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Quintessenz

Quintessenz

Titel: Quintessenz
Autoren: Keith R. A. DeCandido
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Weiterentwicklung mitgemacht zu haben, während sie kühn zu den Sternen aufbricht. Prompt stellen die Q in der Pilotfolge die Erdenbewohner vor Gericht. Picard wird gezwungen, ihren Stellvertreter zu geben und den Beweis dafür anzutreten, dass die Menschheit ihre Existenzberechtigung verdient; dass sie tatsächlich vom Status der »einfältigen, barbarischen Rasse« empor geläutert ist.
    Die Konfrontation mit willkürlicher Macht und das Auferlegen schier unerfüllbarer Maßstäbe ist allerdings nur die eine Seite der Medaille des Q-Konzepts. Eine weitere Veränderung gegenüber der originalen Serie besteht darin, das Seelenleben eines Gottes offenzulegen – und sich dadurch auf die Vorstellung einzulassen, wie es wäre, wenn es ein solch omnipotentes Geschöpf wirklich gäbe. Nie zuvor ist man einem Vertreter der Allmacht so nah gewesen wie Q. Im Laufe der Serie erfahren wir von seinen Launen, von seinen Nöten und Sehnsüchten. Vor allem aber erfahren wir, dass es gar nicht so einfach ist, ein Gott zu sein und dass es beizeiten sogar eine ziemliche Belastung sein kann.
    Unfreiwilliger Besucher
    Q kehrt in sieben Jahren TNG laufend auf die Enterprise zurück – stets dann, wenn man es am wenigsten erwartet. Und immer sind mit seinem Auftauchen erhebliche Probleme und Herausforderungen verbunden, die auf Picard und seine Leute zukommen. Der Kontinuumsquerulant spart zu keiner Zeit an spitzzüngigen Kommentaren und Provokationen. Einmal verpasst er Picard Strumpfhosen und schickt ihn kurzerhand in den Sherwood Forrest. Dann wieder lässt er die Föderation früher als nötig mit den Borg zusammenstoßen, die sich wenig später zum schlimmsten Feind aufschwingen sollen. Einmal experimentiert er an Commander Riker, indem er ihm Q-Kräfte verleiht. Dann kommt er in der Rolle des gnadenlosen Richters daher. Immer jedoch geht es auch um persönliche Motive. Denn ob man es glaubt oder nicht: Selbst – oder gerade – Götter können zuweilen ziemlich einsame Geschöpfe sein.
    »Sie sind im ganzen Universum das, was einem Freund am nächsten kommt«, beichtet Q Picard einmal. Ein ziemlich brisantes Geständnis, aber eines das weiterhilft, seine Natur zu entschlüsseln. Seitdem ist klar, dass Q unabhängig von den Weisungen seines Kontinuums einen handfesten Grund besitzt, ständig zurückzukehren.
    Überhaupt sind es die seltsame Hassliebe und diese eigentümliche Schwäche für den Enterprise -Captain, die uns den empfindlichsten Punkt Qs offenbaren – und darin seine ureigene Liebenswürdigkeit. Q kann so im TNG-Finale »Gestern, Heute, Morgen« zu einem heimlichen Verbündeten Picards werden, während sein Volk den Prozess der Menschheit unerbittlich vorantreibt. An dieser Stelle ist Roddenberry also seiner Götterzeichnung treu geblieben: Q ist zuweilen sogar sehr menschlich. Allerdings wird ihm dies nicht immer nur negativ ausgelegt. In der Endmoral ist eher das Gegenteil der Fall.
    Die Erkenntnis, die sich in für die Q-Figur zentralen Folgen wie »Noch einmal Q« offenbart, enthält viel Selbstkritik. Vielleicht kribbelt es den Störgeist ja nur deshalb so in den Fingern, mit anderen Spezies seine schlechten Scherze zu treiben, weil er selbst ziemlich einsam ist. Eine Gesellschaft, in der jedermann sein eigener Anfang und sein eigenes Ende ist, in der niemand den anderen wirklich braucht, ist voll von Egomanen. Q ist ein Beispiel dafür: Seine Unzufriedenheit im Kontinuum treibt ihn erst hinaus in die Weite, wo er seinem Unfug nachgeht.
    Omnipotent und doch lernend
    Als er auf die Enterprise stößt, wird er auf das, was er auf ihr vorfindet, neidisch. In einem seiner ehrlichen Momente gesteht er Picard, dass, wenn es ihn plötzlich nicht mehr gäbe, ihn vermutlich niemand vermissen würde. Denn Dinge wie Freundschaft und Liebe kann man nun einmal nicht mit überirdischen Kräften erzwingen. Sie werden dadurch ad absurdum geführt. Qs Aussage macht deutlich, dass er einen hohen Preis für seine Allmächtigkeit zahlt, zuweilen vielleicht einen zu hohen. Die Einsamkeit plagt ihn, und er beginnt zu erkennen, dass ihm etwas fehlt, das die sterblichen, kleinen Wesen im Gegensatz zu ihm besitzen – und ihm dieser Kosmos dadurch verschlossen bleibt.
    »Ohne meine Kräfte habe ich vor allem Angst. Je mehr ich lerne, was es bedeutet ein Mensch zu sein, desto mehr bin ich davon überzeugt, dass ich nie ein guter sein werde.« Qs Selbsterkenntnis ist aufrichtig. Zwar ist er nie freiwillig so weit gegangen, seine Kräfte
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