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Pyramiden

Titel: Pyramiden
Autoren: Terry Pratchett
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geheim.«
    »Aber es hat wohl wenig Sinn, darauf zu warten, daß jemand mit einer entsprechenden Bemerkung an mich herantritt«, gab Teppic zurück. »Ich meine, laß uns doch mal vernünftig sein. Wie viele Leute würden sich melden und sagen: ›He, gestern nacht hatte ich so einen komischen Traum über Kühe?‹ Abgesehen von dir, meine ich.«
    Teppic und Ptraci starrten sich an.
     
    »Sie ist meine Schwester?« fragte Teppic.
    Die Priester nickten und überließen die Antwort Koomi. Zusammen mit der Leiterin der königlichen Dienstmädchen-Abteilung hatte er gerade die Akten durchgesehen.
    »Ihr verstorbener Vater fand, äh, großen Gefallen an Ptracis Mutter«, sagte er. »Natürlich kümmerte er sich ebenso hingebungsvoll um das Mädchen wie auch um seinen Sohn. Äh. Alles deutet darauf hin, äh. Es hat ganz den Anschein, als äh. Nun, sie könnte auch ihre Tante sein. Mit der Büroarbeit nehmen es die Konkubinen nicht ganz so genau. Sie halten die Unterlagen nur selten auf dem neuesten Stand. Äh. Wie dem auch sei. Ich bin ziemlich sicher, daß sie Ihre Schwester ist.«
    Ptraci sah Teppic an. Tränen glänzten in ihren Augen.
    »Tante oder Schwester«, murmelte sie. »Es spielt kaum eine Rolle, oder?«
    Teppic starrte zu Boden.
    »Nein, eigentlich nicht«, erwiderte er. Er hob den Kopf. »Wichtig ist nur: Du kannst Königin werden. Beziehungsweise Pharaonin.« Er sah die Priester an. »Das kann sie doch, oder«, sagte er fest.
    Die Hohenpriester musterten sich gegenseitig und richteten ihre Blicke dann auf Ptraci, die neben dem Thron stand und leise schluchzte. Jung, im Palast ausgebildet, daran gewöhnt, Anweisungen entgegenzunehmen … Koomi räusperte sich.
    »Sie wäre ideal«, sagte er. Seine Kollegen murmelten zustimmend und wirkten plötzlich weitaus zuversichtlicher.
    »Du hast es gehört«, wandte sich Teppic an Ptraci. Er lächelte aufmunternd.
    Sie bedachte ihn mit einem finsteren Blick.
    Der junge, ehemalige Pharao stand auf und trat die Treppe herunter.
    »Na schön, ich mache mich jetzt auf den Weg«, sagte er. »Ich brauche nicht zu packen. Es ist bereits alles vorbereitet.«
    »Wie?« fragte Ptraci. »Du gehst? Einfach so? Solltest du nicht irgendeine Ansprache halten?«
    Teppic zögerte auf halbem Wege zur Tür. Du könntest bleiben, dachte er. Eine mahnende Stimme erklang hinter seiner Stirn. Nein, es hat keinen Zweck. Bestimmt käme es zu einem enormen Durcheinander. Ihr würdet euch um das Königreich streiten. Das Schicksal hat euch zusammengeführt, aber das Schicksal kann sich auch irren, oder? Außerdem: Du magst Sand nur, wenn er einen hübschen Strand bildet. Wüsten sind dir viel zu heiß.
    »Kamele sind wichtiger als Pyramiden«, sagte er langsam. »Das sollten wir nie vergessen.«
    Er lief los, als Ptraci nach einer handlichen Vase griff.
     
    Die Sonne erreichte den Zenit, ohne von Käfern geschoben oder gezogen zu werden. Koomi stand neben dem Thron, und es gelang ihm mit großem Geschick, dem Geierköpfigen Gott Hut ähnlich zu sehen.
    »Es ist der Gebieterin genehm, mich zum neuen höchsten Hohenpriester und ersten Premierminister zu ernennen«, sagte er.
    »Wie?« Ptraci stützte das Kinn auf die eine Hand und winkte mit der anderen. »Oh. Ja. Einverstanden. In Ordnung.«
    »Leider konnte bisher keine Spur von Dios gefunden werden, was wir alle sehr bedauern. Nun, er stand in unmittelbarer Nähe der Großen Pyramide, als sie … sich entlud.«
    Ptraci starrte ins Leere. »Du bist sein Nachfolger«, sagte sie. Koomi holte triumphierend Luft.
    »Es dauert noch etwas, bis die offizielle Krönung stattfinden kann«, verkündete er und griff nach der goldenen Maske. »Dennoch ist es Euer Gnädigkeit genehm, die Maske königlicher Autorität zu tragen, denn es müssen einige dringende Angelegenheiten geregelt werden.«
    Ptraci sah kurz zur Seite.
    »Das Ding setze ich nicht auf«, sagte sie schlicht.
    Koomi lächelte. »Es ist Euer Majestät genehm, die Maske königlicher Autorität zu tragen«, stellte er fest.
    »Nein«, widersprach Ptraci.
    Koomis Lächeln verblaßte ein wenig, als er versuchte, mit diesem neuen Konzept zurechtzukommen. Er war sicher, daß sich für Dios nie solche Schwierigkeiten ergeben hatten.
    Koomi löste das Problem, indem er ihm auswich. Das Ausweichen hatte ihm ein recht erfolgreiches Berufsleben ermöglicht, und er sah keinen Grund, sich von guten Angewohnheiten zu trennen. Vorsichtig legte er die goldene Maske auf einen nahen Stuhl.
    »Die Erste Stunde
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