Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Pyramiden

Titel: Pyramiden
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
erstarrtes Metall. Welchem Zweck dient es?«
    … Teppic träumte.
    Er sah sieben fette und sieben magere Kühe, und eine von ihnen fuhr mit einem Fahrrad.
    Er sah singende Kamele, und ihr Gesang glättete die Falten in der Realität.
    Er sah einen Finger, der etwas an die Wand einer Pyramide schrieb: Es ist ganz leicht, über die Schwelle des Seins zu schreiten. Viel schwerer fällt es …(Bitte auf der nächsten Wand weiterlesen)
    Teppic ging um die Pyramide herum und beobachtete den schreibenden Finger. Ins Vergangene zurückzugehen, denn so etwas erfordert festen Willen. Danke.
    Teppic dachte darüber nach und glaubte, daß sich in diesen Worten eine wichtige Botschaft verbarg. Er verstand sie nicht ganz, aber trotzdem begriff er, daß noch immer eine Aufgabe auf ihn wartete. Bisher hatte er nicht gewußt, wie er gerecht werden sollte, doch nun gelangte er zu der Erkenntnis, daß es nur um Zahlen und Buchstaben ging, die eine bestimmte Reihenfolge bilden mußten. Magie bedeutete, das Sein mit Worten zu beschreiben, die es nicht ignorieren konnte.
    Er konzentrierte sich und schnaufte.
    Irgend etwas bewegte sich, und zwar recht schnell. Dil und IIb sahen sich um, als Licht durch Nebel und Dunst filterte, die Landschaft in altes Gold verwandelte. Die Sonne ging auf.
     
    Vorsichtig öffnete der Sergeant die Luke im Bauch des Pferdes. Als sich keine Speere ins Holz bohrten, befahl er Nachhauseschnell, die Strickleiter zu entrollen. Kurze Zeit später kletterte er nach unten und blickte über eine noch kühle morgendliche Wüste.
    Der junge Soldat folgte ihm und trat an die Seite des Befehlshabers. Er hüpfte von einer Sandale auf die andere – jetzt war der Sand eiskalt, aber gegen Mittag erreichte er die Temperatur einer besonders heißen Bratpfanne.
    »Da«, sagte der Sergeant und streckte den Arm aus. »Sieh nur, auf der tsortanischen Seite.«
    »Dort stehen einige hölzerne Pferde, Sarge«, erwiderte Nachhauseschnell. »Eins hat Kufen.«
    »Bestimmt das Pferd der Offiziere. Hm. Die Tsortaner müssen uns für ziemlich blöd halten.« Der Sergeant vertrat sich ein wenig die Beine, atmete frische Luft und ging dann wieder zur Strickleiter.
    »Komm, Junge!« brummte er.
    »Müssen wir wirklich zurück?«
    Der Sergeant zögerte mit dem Fuß auf der untersten Seilsprosse.
    »Hast du denn keinen Verstand im Kopf, Bursche? Glaubst du. etwa, die Tsortaner holen unsere Pferde, wenn sie uns hier draußen sehen? Wohl kaum, oder? Ich meine, das wäre doch dumm.«
    »Sind Sie ganz sicher, daß die Tsortaner hierherkommen?« fragte Nachhauseschnell. Der Sergeant musterte ihn und runzelte die Stirn.
    »Hör mal, Soldat«, sagte er, »wenn die Tsortaner so dämlich sind zu glauben, wir brächten einige mit Kriegern gefüllte Holzpferde in unsere Stadt, so sind sie gewiß dämlich genug, um unsere Holzpferde in ihre Stadt zu bringen. Quod erat demonstrandum.«
    »Quoht ehratt …«
    »Das heißt: Die Strickleiter hoch, Lümmel!«
    Nachhauseschnell salutierte. »Bitte zuerst um Erlaubnis, entschuldigt zu werden.«
    »Ich soll dich entschuldigen? Weshalb?«
    »Äh«, sagte Nachhauseschnell und wirkte ein wenig verlegen, »ich meine, im Pferd ist es recht eng, Sarge, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Du brauchst mehr Willenskraft, wenn du bei den Kavalleristen bleiben willst, Junge. Ist dir das klar?«
    »Ja, Sarge«, murmelte Nachhauseschnell betrübt.
    »Ich gebe dir eine Minute Zeit.«
    »Danke, Sarge.«
    Nachhauseschnell wartete, bis sich die Luke über ihm schloß, bevor er an ein massives Pferdebein herantrat und es zweckentfremdete.
    Bei solchen Gelegenheiten reicht der Blick häufig ins Leere, während man philosophischen Gedanken nachhängt. Das Schicksal nutzte genau diesen Zeitpunkt, um vor dem jungen Soldaten ein breites Flußtal entstehen zu lassen.
    So etwas geschieht natürlich nicht sehr häufig, und daher kann man sich Nachhauseschnells Überraschung gut vorstellen. Sie führte unter anderem dazu, daß er seine Uniform waschen mußte.
     
    Eine vom Meer her wehende Brise strich übers Alte Königreich, deutete den Geruch von Salz, Muscheln und in der Sonne backender Algen nicht nur an, sondern preßte ihn in alle Poren. Einige verwirrte Möwen segelten über der Nekropolis und beobachteten, wie der Wind über die Ruinen geborstener Pyramiden strich, umgestürzte Gedenktafeln und Säulen unter Sand begrub. Mit einem gelegentlichen Stuhlgang verkündeten die Vögel weitaus mehr, als Ozymandias jemals mit Worten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher