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Rache auf leisen Pfoten

Rache auf leisen Pfoten

Titel: Rache auf leisen Pfoten
Autoren: Rita Mae Brown
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der Brust, absolut keine Musterexemplare, aber wenigstens sind sie entwurmt und geimpft. Warte nur, bis Mom sie sieht. Bin gespannt, wie sie es schafft, ihn zu loben, ohne ihm zu sagen, dass dies die miesesten Jungkühe sind, die sie je gesehen hat.«
    »Da wird ihr schon was einfallen.«
    »Tucker. Du warst fleißig. Du kriegst Lammstückchen in Soße.« Pewter schnupperte den unverkennbaren Geruch von Lammfleisch.
    »Juhu!«
    Während die drei aßen, schob Harry ein Nudelgericht in die Mikrowelle. Sie hatte keinen großen Hunger, aber sie aß trotzdem, weil sie im Sommer zu Gewichtsverlust neigte.
    Danach setzten sie sich alle aufs Sofa. Harry versuchte, die Zeitung zu lesen, aber sie raschelte bloß damit, legte sie dann beiseite. Schließlich stand sie auf, warf ihre Jacke über und ging nach draußen.
    »Was hat sie vor?«, fragte Pewter, die es sich gemütlich gemacht hatte.
    »Ich geh mit raus.« Tucker erhob sich und folgte Harry.
    »Ich auch.« Murphy schüttelte sich.
    »Verdammt«, murrte Pewter. Sie schnippte ihren Schwanz über ihre graue Nase, stand schließlich auf, streckte sich und zottelte mit.
    Harry ging zu der Koppel hinter der Scheune. Dort lehnte sie sich an den schwarzen Bretterzaun, um ihren Pferden Gin Fizz, Tomahawk und Poptart dabei zuzusehen, wie sie die erfrischende Luft genossen.
    Sie blickten hoch, sagten Hallo und grasten weiter.
    Der Abendstern am Himmel erschien unwirklich, so groß und klar war er. Der Große Wagen rollte zum Horizont, und die Konturen des Yellow Mountain waren wie ein dünnes blaues Band, heller als der tiefblaue Himmel.
    »Kinder, ich könnte nirgendwo anders leben. Sicher, ich arbeite vierzehn bis sechzehn Stunden am Tag im Postamt und auf der Farm, aber ich könnte nicht in einem Büro arbeiten. Ich weiß nicht …« Ihre Stimme verklang. Pewter kletterte an einem Zaunpfahl hoch, Mrs Murphy an einem anderen, während Tucker geduldig auf Harrys Fuß saß. »Mir ist ein bisschen bange vor diesem Ehemaligentreffen. Beim fünfzehnten war ich noch verheiratet. Es ist viel einfacher, wenn man verheiratet ist – vom gesellschaftlichen Standpunkt, meine ich. Die von weit her kommen, werden erst mich ansehen, dann Boom Boom. Sicher ist es ganz leicht zu verstehen, warum Fair mir nichts, dir nichts auf sie geflogen ist. Ob er wohl kommt? Er war eine Klasse höher. Aber er kommt bestimmt, er kennt ja alle. Er ist ein guter Kerl, sag ich euch. Er hat eine schlimme Phase durchgemacht, das ist alles, aber ich konnte es nicht ertragen. Ich konnte es einfach nicht.«
    »Er hat es hinter sich«, erwiderte Tucker beherzt. Die Corgihündin liebte Fair Haristeen, Doktor der Veterinärmedizin, von ganzem Herzen. »Er hat zugegeben, dass er einen Fehler gemacht hat. Er liebt dich immer noch.«
    »Aber sie liebt ihn nicht.« Pewter leckte ihre Pfote und fuhr damit behände über ihre Schnurrhaare.
    »Doch, sie liebt ihn«, gab Mrs Murphy zurück, »aber sie weiß nicht, wie sehr oder auf welche Weise. Sie würde ihn sicher nicht noch mal heiraten wollen, aber als Menschen liebt sie ihn.«
    »Das macht mich ganz konfus.« Tucker ließ die hübschen Ohren hängen.
    »Die Menschen richten immer so einen Schlamassel an«, verkündete Pewter leichthin.
    »Sie denken zu viel und fühlen zu wenig«, bemerkte Murphy. »Sogar ich liebe sie, wir alle lieben sie. Das ist der Fluch der Menschheit. Aber manchmal kehre ich es um und glaube, dass sie zu viel fühlen und nicht genug denken. Jetzt bin ich konfus.« Sie lachte über sich.
    »Ihr habt euch heute Abend aber viel zu erzählen.« Harry lächelte ihrer Familie zu, dann fuhr sie mit ihren Betrachtungen fort. »Manchmal sehe ich fern. Ihr wisst schon, die Comedy-Serien. Abgesehen vom Alter habe ich mit diesen Leuten nichts gemeinsam. Sie wohnen in schönen Wohnungen in großen Städten. Sie tragen super Klamotten, und keiner hat Geldsorgen. Sie sind geistreich und cool. Eine Dürre bedeutet ihnen nichts. Zu dicht gesät ist ein Fremdwort für sie. Sie fahren sexy Autos, ich dagegen fahre einen 1978er Ford-Halbtonner. Die Leute meiner Generation sind alles, was ich nicht bin.« Sie runzelte die Stirn. »Nur wenige von uns leben noch auf dem Land. Die alten Bräuche gehen den Bach runter, und ich mit ihnen – aber ich kann nicht anders leben.« Sie trat fest auf das vom Tau feuchte Gras. »Verdammt, warum setze ich mich so für dieses Ehemaligentreffen ein? Bin ich ein Trottel!« Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging zum Haus
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