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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall
Autoren: Ken Scholes
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P’Andro Whym verstößt. Ich weiß auch, dass es bestimmt das Ende für den Orden bedeutet, der mich in diese Welt gesetzt hat. Und trotzdem verspüre ich eine unerwartete Befriedigung.«
    Neb musterte ihn, unsicher, was er sagen sollte. Seine eigene Befriedigung resultierte aus dem Wissen, dass der Mann, der seinen Vater getötet hatte, nie wieder jemandem Schaden zufügen würde. Aber ein anderer Mann – Petronus – hatte ihn abermals zum Waisen gemacht, hatte das wenige zerstört, das von der einzigen Familie übrig war, die er je gekannt hatte.
    Du bist immer eine Waise gewesen , sagte eine Stimme tief in ihm. Er sah wieder Isaak an. Auch er war eine Waise, dachte Neb.
    »Ich werde in seiner Schreibstube nach ihm suchen«, sagte Isaak. »Ich muss mit ihm über das sprechen, was sich heute hier zugetragen hat.«
    Neb ging schweigend mit ihm, sicher, dass sie Petronus in seinem Zimmer nicht finden würden. Er bezweifelte, dass sie ihn überhaupt finden würden, zumindest nicht hier im näheren Umkreis. Die Arbeit des alten Mannes war nun getan, zum Guten oder zum Schlechten, und die Welt musste sich von diesem Punkt aus weiterbewegen.
    Sie gingen an dem Baldachin mit seinen langen aufgebockten Tischen und Bänken vorbei, mit den Papierstapeln und Tintenfässern. Selbst jetzt saßen ein paar Mechoservitoren dort, ihre Zahnräder summten, und ihre Augen blitzten, während sie die Ereignisse des Rates aufschrieben, damit sie in der Großen Bibliothek erhalten bleiben würden.
    Auf Nebs fragenden Blick hin hielt Isaak inne. »Ich habe sie sofort danach weggeschickt, damit sie alles aufzeichnen. Ich dachte, dass es vielleicht eines Tages wichtig sein könnte.«
    Neb erwiderte nichts, und sie gingen schweigend weiter.
    Die Schreibstube war dunkel und die Tür geschlossen, als sie ankamen. Die Lampe war noch warm, als Neb sie wieder anzündete, und der Großteil der Papiere war ordentlich auf dem Schreibtisch gestapelt, um am nächsten Tag abgelegt zu werden. Er sah einen Umschlag mit seinem Namen darauf. Er nahm ihn und brach das Siegel.
    Es tut mir leid , hieß es. Du bist für mehr gemacht als nur für rückwärtsgewandtes Träumen.
    Isaaks Augen verdüsterten sich, und seine Blasebälge pumpten. »Was hat das zu bedeuten?«
    Neb legte die Nachricht zurück auf den Schreibtisch und beugte sich über die anderen Seiten. Notizen und Bestätigungen von Übereignungen, Kreditbriefe, Abstoßungen von überschüssigem Besitz. Alles unterzeichnet und mit dem päpstlichen Siegel versehen, und es wartete auf denjenigen, der es zuerst fand. »Es bedeutet, dass die Arbeit weitergeht«, sagte er mit leiser Stimme. »Es bedeutet, dass wir um das Licht klagen, das verlorenging, und das in Ehren halten, was übrig ist.«
    Er ließ Isaak zurück, wanderte durch die Gänge und floh schließlich in die heraufdämmernde Dunkelheit hinaus. Er lief in die Wälder, so weit seine Füße ihn tragen konnten, dann fand er einen Stein und ließ sich darauf nieder. Er hatte keine Tränen. Er spürte keinen Zorn. Er war einfach nur.
    »Ich bin immer eine Waise gewesen«, sagte er zu der Dunkelheit, als sie sich eng um ihn zusammenzog.
    Er erinnerte sich an Petronus’ Nachricht. Du bist für mehr gemacht als nur für rückwärtsgewandtes Träumen .
    Vielleicht war er das. Neb dachte an Winters. Er dachte an den Traum, in dem über ihnen eine große, braune Welt den Himmel ausfüllte. Dies ist unsere Heimat, hatte sie gesagt, als sie nackt neben ihm gelegen hatte, und er glaubte ihr. Irgendwo jenseits der Jetztzeit zog eine neue Heimat herauf.
    Eines Tages, wenn die Zeit reif war, würde er ihnen helfen, sie zu finden. Aber bis dahin würde er hier in den Neun Wäldern bleiben. Vielleicht würde Rudolfo ihm gestatten, dass er der Bibliothek auf irgendeine Weise diente.
    »Bist du noch da?«, fragte er den leeren Wald.
    Nebios ben Hebda hörte das leise Brummen und das hauchfeine Knacken irgendwo in der Nähe, und er lächelte.
    Rudolfo
    Am Abend des Folgetages holte Rudolfo Petronus auf der Straße nach Caldusbucht ein. Er hatte den Großteil einer Nacht und eines Tages damit verbracht, seine erschütterten Gäste zu beruhigen. Als er gehört hatte, dass der Alte in der vorigen Nacht ganz still und leise aus der Stadt verschwunden war, hatte er seinen schnellsten Hengst kommen lassen. Er hatte seine Zigeunerspäher beiseitegewinkt, und Aedric hatte nicht aufbegehrt, als er den Zorn in Rudolfos Augen erblickte.
    Er trieb seinen Hengst hart an,
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