Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rache ist lavendelblau

Rache ist lavendelblau

Titel: Rache ist lavendelblau
Autoren: Fannie Ennser
Vom Netzwerk:
sind nicht da, nur dass du weißt.“
„Verheiratet? Verheiratet sind immer noch wir“, dachte sie ein wenig verbittert, zog es aber vor, das heikle Thema nicht anzuschneiden und schon gar nicht zu diskutieren, „es führt zu nichts, und jetzt schon gar nicht.“
Langsam schritten sie - das Fahrrad wie einen eisernen Korridor zwischen sich - die schmale Gasse entlang, an der Kirche mit dem prächtigen Portal vorbei - dessen Tor geschlossen war - dem Weinberg entlang und Conradins Wohnsitz entgegen. Der Duft von Lavendel lag in der sirrenden Luft und Grillen zirpten. Heidrun spürte Schweißflecken auf ihrer Seidenbluse und dem Rock und fühlte sich unwohl bei dem Gedanken, ihrer Nebenbuhlerin ungepflegt entgegentreten zu müssen.
Conradin hielt im Schritt inne.
„Da sind wir“, sagte er, drehte sich zur Seite und einem Gittertor zu - das wie zufällig zwischen einigen alten Zypressen stand - und öffnete es mit einem heftigen Ruck. Wollige Färberdisteln reckten ihre gelben Blütenköpfe zwischen den Zaunstreben zur Straße hin und Leimkraut begleitete den Weg, der ans Haus heran führte. Der Kies knirschte laut unter ihren Füßen. Aus dem Dickicht des umgebenden Grüns trat ein schmales, einstöckiges Steinhaus hervor mit rotem Ziegeldach und einer breiten, aus alten Ziegelsteinen gemauerten Treppe davor. Heidrun verweilte kurz. Sie hatte eine luxuriöse Villa erwartet, und hier stand sie nun vor einem kleinen, bescheidenen Winzerhäuschen, wie es Tausende von ihnen auf diesem sonnenverwöhnten Landstrich gab.
„Bitte, kommen Sie herein, hier draußen ist es zu heiß.“
„Das ist also Chiara“, schoss es Heidrun durch den Kopf. Vor ihr auf der Treppe stand eine Frau, die so gar nicht dem entsprach, was sich Heidrun unter ihrer Nebenbuhlerin vorgestellt hatte. Wohl war sie Jahre jünger als Heidrun, doch war sie von eher kleiner Gestalt, grobknochig und hatte einen breiten, aber schmallippigen Mund. Lediglich ihre großen, dunklen Augen, die schwarze, üppige Lockenpracht und die olivbraune Haut verrieten die Südländerin. Chiara trug einen schwarzen, leinenen Hosenanzug, Sandalen, keinen Schmuck und war ungeschminkt.
Mit einem Schlag fühlte sich Heidrun sicherer, hatte sie doch soeben das Gefühl verloren, ihrer Nebenbuhlerin nicht das Wasser reichen zu können.
Conradin kam ihr die Treppe hinterher, stellte sich neben Heidrun und machte die beiden miteinander bekannt. Es war eine kurze, aber freundliche Begrüßung der Heidrun zuteilwurde, und man schritt schnell ins Haus hinein. Angenehme Kühle umfing sie. Chiara bat ins Wohnzimmer mit dunklen, aber schlichten Möbeln, Terracottaboden, einem großen, mit Schriftstücken und Büchern überhäuften Schreibtisch und einem Esstisch, auf dem einige Weingläser auf einem Silbertablett standen. Conradin kam mit einem Krug aus der Küche geeilt.
„Ich darf dir unseren Hauswein anbieten?“ Er wartete die Antwort erst gar nicht ab und schenkte sogleich drei Gläser mit einem herrlich duftenden, granatroten Chianti ein. „Den trinken wir am liebsten, ist unser eigener, zum Wohle!“, sagte es, hob sein Glas an und trank es in einem Zug leer.
Von seiner Lebensgefährtin empfing Conradin einen strengen Blick, die sich anschließend sogleich Heidrun zuwandte und ein Gespräch begann. Ob die Reise angenehm gewesen sei, ob ihr, Heidrun, die Hitze zusetze, wo sie Quartier bezogen habe, ob sie schon einmal in der Toscana gewesen sei?
Die Unterhaltung plätscherte einige Zeit formlos und etwas oberflächlich dahin, solange, bis schrilles Telefonklingeln ihre etwas mühsame und steife Unterhaltung unterbrach. Chiara hob ab.
„Tut mir leid, ich muss weg, wir haben heute Kirchengemeinderat und die wollen was von mir.“
Heidrun fiel ein Stein vom Herzen, auch Conradin schien erleichtert, der so lahmen Unterhaltung so bald entkommen zu sein.
Vor dem Haus heulte ein Motor auf, das Signal an die Ehegatten, ihre Unterredung - sich nunmehr allein gegenübersitzend - in Angriff zu nehmen.
„Ich habe mich nicht gemeldet, weil …“, begann Conradin etwas zögerlich und balancierte ein volles Glas zwischen seinen Fingern.
Heidrun unterbrach ihn.
„Du hattest Kontakt zu deinen Kindern, zu mir musstest du ihn nicht aufrecht halten, wir beide haben uns getrennt, nicht du dich von deinen Kindern. Wir hatten unsere Abmachung.“ Heidrun erlangte langsam ihre Sicherheit wieder, die sorgfältig vorbereiteten Worte flossen ihr nun ohne Schwierigkeiten aus dem Mund. Chiara war nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher