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Rabenblut drängt (German Edition)

Rabenblut drängt (German Edition)

Titel: Rabenblut drängt (German Edition)
Autoren: Nikola Hotel
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abgesetzt haben. Geld genug hat er ja.«
    »Wir können uns schon gegen ihn wehren. Jetzt wo wir wissen, wer dahinter steckt.«
    »Aber er wird nicht eher ruhen, bis er euch alle bekommen hat.«
    »Was ist los, mit euch?«, fragte Katharina plötzlich. Ihre betonte Fröhlichkeit sollte die Kinder ablenken.
    »Marina und Karola würden gerne einen kleinen Spaziergang unternehmen. Kannst du schon aufstehen?«, wollte sie von mir wissen.
    »Ich denke schon. Aber ich habe nichts anzuziehen.«
    »Oh«, rief Isabeau aus. »Das habe ich ganz vergessen. Ich habe Sachen für dich im Auto.« Sie verschwand. Kurz darauf ging die Tür wieder auf, und die Schwester kam herein, um das Frühstückstablett abzuräumen. Sofort strömte der Geruch nach Zigarettenqualm und Haarspray durch die Raumluft.
    »Da ist ja wieder unser Herr Nepovím.«
    Alle Augenpaare flogen herum. Ich erkannte sie sofort wieder.
    »Schwester Tereza«, entfuhr es mir überrascht.
    »Habe ich also doch noch Ihren richtigen Namen erfahren!« Sie zeigte mir ihre leicht vergilbten Zähnen. »Ein Steinberg, wer hätte das gedacht! Wie geht es Ihnen denn?«
    »Hervorragend. Danke.«
    Isabeau kam mit einer Plastiktüte unter dem Arm wieder herein. »Hier sind deine Sachen -« Sie stockte, als sie Schwester Tereza entdeckte. Diese blickte erst auf Isabeau und die Plastiktüte und dann wieder auf mich. Und uns Dreien wurde bewusst, dass wir genau diese Situation schon einmal erlebt hatten. Schwester Tereza lachte heiser.
    »Habe ich doch gesagt, Mädchen: Ist ein schöner Mann, nicht wahr?«

Epilog
     
     
     
    I ch hörte die Melodie schon, bevor ich das Haus betrat. Draußen war vor wenigen Tagen der erste Schnee gefallen, und das Anfang Februar. Ich klopfte mit den Stiefelspitzen gegen den Türrahmen.
    Ich könnte ihm stundenlang zuhören.
    Dieses Lied tauchte das ganze Haus in eine seltsame Stimmung. Es hatte etwas Melancholisches und doch gleichzeitig Hoffnungsvolles, als würden sich Freude und Trauer miteinander verbinden und etwas unendliche Schönes gebären. Leise schlich ich die Treppe hinunter. Wir sollten unbedingt das Klavier nach oben schaffen. Sowas gehörte doch nicht in den Keller.
    Ich öffnete leise die Tür. Alexej saß mit dem Rücken zu mir auf dem Klavierhocker. Er trug wie immer schwarz. Neben seinen Füßen lagen unzählige Notenblätter durcheinander. Als hätte der Winterwind sie durch das Zimmer geweht.
    Nie war er mir glücklicher erschienen als in diesem Augenblick. Seine Hände bewegten sich leicht und spielerisch und doch wusste ich, wie viel Kraft es ihn kostete. Aus dem Kragen seines Hemdes blitzte etwas Schwarzes hervor und ich konnte nicht widerstehen, seinen Raben zu berühren. Ganz sanft ließ ich meine Finger über die Haut gleiten und streichelte das aufgemalte Kehlgefieder des Kolkraben. Alexej spielte weiter, ohne sich anmerken zu lassen, dass ich ihn überrascht hatte. Ich beugte mich hinunter und küsste ihn sanft in den Nacken. Genau an die Stelle, wo der Rabe seinen breiten Schnabel emporreckte. Im selben Moment hielt ich die Luft an.
    Hatte sich der Rabe bewegt?
    Schon einmal hatte ich mir eingebildet, dass sein Rabentattoo sich regen würde. Ich strich noch einmal über Alexejs Haut, über das schwarze Gefieder seines Ebenbildes, und der Rabe reckte sich, öffnete seinen Schnabel und ließ einen gurrenden Laut hören.
    »Jetzt hast du mich erwischt.« Alexej hörte auf zu spielen.
    »Wobei?«
    »Es sollte eigentlich eine Überraschung werden.«
    »Das Lied? Ist es von dir?«
    »Gefällt es dir?«
    »Es klingt so ... hoffnungsvoll. Wie nennst du es?«
    » Isabeau’s Eyes. «
    Mir wurden die Knie ganz weich. »Wirklich?«
    »Mmh«, brummte er und sein Mund kitzelte mich.
    Die Tür wurde aufgerissen und ein kalter Luftzug wehte herein.
    Alexejs Kopf flog herum. »Hier ist man aber auch wirklich niemals allein!«
    Jaro steckte in viel zu langen Hosen, die er mehrmals umgekrempelt hatte. Sein Pullover war verdreht und ließ erkennen, dass er sich hastig angezogen haben musste.
    Er legte den Kopf schief.
    »Ist etwas passiert?«, fragte ich alarmiert. Normalerweise stürzte er sich nicht so eilig ins Haus.
    »Nichts, was wir nicht bereits erwartet hätten, aber ich dachte doch, dass ihr sofort Bescheid wissen solltet. Es geht um das Rabenweibchen«, begann Jaro umständlich. »Das Rabenweibchen, das von Sergius überwältigt wurde.«
    »Was ist mit ihr?«
    »Das Junge -«
    »Was ist mit dem Ei?«, drängte ich.
    Jaro ballte
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