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Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Titel: Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt
Autoren: Aufbau
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Instandhaltungskosten als zu hoch galten. Adda Boel wurde danach von einer Pflegefamilie zur anderen gereicht, aber bis zu ihrem siebten Lebensjahr war sie im ›Titan‹ untergebracht. Cato Nielsen kam 1985 als Sechsjähriger ins Kinderheim und wurde als Siebzehnjähriger auf die Gesellschaft losgelassen, als das Kinderheim geschlossen wurde.«
    »Und My Johannesen?«, fragte Wagner
    »Genau dasselbe! Auch dieses Heim, zwar nicht ganz übereinstimmende Zeiten, aber sie haben sich zweifelsfrei gekannt.«
    »Hast du irgendwelche Informationen über das Heim? Jahreszahlen, Angestellte und so weiter?«
    Ivar K nickte.
    »Ich hab es aus dem Netz. Das war ganz einfach.«
    Christian Hvidt wedelte mit seinem Block.
    »Das ist richtig. Das Gleiche gilt übrigens auch für Peter Boutrup. Auch er war im ›Titan‹ in Ry.«
    Er las seine Aufzeichnungen ab. »Er wurde nach der Geburt zur Adoption freigegeben, aber seine Adoptiveltern gaben ihn zurück, als sie eigene Kinder bekamen. Er hat ein Großteil seiner Kindheit im ›Titan‹ verbracht, von dem gesagt wurde, dass dort mit liebevoller, aber harter Hand erzogen wurde.«
    Wagner musste an Dicte denken. Sechzehn Jahre alt, hochschwanger und gezwungen, das eigene Kind zur Adoption freizugeben. Es war nicht ihre Schuld, dass ihr Sohn in ebendiesem Kinderheim gelandet war, aber für sie musste es sich schrecklich anfühlen.
    »Dann fehlt uns nur noch Hansen«, sagte er.
    Wagner hatte vergeblich versucht, Jan Hansen telefonisch zu erreichen. Aber er hatte gerade den Satz beendet, als die Tür aufging und Hansen hereinkam und mit den Papieren in der Hand wedelte.
    »Here we go! Haufenweise Listen. Frisch aus dem Drucker. Was habt ihr herausbekommen?«
    Wagner war dankbar für den Tatendrang, den seine Kollegen an den Tag legten. Wie eine Meute von Spürhunden, einige ein bisschen träger als andere, einige älter als die anderen, aber sie waren alle gleichermaßen engagiert und wollten Ergebnisse sehen.
    »Okay. Wer war Leiter des Kinderheims in den besagten Jahren. Ein Name bitte?«
    »William Garner Andersson«, sagte Ivar K, nachdem er seine Unterlagen durchgesehen hatte. »Er war dort von 1985 bis zur Schließung der Einrichtung 1996 tätig.«
    Es war zwar nur ein Gefühl, aber es war nicht wegzureden. Ein Stich tief in seinem Inneren, der Panikwellen durchs System schickte.
    »William Garner Andersson«, wiederholte Wagner.
    Er sah Hansen an.
    »Findet sich dieser Name auch in deinen Listen?«
    Hansen begann mit der Suche, aber es standen so viele Namen auf den Listen, dass er die Zettel an die Kollegen verteilen musste.
    Am Ende war es aber doch er selbst, der ihn fand.
    »Hier. William Garner Andersson. Er ist von 1983 bis 1985 als ›Assistant Care Manager‹ angestellt gewesen.«
    Wagner fasste zusammen.
    »Meine Hypothese lautet: William Garner Andersson traf in Haut de la Garenne auf eine Kultur des Missbrauchs und der Folter. Er nahm diese Kultur mit, als er nach Dänemark ging, um Direktor im Kinderheim ›Titan‹ zu werden.«
    Er sah sich fragend in der Runde um, alle nickten ihm zu, einer nach dem anderen. »Gott weiß, wie viele Kinder in seiner Amtszeit im ›Titan‹ untergebracht waren, aber es müssen viele gewesen sein. Einige davon kennen sich natürlich. Aber warum hat keiner von ihnen etwas gesagt? Warum wurde er nie überführt?«
    »Warum sind die Ereignisse in Haut de la Garenne bis heute nicht öffentlich gemacht worden?«, lautete Ivar Ks Gegenfrage.
    Sie kannten die Antwort, Wagner versuchte, Worte dafür zu finden:
    »Einschüchterung. Drohungen. Kinder sind leicht zu verängstigen. Ihr erinnert euch, wie viele Jahre es gedauert hat, bis sich die Kinder, die in den katholischen Internaten in den USA sexuell missbraucht wurden, zu Wort melden konnten. Mittlerweile laufen in den USA, in Österreich und in Irland Gerichtsverfahren, aber es gibt immer wieder Zeugen, die ihre Aussage zurückziehen.«
    »Gehirnwäsche«, warf Christian Hvidt ein. »Vielleicht wurde ihnen eingeredet, dass die Strafen etwas Gutes hatten und nur zu ihrem Besten waren.«
    »Aber einen Menschen muss es gegeben haben, der all die Jahre von Gerechtigkeit geträumt hat«, sagte Wagner. »Und dieser Jemand hat schlechte Erfahrungen mit Autoritäten gemacht, die Autoritäten haben ihn und seine Nächsten ein Lebenlang unterdrückt und gepeinigt, deshalb wünscht er sich nichts sehnlicher, als Rache zu nehmen.«
    »Cato«, sagte Hansen. »Er muss auf der Suche nach diesem William
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