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Rabenmond - Der magische Bund

Titel: Rabenmond - Der magische Bund
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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durchgeführt. Aber sterben werden sie doch.« Nachdenklich streckte er die Hand nach den Schneeflocken aus, die von den Bäumen schwebten, als hätte alles andere nichts mehr mit ihm zu tun. Ein Lächeln zog über sein Gesicht. »Letztes Jahr habe ich mir geschworen, dass diese Wintersonnenwende keiner für mich sterben wird.«
    Aus der Dunkelheit kam ein Löwe, rannte quer durch das Tal und verschwand wieder im Dickicht. Mion begriff, dass es ein befreites Tier gewesen war.
    Mit allem Mut, den sie noch aufbringen konnte, trat sie einen Schritt auf Lyrian zu und stotterte: »Ich... ich habe dich nicht nur belogen. Nicht alles war... Es tut mir leid! Alles, was ich habe, sind diese dummen Worte und... sie können nicht einmal ausdrücken, wie...«
    Er beobachtete ihre Tränen.
    »Du darfst nicht sterben«, sagte sie hilflos. »Lauf weg! Es ist noch nicht zu spät -«
    »Glaubst du, ich könnte gehen, wenn so viel Schuld auf mir lastet?«, erwiderte er leise.
    Sie schüttelte den Kopf, versuchte, sich zu fassen. »Deine Eltern haben mit dem Leben dafür bezahlt, damit du es besser machen kannst. Verstehst du nicht?« Alles, was sie ihm so dringend sagen wollte, versank in wortloser Verzweiflung. Wie kam sie darauf, ihm helfen zu wollen? Sie war es doch, die die ganze Katastrophe bewirkt hatte. Es gab keine Entschuldigung dafür.
    Zögernd hob er die Hand und berührte ihr Gesicht. Da spürte sie, wie alles andere seine Bedeutung verlor. Ganz einfach. Das hier war stärker als Gerechtigkeit, viel stärker als Vernunft.
    In der Nähe brach erneut Lärm aus, Lichter zitterten in der Finsternis. Ein brennender Pfeil landete zischend neben der Pagode und warf Licht auf eine bleiche Gestalt, die Lyrian und Mion beobachtete.
     
    Baltibb rührte sich nicht.
    Als Lyrian sie wahrnahm und zusammenzuckte, bewegte sie keinen Muskel. Erst als er sich schützend vor Mion schob, flackerte ein Grinsen auf ihrem Gesicht auf. Er erkannte sie nicht... natürlich nicht. Sie sah aus wie ein Junge.
    Mond begann, mit dem Schwanz zu wedeln, und bellte. Als er auf Lyrian zulief, weiteten sich seine Augen. Ungläubig starrte er sie an.
    »... Tibb ?«
    Sie konnte nichts erwidern. Konnte nur lächeln. Sie hatte heute Nacht Ungeheuer geschlachtet, den Tod und noch Schlimmeres gesehen. Aber der Anblick von Lyrian und dem Gildenmädchen war entsetzlicher.
    »Ich dachte...«
    Baltibb nickte, ohne etwas gegen ihr Lächeln tun zu können; es hatte sich in ihrem Gesicht festgebissen. »Ich weiß«, sagte sie, mit einer Stimme, so sanft und kalt wie Schnee. »Aber ich bin nicht tot, ich bin hier. Wenn die Sonne aufgeht, werden wir die neuen Herren des Palasts sein - die Rebellen und ich .« Sie kam einen Schritt näher und richtete ihr Schwert auf Mion. »Zur Seite.«
    Lyrian schluckte. »Tibb -«
    »Ihr habt Euch nicht verändert«, stellte Baltibb fest. »Aber jetzt geht es nicht mehr nur um Euch. Das Mädchen ist ein Feind Wynters. Es tut mir leid... ich muss sie bestrafen.«
    »Hast du den Verstand verloren?«, keuchte er, doch die Angst sprach deutlich aus seinen Augen.
    »O nein. Im Gegenteil, ich habe meinen Verstand gerade erst gefunden.« Sie presste die Lippen aufeinander. »Ich kann dich retten. Ich habe jetzt Macht. Niemand wird wissen, wer du warst.«
    Vergeblich suchte sie nach Dankbarkeit, nach Reue in seinen Augen.
    »Ich will, dass du ihr nichts tust«, sagte Lyrian kaum hörbar.
    Baltibb brach in trockenes Gelächter aus. »Ich weiß nicht, wer der größere Narr von uns beiden ist - Ihr, weil Ihr ihrer Schönheit alles verzeiht, oder ich, weil ich immer noch versuche, Euch die Augen zu öffnen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Du verstehst das nicht.« »Doch«, sagte sie erbost, »aber das ist jetzt egal. Jetzt sind andere an der Macht... ich kann dich retten.« Sie verstummte, als ihr klar wurde, dass sie sich wiederholte und Lyrian noch immer vor dem Gildenmädchen stand. Sie sog scharf die Luft ein, bevor sie ihren Stolz aufgab: »Ich... könnte auch schön werden. Es ist die Nacht der Wintersonnenwende, wenn ich mir die Korpusse von drei Mädchen nehme, die -«
    » Was ?«
    Baltibb zitterte unkontrolliert. Sie wollte sterben. Nein - nicht sie. Nicht sie.
    »Mal sehen, wie sie dir gefällt, wenn sie hässlich ist!«, schrie sie, hob das Schwert und ließ es auf Mion niedersausen. Lyrian stieß sie zur Seite, aber zu spät. Mit einem Schmerzenslaut fiel Mion in den Schnee.
    Baltibb stürzte sich erneut auf sie - Lyrian trat
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