Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Quintessenzen

Quintessenzen

Titel: Quintessenzen
Autoren: Sven Böttcher
Vom Netzwerk:
Wissen bestimme dein Tun und Lassen von morgens bis abends.
    Handelst du entlang brauchbarer Ideale im Wissen, dass wir Menschen Teil der Natur sind und alle miteinander verwandt und verwoben, veränderst du die Welt nicht nur, sondern machst sie besser. Nun also doch, so kurz vor Schluss, ein Merksatz, weitergereicht aus grauer Vorzeit bzw. dem Mund deiner Großmutter: »Verlasse jeden Raum, den du betreten hast, in besserem Zustand, als du ihn vorgefunden.« Das ist eine simple Leitlinie. Hielten sich alle daran, sähen nicht nur Damentoiletten besser aus, sondern wäre die ganze Welt ein schöner Ort.
    Der maßgebliche Philosoph Farin Urlaub singt ganz vortrefflich: »Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist. Es wär nur deine Schuld, wenn sie so bleibt.« Zur Zufriedenheit wirst du daher nur Anlass haben, wenn du allabendlich mit dem Gefühl umsinkst, die Welt verbessert oder dies wenigstens nach Kräften versucht zu haben. Ruh dich gelegentlich aus und genieß die schönen Augenblicke, die das Leben dir schenkt. Aber glaub nie, es wäre gut. Und solltest du vorübergehend verzweifelt und sicher sein, die Welt eben nicht verbessern zu können, mach dich dümmer, als du es bist – und rede dir ein, du könntest es. Weil es morgen wieder stimmen wird.
    Nichts wäre schlimmer als dein Eingeständnis am letzten Tag, die Welt nicht besser gemacht zu haben. Denn wer dieses Fazit ziehen muss, der hätte wahrhaftig ganz umsonst gelebt.
    Smart Reset
    Skeptische Ältere (mit zehn bis 50 Jahren mehr auf dem Buckel als du) werden dir und deiner Generation gelegentlich bitter vorhalten, ihr wärt abhängig von euren Rechnern, Maschinen und Netzen. Das stimmt zwar, aber der Vorwurf gehört sich trotzdem nicht, denn die Maschinenintelligenz, die euch umgibt, ist grundsätzlich positiv und hat alles Potenzial, die Welt nachhaltig zu verbessern – und das alltägliche Leben erst recht, vom Einkauf bis zum Arbeitsplatz bis in den Operationssaal. Solange du also den Wert von Dingen kennst und nicht nur deren Preis, solange du Information von Wissen unterscheiden kannst und Unterhaltung vom Wesentlichen, kann dir nichts passieren.
    Natürlich wirst du – von Menschen, Maschinen und Mischformen – gedrängt werden, dein Tempo und deine Lebensgestaltung dem zunehmenden Tempo der Maschinen anzupassen, aber du wirst nicht gezwungen (nicht einmal dann, wenn 95 % deiner Mitmenschen bei Facebook sind). Vergiss nicht, dass du jederzeit frei bist ( → J. C. , → Sei unnatürlich ), deinem eigenen Weg zu folgen, dein eigenes Tempo zu gehen, für deine eigenen Werte und Ideale zu leben. Natürlich hat das seinen Preis. Anderswo wird man dafür gefoltert und erschossen – du hingegen kommst nach Lage der Dinge ungeschoren davon. Schlimmstenfalls entgeht dir eine Karriere, die mit dir und deinen Überzeugungen nicht vereinbar ist. Aber du wirst, ganz gleich in welcher Zeit, immer Gleichgesinnte finden. Gleichgesinnte Menschen, nicht Maschinen.
    Es empfiehlt sich indes, regelmäßige »Resets« deines eigenen Systems vorzunehmen, indem du alle Maschinen temporär für 5 bis 7 Tage ausschaltest und damit das temporeiche Grundrauschen. Du wirst bei jedem dieser Resets fiese Entzugserscheinungen haben, in den ersten Tagen, wirst die restlichen Tage erleichtert durchatmen und beim Wiederanschalten der Maschinen feststellen, dass du nichts Weltbewegendes verpasst hast.
    Schlimmstenfalls hat man dich gefeuert. Aber sollte das passiert sein, war’s eh nicht der richtige Job ( → Das 3 / 4 Leben ).
    Untergang
    Steh doch bitte gelegentlich mal ganz früh auf, ohne gleich in Bus oder Bahn zu springen, begib dich an einen ausreichend hoch gelegenen Ort, schau ostwärts und warte auf den Sonnenaufgang. Du siehst: Alles wird immer wieder neu, und ob es nichts Neues unter der Sonne gibt, wie Goethe meinte, oder doch alles immer wieder ganz frisch und originell und anders ist, liegt weiterhin, wie alles, im Auge des Betrachters.
    Seit einer Million Jahren ist die Gehirnentwicklung des Homo sapiens abgeschlossen, dennoch haben wir uns erst im Lauf der letzten paar hundert Jahre explosionsartig vermehrt und rasend schnell das iPad erfunden. Bei fairer Betrachtung der Sachlage müssten wir wohl einräumen, dass weit vor uns verstorbene Generationen eigentlich doch schon wesentlich weiter gewesen sein müssten als wir. Weit hinaus über das Verheizen von Kohle und Öl, mit Bauten, Technik und Speicherkarten, die sich binnen einiger
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher