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Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Titel: Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt
Autoren: Aufbau
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Tiefgarage hätte es Opfer geben können. Mit Leichtigkeit hätte dieser Donnerstag zum schwärzesten Donnerstag in der Geschichte der Stadt werden können.
    Als sie zu Hause ankamen, schloss sie sich im Badezimmer ein. Lange blieb sie vor dem Spiegel stehen und sah sich an. Der Anblick gefiel ihr ganz und gar nicht. Dann öffnete sie den Arzneischrank und fand ihren vertrauten Rettungsanker. Sie hasste sich, als sie den Deckel von dem kleinen Glas abschraubte und eine Tablette auf ihre Handfläche klopfte.

KAPITEL 7
    Am Montagmorgen parkte Wagner seinen Wagen vor dem neuen Gebäude des Instituts für Rechtsmedizin, das dem Skejby-Krankenhaus angegliedert war. Unter anderen Umständen hätte sich Wagner über das neue, geräumige Backsteingebäude freuen können, in dem jetzt auch im obersten Stockwerk genug Platz für die Rechtschemiker war und die großen Obduktionssäle und das neue Lüftungssystem es sehr viel erträglicher machten, seinem lieben Freund Paul Gormsen dabei zuzusehen, wie er die Toten zum Sprechen brachte.
    »Lass uns reingehen und sehen was er hat.«
    Sein Kollege, Kriminalkommissar Jan Hansen, nickte, erwiderte aber nichts. Er hatte auch nicht zu bedenken gegeben, dass Wagner vielleicht lieber der Demonstration von Gormsens Handwerk fernbleiben sollte, obwohl er das Wochenende gehabt hatte, um sich von dem Schock der Explosion zu erholen. Der gutmütige, muskelbepackte Hansen war grundsätzlich kein Mann, der sich einer Anweisung widersetzte. Das bedeutete allerdings nicht, dass er immer einverstanden war.
    Sie stiegen aus, schlugen die Türen zu und gingen zum Haupteingang. Wagner registrierte, dass sich seine Beine noch immer wie Gelee anfühlten. Vielleicht hätte er doch vor der Obduktion etwas essen sollen, aber sein Magen hatte gestreikt, als er versucht hatte, sich eins der belegten Brötchen aus der Kantine reinzuzwingen. Nicht einmal eine Zimtschnecke hatte er herunterwürgen können. Es war, als wäre sein gesamtes System bezwungen worden, und tief im Inneren wusste er, dass er diese Aufgabe jemand anderem hätte überlassen sollen. Aber es war doch alles gutgegangen, dieses Ereignis, das auch so schrecklich hätte enden können und das für einen langen, unerträglichen Augenblick sein Leben bedroht hatte und zu einem totalen Kollaps geführt hätte. Ida Marie war unverletzt. Sie hatte sich zum Glück von dem Impuls leiten lassen, eine kleine Shoppingtour durch das Kaufhaus
Bruuns Galleri
zu machen, undhatte darauf spekuliert, auch später noch eine freie Bank im Solarium zu bekommen. Aber vielleicht hatte er den weitaus größeren Schock bekommen, als sie ihm bei einem Glas Wasser im Polizeipräsidium die Ausbeute ihrer Shoppingtour gezeigt hatte. Während er sich der Eingangstür des Rechtsmedizinischen Institutes näherte, sah er den Haufen vor sich auf seinem Schreibtisch. Babysachen. Ein großer Haufen Babykleidung.
    »Hat eine Freundin von dir ein Baby bekommen?«, fragte er, begriffsstutzig, wie er war, während sie ein Outfit nach dem anderen in die Luft hob. Er musste daran denken, wie selbstverständlich für ihn früher das Wickeln eines Babys gewesen war und wie schnell man solche Dinge wieder vergaß.
    Ida Marie hatte energisch den Kopf geschüttelt. Ihre Augen waren voller Erwartung und Freude, aber auch Nervosität. Doch auch da hatte er noch immer nichts begriffen.
    »Na gut!«, sagte er, während der Schrecken bereits in den Hintergrund gedrängt wurde und der neue Fall mit den zwei Detonationen und der Toten aus dem ersten Stock in seinem Kopf zu arbeiten begann. Wie hing das alles zusammen?
    »Du wirst Vater!«
    »Wie bitte?«
    Die Worte verschmolzen mit seinen Gedanken und vermischten sich in seinem Körper mit dem Schock. Es war unmöglich, das zu verarbeiten, und er versuchte es auch gar nicht erst. Wie sollte es ihm auch gelingen. In der einen Sekunde war sie ihm entrissen worden, und in der nächsten teilte sie sich in zwei Wesen. Sie hätte ihm genauso gut erzählen können, dass sie von einem anderen Planeten stammte und darauf programmiert wurde, sich selbst zu zerstören.
    Sie bemerkte seine Ohnmacht und erklärte es ihm schonend, bis er es endlich begriffen hatte.
     
    Darum aber zitterten seine Beine. Denn die Wahrheit war, dass sich in ihm eine tiefe, warme Freude mit einer fast lähmenden Angst paarte. Er hatte bereits zwei Kinder aus seiner ersten Ehe,und Ida Maries Sohn Martin war gerade sechs geworden. Alles war bisher ganz glimpflich verlaufen,
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