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Psychologische Homöopathie

Psychologische Homöopathie

Titel: Psychologische Homöopathie
Autoren: Philip M. Bailey
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gleichgültig wird oder bestenfalls noch eine kühle Freundlichkeit an den Tag legt. Man bekommt leicht den Eindruck, daß Tuberculinum jemanden nicht mag, wenn er den Betreffenden eigentlich nur mit derselben Gleichgültigkeit wie die meisten anderen Menschen behandelt.
    Ein anderer katzenhafter Charakterzug von Tuberculinum ist seine Anpassungsfähigkeit. In nahezu jeder Situation und Umgebung kann er nicht nur überleben, sondern auch gedeihen. Tuberculinum-Menschen haben nicht nur eine schnelle Auffassungsgabe, sondern sind auch raffiniert und einfallsreich.Das hat zum Teil damit zu tun, daß sie viel gereist sind und viele unterschiedliche Situationen erlebt haben, aber es ist auch eine angeborene Eigenschaft, die Tuberculinum mit der Wildkatze teilt. Auch Mercurius ist sehr anpassungsfähig, distanziert und intellektuell, im Vergleich zu ihm ist Tuberculinum jedoch wesentlich stärker geerdet. Während Mercurius meist überwiegend aus dem Kopf lebt, ist Tuberculinum stärker körperorientiert, deshalb auch seine Vorliebe für Sport und seine praktischen Fähigkeiten. Seine Interessen sind nicht so zerstreut wie bei Mercurius, und er ist intellektuell nicht ganz so beweglich.
    Da wir gerade beim Stichwort »Katzenhaftigkeit« sind, paßt es gut, Tuberculinums Nonchalance zu erwähnen – ein sehr angemessener französischer Ausdruck. (Viele französische Wörter eignen sich besser zur Beschreibung des Tuberculinum-Charakters als ihre englischen Entsprechungen, beispielsweise Wörter wie »chic«, »savoir-faire« und »ennui«.) Es ist selten, daß ein Tuberculinum-Mensch verärgert wirkt. In den meisten Fällen tut er, was er will, und wenn irgend etwas nicht klappt, wendet er sich ohne übermäßigen Frust dem nächsten Projekt zu. Diese Gelassenheit findet man in ähnlicher Weise bei Sulfur sowie bei manchen Phosphor- und Lycopodium-Typen. Sulfur ist zum Teil auch deshalb gelassen, weil es ihm gleichgültig ist, was um ihn herum vorgeht. Das gilt nicht für Tuberculinum, dessen scharfer und subtiler Verstand die Umgebung gewöhnlich sehr wohl wahrnimmt. Seine Nonchalance hat mehr mit seiner intellektuellen Distanziertheit und mit seiner Anpassungsfähigkeit zu tun. Er braucht sich keine Sorgen zu machen, weil er weiß, daß er mit jeder Situation fertig wird, und außerdem machen Sorgen keinen Spaß, und deshalb lohnen sie sich nicht. Diese entspannte Einstellung wirkt auf viele Menschen sehr anziehend, und in Kombination mit Tuberculinums Witz und seiner lustigen Art macht sie Tuberculinum meist beliebt. Tuberculinum-Menschen können im allgemeinen auch Fremden gegenüber sie selbst sein, und sie haben nichts von der Nervosität, die viele Menschen auf einer Party empfinden, wenn sie die meisten anderen Gäste nicht kennen. Wie Sulfur kann Tuberculinum mit jedem eine Unterhaltung anfangen und wird diese meist auch genießen, wenn sie nicht zu lange dauert. Seine kosmopolitische Einstellung macht ihn selbst zum interessanten Gesprächspartner, und bei einer Unterhaltung mit dem anderen Geschlecht versprüht er wahrscheinlich eine Menge natürlichen Charme.
    Ein anderer Konstitutionstyp mit ausgesprochen katzenartigen Eigenschaften ist Phosphor. Tuberculinum und Phosphor sind sehr nahe verwandt, was sich sowohl in ihrer körperlichen Erscheinung als auch in ähnlichen Symptomenzeigt. Ich habe viele Beispiele erlebt, wo Tuberculinum mit Phosphor verwechselt wurde, entweder vom Homöopathen oder vom Betreffenden selbst, wenn er ein bißchen von Homöopathie verstand. Ich erinnere mich an einen solchen Menschen, der als Psychotherapeut arbeitete. Er leitete einen Kurs, an dem ich eine Woche lang teilnahrn, so daß ich ihn recht gut kennenlernte. Die auffallendste Eigenschaft an ihm war seine Dynamik. Im Kursus war er voller Energie, die er auf die gesamte Gruppe richtete, aber auch auf jeden Teilnehmer, den er ansprach. Das Thema des Kurses hatte mit persönlichem Wachstum zu tun, und unser Leiter achtete darauf, daß sich niemand hinter seinen persönlichen Grenzen und Ängsten versteckte. Er verhielt sich freundlich gegenüber denen, die unter Schmerzen Iitten, aber er forderte genauso diejenigen heraus, die sich weigerten, ihren Problemen direkt ins Gesicht zu sehen, und oft brüllte er voller Frust und Ärger jemanden an, der seine Zeit verschwendete, indem er sich selbst gegenüber nicht ehrlich war.
    Ich fragte rnich, welcher Konstitutionstyp dieser Mann sein könnte, und dachte an Phosphor, weil er so
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