Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Quintessenz

Quintessenz

Titel: Quintessenz
Autoren: Keith R. A. DeCandido
Vom Netzwerk:
noch auf der Enterprise – obwohl es nun die E war – und immer noch an Jean-Luc Picards Seite.
    Jetzt, da er darüber nachdachte, war er wohl in vielerlei Hinsicht zu gung-ho gewesen. Er hatte den Schwung, er hatte die Ambition, aber Riker begriff, dass das, was er brauchte, Temperament war. Der Offizier, der er vor fünfzehn Jahren gewesen war, hätte keinen adäquaten Captain abgegeben. Aber die Person, die all diese Missionen mitgemacht hatte, war viel besser geeignet, ein Schiffskommandant zu sein.
    Er drehte sich um und betrachtete die schlafende Gestalt seiner frisch angetrauten Braut. Will Riker und Deanna Troi waren vor über zwanzig Jahren auf Betazed ein Paar gewesen. Als sie sich auf der Enterprise-D wiedergesehen hatten, arbeiteten sie als Freunde zusammen. Erst vor Kurzem hatten sie begriffen, dass sie füreinander bestimmt waren. Sie hatten in zwei verschiedenen Zeremonien geheiratet: eine auf der Erde und eine bittersüße auf Betazed, nach Datas Tod.
    Sie hatten am vorigen Tag Subraumpost bekommen, mitsamt Briefen von Geordi und Beverly. Die Enterprise befand sich ebenfalls auf einer Forschungsmission und vermaß das Gorsach-System. Gut für sie, hatte Riker gedacht. Nach ihren Erlebnissen mit den Borg würde eine einfachere Mission gut für die Moral sein.
    Die eine Sache, die Riker bedauerte, war, dass er während der Begegnung mit den Borg nicht hatte da sein können. Mehrere Male war die Enterprise auf diese kybernetischen Monster gestoßen, und Riker war immer da gewesen. Er unterdrückte einen Schauder, als er sich daran erinnerte, wie er Worf den Befehl gegeben hatte, auf den Borg-Kubus zu schießen, eine Handlung, die – wäre sie erfolgreich gewesen – Picards Tod bedeutet hätte. Und wie immer, wenn er an jenen Tag dachte, verfluchte er Q dafür, dass er die Enterprise so gedankenlos in den Weg der Borg geschleudert und ihn so gezwungen hatte, einen Befehl zu geben, der seinen Captain hätte töten können. Der Tod und die Zerstörung, für die man Q verantwortlich machen konnte, weil er mit seinen Fingern geschnippt und die Borg auf die Föderation aufmerksam gemacht hatte, und das in einem Anflug von Groll …
    Riker seufzte. Es war sinnlos, sich über Q aufzuregen, genauso wie es sinnlos war, sich über einen Ionensturm oder eine Sonne zu ärgern, die zur Nova wurde. Q war einfach der, der er war – Riker wusste das wahrscheinlich besser als jeder andere, da ihm vorübergehend Qs Macht übertragen gewesen worden war. Das Beste, was man tun konnte, bestand darin, den Sturm abzuwarten, bis Q sich entschloss, weiterzuziehen.
    »Du bist wach.«
    Er drehte sich zum Bett um und sah Deannas schläfrigen Blick auf sich gerichtet, ihr dunkles Haar auf dem Kissen ausgebreitet. Obwohl sie die Worte laut ausgesprochen hatte, hatte er sie in seinem Geist durch die Verbindung, die sie seit ihrer Zeit auf Betazed miteinander teilten, ein paar Sekunden früher hören können. »Konnte nicht schlafen«, sagte er mit einem Schulterzucken. »Außerdem werden wir schon bald aus dem Warp gehen.«
    Sie stieg aus dem Bett und stellte sich hinter ihn, schob ihre Arme unter seine, ließ ihre Hände auf seiner Brust ruhen und schaute durch das Fenster auf die Sterne, während sie den Kopf sanft an seine Schulter schmiegte. »Du bedauerst es, nicht auf der Enterprise gewesen zu sein, als sie den Borg begegnet sind.« Es war keine Frage.
    »Bis zu einem gewissen Grad. Ich schätze, das wird wahrscheinlich jedes Mal passieren, wenn wir einen Brief von jemandem bekommen oder einen Sternenflottenbericht lesen.«
    »Ich bin sicher, dass Captain Picard das Gleiche empfindet, wenn er unsere Briefe liest oder unsere Berichte sieht, wenn wir sie einreichen.«
    Riker lächelte. »Wahrscheinlich. Er wird darüber hinwegkommen.«
    Bevor die Unterhaltung fortgesetzt werden konnte, hörten die Sterne plötzlich auf, vorbeizuziehen und normalisierten sich zu einem Gefunkel am fernen Nachthimmel, was – zusammen mit der subtilen Änderung in der Vibration der Deckplatten, die Riker in seiner dreiundzwanzigjährigen Karriere in der Sternenflotte zu deuten gelernt hatte – darauf hinwies, dass sie aus dem Warp gegangen und im Vela-3AG-System angekommen waren.
    Riker erinnerte sich an das, was er in der Vorbesprechung erfahren hatte: Die Titan sollte in einem bestimmten Winkel in das System fliegen, der dem Captain von seiner Kabine aus eine Sicht auf den Stern, seinen vierten Planeten und seine zehn Monde verschaffte – was
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher