drillinge mit eventuell einer Nachbestellung.« Zärtlich sah er mich an.
    »Wann ist denn mit der Lieferung zu rechnen?«
    »Im Februar. Eigentlich hab’ ich es dir ja noch gar nicht sagen wollen, aber nachdem du mich so erschreckt hast, ist es nur recht und billig, wenn ich mit gleicher Münze zurückzahle.«
    Er nahm mir die Zigarette aus der Hand und drückte sie aus. »Geraucht wird nicht mehr!« Dann löschte er das Licht und zog mich in seinen Arm. »Glaubst du wirklich, daß es ein Mädchen wird.«
    »Auf jeden Fall! Die männliche Vorherrschaft in dieser Familie muß endlich gebrochen werden!«
    »Kleine Mädchen sind süß«, sagte er verträumt. »Sie sind viel anschmiegsamer als Jungs und viel zärtlicher. Wenn sie größer sind, muß man sie ausführen, sie brauchen hübsche Kleider… Schwierig wird es nur sein, den richtigen Mann für sie zu finden. Aber wenn es soweit ist, werde ich mich selbst darum kämmen! Wie, sagtest du doch, hat Frau Heinze die Sache mit Patricia eingefädelt…?«

Nachwort
    oder, um es mit Schiller zu sagen: Du sprichst von Zeiten, die vergangen sind.
    »Sie haben sich in all den Jahren wirklich kein bißchen verändert!« rief ich enthusiastisch, als ich Frau Heinze die Tür öffnete.
    »Wollen Sie etwa behaupten, ich hätte schon in Monlingen diese Tränensäcke unter den Augen gehabt?«
    Dabei hatte sie gar keine. Sie sah im Gegenteil immer noch sehr jugendlich aus, war noch genauso lebhaft, wie ich sie in Erinnerung hatte, und machte auch gar kein Hehl aus ihrem Alter. »Seit kurzem trage ich sogar eine Brille. Die Neugier hat endlich über die Eitelkeit gesiegt!«
    Ein Zufall hatte uns wieder zusammengebracht, nachdem wir die Verbindung verloren und 15 Jahre lang nichts mehr voneinander gehört hatten. Und selbst dann hatte es immer noch Monate gedauert, bis den vielen Telefongesprächen endlich ein Wiedersehen gefolgt war. Nun saß sie tatsächlich auf unserer Terrasse, vor sich ein Glas Campari, neben sich einen Stoß Fotografien, und befahl: »Jetzt erzählen Sie mal!«
    Was sollte ich denn erzählen? Unseren auf fünf Köpfe angewachsenen Nachwuchs hatte sie bereits besichtigt und für recht gelungen befunden. »Mir ist bloß unklar, wie Sie das unbeschadet durchgehalten haben. Ich bin ja schon bei meinen beiden verrückt geworden, aber gleich fünf…? Haben Sie überhaupt mal ein paar Minuten für sich alleine?«
    »Doch«, sagte ich prompt, »wenn ich in die Küche gehe und Geschirr spüle!«
    Sie lachte. »Patricia geht es so ähnlich. Sie sagt immer, Mutterglück sei das, was sie empfindet, wenn ihre Kinder abends im Bett seien.«
    Nun mußte ich mir Fotos von den Enkelchen ansehen. Es waren eine ganze Menge Aufnahmen, und alle zeigten zwei niedliche Mädchen, die große Ähnlichkeit mit ihrer immer noch sehr hübschen Mutter hatten. Auch Bilder von Tassilo waren dabei und vom Haus, das von einer gutgehenden Praxis und dem daraus resultierenden Wohlstand zeugte.
    Dann folgten Aufnahmen von Hendrik. Auch er hatte sich zu einem stattlichen Jüngling gemausert und blickte würdevoll in die Kamera.
    »So blasiert sieht er sonst niemals aus, aber als die Fotos gemacht wurden, war er gerade Referendar geworden. Jetzt steht er schon dicht vor dem Assessor-Examen«, erläuterte seine Mutter. »Wenn er und mein Schwiegersohn mal zusammen bei uns sind und sich über Dinge unterhalten, von denen ich nichts verstehe, komme ich mir immer richtig dumm vor. Das kommt davon, wenn man plötzlich lauter Akademiker in der Familie hat. Andererseits werde ich nie vergessen, daß die beiden Geistesheroen im letzten Herbst einen halben Tag gebraucht haben, um unsere Doppelfenster einzuhängen.«
    Schätzchen hätte ich trotz der langen Zeit, die vergangen war, auf Anhieb wiedererkannt. Er hatte sich tatsächlich kaum verändert – nur einen Teil seiner Haare hatte er lassen müssen. »Wie ein Opa sieht er wirklich nicht aus«, sagte ich und gab die Fotos zurück.
    »Er ist aber einer! Sogar viel zu gerne! Ich hab’ ja schon immer gesagt, daß Babys ihre Väter zu Männern machen und ihre Großväter zu Kindern!«
    Es dauerte nicht lange, und wir hatten die Gegenwart vergessen und waren
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