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Racheopfer

Racheopfer

Titel: Racheopfer
Autoren: Ethan Cross
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ihre Stimme spröde und trocken. »Ich esse am liebsten Steak mit Bratkartoffeln. Das habe ich von meinem Dad.« Ihre Augen verrieten, dass sie bestürzt war über die eigentümlich persönliche Aussage in ihrem letzten Satz. So etwas sagte man zu jemandem, mit dem man ausging, nicht zu einem berüchtigten Serienkiller.
    »Wie essen Sie Ihr Steak?«, fragte er.
    »Englisch. Mein Vater hat immer gesagt, das Fleisch verliert den Geschmack, wenn man es durchbrät.« Wieder schien sie überrascht von ihrem eigenen Mut. Ackerman entging nicht, dass sie sich zu ihm beugte, als sie sich ihm anvertraute, als wollte sie nicht, dass der Kameramann es hörte.
    Auf diesen Augenblick hatte er nur gewartet. Er setzte einen harten Blick auf und legte ein wenig Grausamkeit und Bedrohlichkeit in seine Stimme. »Sie mag es blutig. Das ist ein Mädchen ganz nach meinem Herzen.«
    Blitzartig riss er die Hände hinter dem Rücken vor, warf sich über den Stahltisch, der sie trennte, und packte die Reporterin beim Haar. Mühelos zerrte er die zierliche Frau über die Tischplatte und zog sie zu sich auf den Schoß. Während ihre Schreie den Raum erfüllten und ihm der Geruch ihrer Todesangst zusammen mit dem Duft des Parfüms in die Nase drang, setzte Ackerman ihr eine Hand in den Nacken und die andere unters Kinn. Mit einer raschen Drehung hätte er der Frau ohne Mühe das Genick brechen und ihr Rückenmark durchtrennen können.
    Die Wärter reagierten sofort, brüllten Anweisungen und hoben die Repetiergewehre. Ackerman wusste, dass die Waffen mit Taser XREP geladen waren, einer neuartigen Patrone, die keine Schrotkugeln, sondern einen Miniatur-Schocker enthielt. Diese Geschosse waren als nicht tödliche Alternativen zu normalen Schrotladungen konzipiert: Die Wärter konnten auf ihn schießen, ohne sich sorgen zu müssen, die Geisel zu treffen.
    Ackerman hatte nicht die Absicht, einen Fluchtversuch zu unternehmen, wie die Wärter vermutlich annahmen. Er wusste, dass es so gut wie unmöglich war, aus einem Käfig mit derart fortschrittlichen Sicherheitseinrichtungen auszubrechen, zumal seine Beine noch immer an den Stuhl gekettet waren. Nein, er wollte dem Publikum nur eine Show bieten, die es so rasch nicht vergessen würde.
    »Lassen Sie die Frau los!«, rief ein Wärter und visierte Ackerman über den Lauf seiner Waffe an.
    Ackerman blickte ihm ungerührt in die Augen. »Noch einen Schritt näher, und ich breche ihr das Genick.«
    »Geben Sie auf! Sie kommen hier nicht raus.«
    Ackerman verstärkte seinen Griff um den Hals der Frau und entlockte ihr damit einen leisen Schmerzensschrei. »Ich will nicht fliehen. Ich möchte meiner Freundin hier nur eine kurze Botschaft mitteilen.«
    Er neigte den Kopf zum Ohr der Reporterin und flüsterte: »Von diesem Tag an werden Sie nie vergessen, dass Sie nur deshalb noch leben, weil ich beschlossen habe, Ihnen das Leben zu schenken. Von nun an gehört mir jeder Atemzug, den Sie tun. Jedes Lächeln. Jede Träne. Jeden Augenblick Ihrer weiteren Existenz habe ich Ihnen geschenkt. Ihre Zukunft verdanken Sie mir. Und eines Tages komme ich vielleicht zu Ihnen und treibe diese Schuld ein.«
    Ackerman stieß die junge Frau von sich und hieß den Treffer des Taser-Geschosses willkommen. Er hatte sein Ziel erreicht. Weder die Reporterin noch ihre Zuschauer würden jemals den Namen Ackerman vergessen.
    Er schloss die Augen, hörte das Krachen des Gewehrs und spürte den Schock, als die Stacheln des Geschosses seine Haut durchstachen und ihn zu einem hilflos zuckenden Bündel machten.
    Sekunden später hatten die Wärter ihn überwältigt.

2
    Während sie die einflussreichen Männer und Frauen am Konferenztisch betrachtete, schob Dr. Jennifer Kelly sich eine Strähne ihres kastanienbraunen Haares hinters Ohr und entblößte dabei eine schmale Narbe, die von der Schläfe bis zum Kiefer verlief.
    Jennifers Chef, Dr. Stewart Kendrick, Direktor der psychiatrischen Klinik Cedar Mill, nahm seine Notizen und erhob sich, damit jeder im Raum wusste, dass er bereit war, sein Anliegen vorzubringen. Für Jennifer stand bei dieser Besprechung erheblich mehr auf dem Spiel als für Kendrick. Die bevorstehende Präsentation konnte ihr Leben für immer verändern.
    Die Anwesenden stellten ihre Gespräche ein und wandten sich Kendrick zu. Wieder einmal bewunderte Jennifer ihn für seine Fähigkeit, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Für einen älteren Mann fand sie ihn attraktiv. Mit seinem grau melierten Haar und der
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