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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste
Autoren: Doris Cramer
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einfach das Haar, gab ihr einen Klaps und jammerte, klitzekleine Dschinn hätten sich wohl wieder in ihrem Kopf breitgemacht, so dass darin für nichts Vernünftiges mehr Platz sei. Bei ihm war alles Spaß. Lediglich beim Erlernen fremder Sprachen, wie des Italienischen, blieb er hart. » Eines Tages wirst du es mir danken«, behauptete er, wenn er ihr gegen Ende jeder Lektion noch ein paar seemännische Ausdrücke oder ein Lied beibrachte. Besser, der venezianische Kapitän begriff rasch, dass ihre Mutter keinen Sinn für Komplimente hatte, sondern dass es ihr um den Gehalt einer Sache ging, sonst standen seine Angelegenheiten hier unter keinem guten Stern. Weshalb er wohl gekommen war?
    » Wie es sich auch damit verhalten mag, Kapitän«, nahm ihre Mutter in diesem Moment den Faden wieder auf, » ich gratuliere Euch ebenfalls zu Eurer gesunden Ankunft in Mogador. Was allerdings meine Färbereiprodukte angeht … Also, falls Ihr in der Hoffnung auf zusätzliche Lieferungen gekommen seid …«
    ›… so fürchte ich, Euch enttäuschen zu müssen …‹ Sarah ahnte, wie der Satz enden sollte. Kurz entschlossen unterbrach sie die Mutter.
    » Was habt Ihr eigentlich geladen, Kapitän? Hoffentlich nicht nur Salz und Weizen? Ist womöglich etwas Besonderes darunter, etwas, das unserem einfachen Leben hier ein wenig Glanz verleihen könnte? Die Sache ist nämlich die, meine beste Freundin bereitet ihre Hochzeit vor, und ich würde ihr gern ein ganz besonderes Geschenk machen.«
    » Sehr verständlich. Reitet Eure Freundin?«
    Sarah glaubte, sich verhört zu haben. » Wie bitte, ob sie reitet? Nein, ich weiß jedenfalls nichts davon.«
    » Sicher nicht? Das ist schade, denn außer meinen beiden Reitpferden kann ich Euch leider nichts anbieten.«
    Er sprach mit übertriebenem Bedauern und machte dazu ein derart betrübtes Gesicht, dass Sarah unwillkürlich lachen muss t e.
    *
    Sie ahnte nicht, wie bezaubernd dieses Lachen auf andere Menschen wirkte. Ebenso wenig kannte sie offenbar die Grübchen in ihren Wangen oder wusste, dass ihre blauen Augen wie Sterne in kalter Nacht glitzerten, wenn sie sich amüsierte.
    Capellos dunkle Augen weiteten sich, und er schob das Kinn vor. Eine verwöhnte Venezianerin hätte eher ihre geschminkten Brauen in die Höhe gezogen, als herzhaft zu lachen, dieses junge Ding hingegen strahlte. Rasch gingen seine prüfenden Blicke zwischen Mutter und Tochter hin und her.
    Die Ähnlichkeit der beiden war unverkennbar. Im Gegensatz zu ihrer lebhaften Tochter jedoch schien die Ältere nicht nur über einen festen Willen, sondern auch über eine gehörige Portion Misstrauen zu verfügen. Der verschlossene Mund, die steilen Falten über ihrer Nase und ihre im Schoß gefalteten Hände zeigten ihm jedenfalls die Grenzen seines Charmes auf.
    Anders die junge Frau. Sie hatte ein herzförmiges Gesicht mit festem Kinn, neugierigen Augen und einem etwas zu breiten Mund. Sie war schlank, geschmeidig und nicht besonders groß und bewegte sich mit natürlicher Anmut. Ihr luftiges Gewand, dessen Blau ihrer Augenfarbe entsprach, war mit feinen Perlen bestickt, was aus dem einfachen Baumwollgewand beinahe eine Festtagsrobe machte. Was für eine hinreißende junge Frau, dachte der Kapitän mit immer größerem Vergnügen, je länger er sie betrachtete.
    Dabei war sie nicht nur hübsch. Waren ihre Eltern denn nicht schwerreiche Leute und war die Mutter nicht diese berühmte Purpurfärberin? Capellos Gedanken beschleunigten sich. Vermutlich hatte sie das Handwerk ihrer Mutter von Grund auf erlernt, sozusagen mit der Muttermilch eingesogen, und wusste alles über das Färben mit dem kostbaren Purpur. Auch mit den legendären Geheimrezepten würde sie sich auskennen, schon, um später die Nachfolge ihrer Mutter antreten zu können.
    Als er beschlossen hatte, sich in Mogador über die Purpurfärberei zu informieren, hatte ihm ein heiteres Abenteuer vorgeschwebt. Eigentlich hatte er an eine Liebelei mit der Signora gedacht, an einige Wochen des Gebens und Nehmens, in denen sie ihm alles Nötige beibrachte, während er ihr gefällig war und für ein wenig Abwechslung in ihrem langweiligen Ehealltag sorgte .
    Seine Fähigkeiten auf diesem Gebiet waren legendär, sein Wissen im Umgang mit Frauen jedoch sagte ihm, dass hier aus einem solchen Abenteuer nichts werden würde. Die Frau hatte Prinzipien, und sie würde sich mit einiger Gewissheit nicht von ihm umgarnen lassen. Im Gegenteil, er musste sich in Acht nehmen vor ihr,
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