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Rache auf leisen Pfoten

Rache auf leisen Pfoten

Titel: Rache auf leisen Pfoten
Autoren: Rita Mae Brown
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oder mit geliftetem Gesicht aufkreuzen.« Susan zuckte die Achseln.
    »Wir sind nicht alt genug, um uns liften zu lassen.« Harry erschauderte bei dem Gedanken.
    »Manche machen das schon mit Anfang dreißig.« Susan las zu viele Illustrierte.
    »Und sie sehen dämlich aus. Ich kann es immer erkennen.« Miranda, noch empört wegen der Kosten für den Heißwasserbereiter, machte eine abfällige Handbewegung.
    »Woran?«, fragten die zwei Frauen und Mrs Murphy.
    Miranda fuhr mit dem Zeigefinger vom Rand ihres Wangenknochens zum Mundwinkel. »Dieser Muskel oder dieses Band oder wie man das nennt, ist immer zu straff, selbst wenn es sehr, sehr gut gemacht ist.«
    »Wie bei Mim?« Susan sprach von Crozets tonangebender Bürgerin.
    »Sie würde es nie zugeben.« Harry mochte Mim, unterschätzte aber nie die Eitelkeit der Frau.
    »Katzen sind schön, egal, wie alt wir sind«, warf Mrs Murphy selbstgefällig ein.
    Als würde sie ihre Freundin verstehen, bückte Harry sich. »Wenn ich ein Pelzgesicht hätte, wär’s mir auch egal.«
    Susan warf die Post zum Abfall. »Du wirst nicht alt. Ha!«
    Ha. Allerdings.

 
4
     
    »Warum streikt er denn jetzt schon wieder?« Die Hände auf die Hüften gestemmt, inspizierte Harry mürrisch ihren Transporter.
    »Batterie«, sagte Tucker trocken.
    Harry klappte die Motorhaube auf, überprüfte die Kabel und diversen Drähte, ließ die Haube offen, stieg wieder auf den Fahrersitz und betätigte den Anlasser. Ein Klick-klick-klick war der Lohn ihrer Mühen.
    »Verdammt! Die Batterie.«
    »Sag ich doch.« Der Corgi setzte sich still hin und betrachtete die Motorhaube des blauen Transporters.
    Das alte Gefährt, das mit der Schnauze zu der Eisenbahnbohle, die als Bordschwelle diente, in der Gasse hinter dem Postamt parkte, machte Probleme. Eine Menge Probleme. Der 1978er V8-Motor hatte mehr als dreihunderttausend Kilometer auf dem Buckel, und damit hatte das Vehikel seine Schuldigkeit getan und den Ruhestand verdient. Harry hatte erwogen, den Motor überholen zu lassen. Damit könnte sie vielleicht noch einmal vierzigtausend Kilometer aus dem Transporter herausquetschen. Sie hatte acht Reifengarnituren verschlissen, drei Batterien, zwei Kupplungen, aber nur einen Satz Bremsen. Die durchgescheuerte und durchlöcherte Polsterung war mit einer karierten Pferdedecke überzogen, die Harry von Mrs Martin, der Schneiderin, in einen Sitzbankbezug hatte umarbeiten lassen. Die blaue Farbe des Transporters war so alt, dass sie stellenweise in irisierendem Lila schillerte. Der Gummibelag auf dem Gas- und dem Kupplungspedal war ebenfalls abgenutzt.
    Mrs Hogendobber, die sich umgezogen hatte und ihr Gartenkleid mit einer Schürze aus feinem Ziegenleder trug, ging von ihrem Garten über die Gasse zum Postamt. Neben Chorgesang und Backen war Gärtnern ihre Leidenschaft. Sogar jetzt, am Ende des heißen Sommers, blühten bei ihr Lilien aller Arten. Sie berieselte sie morgens und abends.
    »Miranda, haben Sie ein Überbrückungskabel?«, rief Harry ihr zu.
    »Schon wieder leer?« Miranda schüttelte mitfühlend den Kopf. »Und das an einem so schönen Nachmittag. Sie wollen doch bestimmt nach Hause.«
    Just in diesem Moment steckte Market Shiflett den Kopf aus dem Hintereingang seines Ladens. »Harry, Pewter – ein halbes Huhn!«
    »Oh. Ich bezahl’s dir, Market. Tut mir leid.« Insgeheim lachte Harry. Die frischen Hühner lagen mit geschabtem Eis und Petersilie in einem alten weißen Schaukasten. Pewter musste sich eins gekrallt haben, als Market den Kasten öffnete. Sie war schlau und kannte Markets Gewohnheiten, war sie doch in ihren jüngeren Jahren seine Katze gewesen. »Hast du Mrs Murphy gesehen?«
    Market nickte. »Oh ja. Sie hat einer Verbrecherin Beihilfe geleistet. Ich frag mich oft, was wohl aus deinen Kindern wird, solltest du welche kriegen.«
    »Hühnerdiebe, wenn man dich so hört.« Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Pewter sich heldenhaft abmühte, die Hühnerhälfte zum Transporter zu schleppen. Mrs Murphy zog an der anderen Seite des Kadavers.
    »Lasst mich helfen.« Tucker sprang eilfertig zu ihnen.
    »Nein, bloß nicht«, fauchte Mrs Murphy, dann sah sie Market. »Pewter, schnell, in die Kreppmyrte!«
    Die zwei Katzen zerrten das Huhn unter die Kreppmyrte. »Da.« Harry kramte in ihrer Tasche und gab Market einen Zehndollarschein.

    »Das Huhn ist nicht vergoldet.« Er suchte in seiner Tasche nach Wechselgeld.
    »Lass nur, Market. Du tust so viel für mich, und es tut mir leid, dass
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