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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall
Autoren: Ken Scholes
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ergrauter Androfranziner die Bestätigung erhalten, dass sie ihn tatsächlich als den erkannten, der er in den Erlassen und Schrieben zu sein behauptet hatte. Nachdem diese Sache aus dem Weg geräumt war, hatte er in Form von Enzykliken Verordnungen und Erklärungen über jedes nur erdenkliche Thema, von der Verteilung der Besitztümer bis hin zum Aufbau und der Verwaltung der Bibliothek, erwirkt.
    Ehe sie sich am dritten Tag zum Mittagessen vertagten, hatte er der Versammlung ein überraschtes Keuchen entlockt, als er auf die Metallmänner in ihren Akolythentalaren gezeigt hatte. »Diese neuen Brüder, die wir uns geschaffen haben, werden unsere Bibliothek hüten, und die Zigeunerspäher sollen sie beschützen.«
    Rudolfo grinste.
    Einer der Bischöfe erhob sich zornig. »Sie besitzen keine Seelen, und Ihr schenkt ihnen das Licht?«
    Petronus hatte den Mann angestarrt und eines der neuen Bücher hochgehoben. »Ich schenke ihnen nichts; sie verdienen es sich. Sie arbeiten Tag und Nacht um zurückzubringen, was man Euch genommen hat.« Der Papst lächelte. »Und Ihr, die Ihr Seelen besitzt – wie viele von Euch haben ihnen dabei geholfen?«
    Der Bischof setzte sich wieder, während Rudolfo erneut lächelte.
    Nach dem Essen und nachdem Petronus sie mit seinem stummen Segen wieder hatte zusammenkommen lassen, sah er Rudolfo mit einem grimmigen Lächeln an. »Bald«, sagte er, »werde ich diesen letzten Rat, den ich einberufen habe, schließen. Aber davor gilt es noch eine unglückselige Aufgabe zu erledigen.« Er nickte in Richtung des Haupteingangs, und sechs Zigeunerspäher geleiteten Sethbert ins Zelt. Sie gingen langsam, so wie ihr Gefangener in seinen Beinfesseln.
    Rudolfo betrachtete den Mann, der einst über einen Staat geherrscht hatte. Obwohl er in seinem Gewahrsam gut ernährt worden war, hatte Sethbert den Großteil seines Gewichts verloren. Das Haar war ihm für die Arbeit der Anatome rasiert worden. Sein Fleisch hatte man aufgeschnitten und das heilige Gitterwerk eines whymerischen Irrgartens auf seiner Haut angelegt.
    Narben des whymerischen Messers, dachte Rudolfo.
    Rudolfo spürte einen Stich der Scham, und er wandte den Blick ab.
    Petronus
    Die Menge erhob sich; tausend Kehlen schnappten hörbar nach Luft. Aber Petronus fiel auf, dass Rudolfo und Jin Li Tam sitzen blieben.
    Petronus blickte auf den gebrochenen Mann vor sich. »Sethbert, ehedem Aufseher der Entrolusischen Stadtstaaten, einst in Bundschaft mit dem Androfranzinerorden, versteht Ihr, weshalb Ihr hier seid?«
    Sethberts Unterlippe bebte. »Ja.«
    Das Werk dieser verdammenswerten Anatome. Petronus spürte Wut in sich aufsteigen, aber er unterdrückte sie. Diese Verhandlung fand nicht zu Sethberts Wohl statt, sondern zu seinem eigenen und für die Zukunft. Kein rückwärtsgewandtes Träumen mehr.
    Petronus blickte zu Isaak und nickte. Der Metallmann erhob sich, während Petronus fortfuhr. »Habt Ihr aus eigenem Willen und mit vorausplanender Böswilligkeit angeordnet, dass die Register dieses Mechoservitors heimlich geändert werden?«
    Sethbert ließ den Kopf hängen. »Ja, Vater.«
    »Und welcher Art war diese Änderung?«
    Sethbert blickte kurz auf, seine Augen rot und leer. Er öffnete den Mund und schloss ihn wieder. »Ich … Ich ließ sie ändern, ja.«
    Petronus reckte das Kinn vor. »Inwiefern habt Ihr sie geändert?«
    Auch Rudolfo wandte sich Isaak zu, und man sah, wie fest er Jins Hand hielt. Der Metallmann stand allein zwischen den anderen seiner Art, seine Augenschließen flatterten, und seine Blasebälge pumpten. Ein leises Wimmern drang aus seinem Entlüftungsrost.
    Petronus musterte den Mann. Sethbert blickte sich im Zelt um, erst sah er den Metallmann an, dann die anderen. Er sah Rudolfo, und ihre Blicke trafen sich. Er sah Jin Li Tam, und sie wandte sich ab. Schließlich sah er Neb, und Petronus hörte, wie Sethbert beim Anblick des unbeherrschten Zorns auf dem Gesicht des jungen Mannes laut nach Luft schnappte.
    Sethberts Stimme zitterte, und einen Augenblick lang dachte Petronus, dass seine Augen einen flehentlichen Ausdruck annahmen, nicht um Entlassung bittend, sondern um Vergebung. »Ich habe sie geändert, damit er Xhum Y’Zirs Sieben Kakophonische Tode auf dem Hauptplatz von Windwir rezitiert.«
    Petronus beugte sich über sein Podium. »Das habt Ihr getan?«
    »Ich habe jemanden bezahlt, damit er es tut«, sagte Sethbert. »Ich habe es getan. Ja.« Und plötzlich geschah etwas Seltsames. Sethberts Augen wurden klar
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