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Rabenblut drängt (German Edition)

Rabenblut drängt (German Edition)

Titel: Rabenblut drängt (German Edition)
Autoren: Nikola Hotel
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Aber das war nicht mein Peiniger, denn der hatte ebenfalls innegehalten um zu lauschen.
    Wir waren beide wie erstarrt. Dann hörten wir das Gebell. Es war ein wütendes, ein geradezu leidenschaftliches Kläffen, das mein Denkvermögen aussetzen ließ. Sergius hatte meinen Kopf losgelassen und beide starrten wir in dieselbe Richtung.
    Sie preschten heran, als kämen sie direkt aus der Hölle. Es waren viele - ich konnte nicht erkennen wie viele, aber Sergius ließ von mir ab und sprang auf.
    »So eine Scheiße!«, fluchte er, als hätte ihm ein Regenguss das Picknick verdorben.
    Bunte Farbtupfer hüpften zwischen den Bäumen hindurch. Eine Meute kompakter, muskulöser Hunde in allen Farben, und sie raste in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit auf uns zu. Ich erwachte aus meiner Starre und versuchte mich aufzurappeln. Sergius’ Hände griffen mir unter die Arme, er half mir auf die Beine.
    Ich wollte mich sofort von ihm losreißen, aber verwundert stellte ich fest, dass er mich in die andere Richtung stieß.
    »Lauf, Mädchen!«, befahl er mir verärgert. »Unser kleines Spiel ist abgeblasen.«
    Kleines Spiel? Nannte er das ein Spiel?
    »Los, lauf!«, brüllte er.
    Ich rannte los. Ich war beinahe blind vor Tränen. Hinter mir hörte ich Sergius’ Schritte - sein atemloses Keuchen. Dann verstummte er, schwang sich in die Luft und stieß einen erschütternd langen Schrei aus. Ich wusste nicht, ob er mich damit anstacheln wollte, oder ob es seine Freude darüber war, gleich zu sehen, wie ich von diesen Bestien zerfleischt werden würde.
    Ich war wieder in den verkohlten Teil des Waldes gelaufen. Hier gab es nicht einmal mehr richtige Bäume, die man erklettern konnte. Das Kläffen der Meute wurde immer lauter. Es würde keinen Sinn machen, Richtung Haupthaus zu laufen. Ich käme nicht einmal in Sichtnähe, bevor eines der Tiere mich gepackt hätte.
    Hoffentlich kommt Timo bald!
    Nein - hoffentlich kommt er nicht! Himmel, was sollte er schon gegen einen Haufen wilder Hunde ausrichten?  
    Über mir drehte Sergius eine Schleife. Dieser gottverdammte Feigling! , fluchte ich stumm. Erst war er der Widerling, der mich überwältigen wollte und dann zog er den Schwanz ein und flüchtete. Ich war so wütend, dass mir die Hitze den Hals hochkochte.
    Aber die Meute gewann an Höhe. Die Hunde waren so schnell und verbissen, dass sie teilweise übereinandersprangen, um sich zu überholen. Der Lärm ließ mir die Zähne klappern. Hektisch suchte ich meine nähere Umgebung ab. Von diesem verfluchten Sergius war kein Dunst mehr zu sehen. Die Hunde waren schon so nah, dass ich ihre kompakten, muskulösen Körper deutlich erkennen konnte. Ihr Fell glänzte.
    Das Bellen und das fletschende Geräusch, das ihre Kiefer verursachten, ließ mein Blut gerinnen. Eines der Tiere hatte sich bereits deutlich abgesetzt. Seine Beine schienen sich regelrecht zu überschlagen.
    Ich stürzte über einen halbverfaulten Stamm und fiel auf die Knie. Meine Hose war eingerissen und ich hatte mir die Handflächen aufgeschürft. Mit Kampfgejaule schoss der Erste auf mich zu. Voller Todesangst stolperte ich vorwärts. Vor mir sah ich endlich einen Baum, dessen Äste sich wie einladende Arme ausbreiteten. Ich schrie auf, als ich den Atem des mich verfolgenden Tieres schon im Nacken spürte. Fahrig griffen meine Hände nach dem untersten Ast, als mich ein Luftzug streifte und etwas mit solcher Wucht gegen mich prallte, dass ich heruntergerissen wurde.  
    Der Hund hatte mich gebissen! Sein Maul hatte meinen Unterarm im Sprung erwischt. Er schleuderte mich zu Boden. Ich versuchte meinen Arm wegzureißen, aber das Tier lockerte seinen Kiefer nur kurz, um fester nachzubeißen. Gleich würden mich auch die anderen Tiere erreicht haben. Ich wollte schreien, aber ich hatte überhaupt keine Kraft mehr und auch keinen Atem. Allein der Kampf mit Sergius hatte mich völlig geschwächt. Rasend vor Blutgier zerrte der Hund an mir. Lautes Knurren dröhnte dabei aus seiner Kehle.
    Ich schloss die Augen. Ich konnte ohnehin nichts mehr tun. In wenigen Sekunden würde die Meute mich zerfleischen und kaum etwas von mir übrig lassen. Das Stechen in meinem Arm zog wie Strom durch meine Glieder. Das heftige Rütteln schüttelte meinen Kopf hin und her und ließ meine Zähne aufeinanderschlagen.
    Doch völlig unerwartet lockerte sich das Gebiss des Hundes, und ich war frei.
    Keuchend holte ich Luft, kroch auf allen Vieren vorwärts, hangelte mich am Stamm hoch und griff nach dem
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