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Prophetengift: Roman

Prophetengift: Roman

Titel: Prophetengift: Roman
Autoren: Nick Nolan
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Einnässen gilt als Beweis für das Verschwinden des Dämons!). Nachdem ich von dieser lächerlichen und hochgradig anstößigen Zeremonie erfahren hatte, fühlte ich mich verpflichtet, die Aufmerksamkeit darauf zu lenken, indem ich das Ganze noch lächerlicher und anstößiger machte.
    Kommen wir zu meiner Inspiration für die vorliegende Geschichte:
    1993 begann ich für die »Gay and Lesbian Adolescent Social Services« (GLASS) zu arbeiten, eine private soziale Einrichtung
für schwule und lesbische Jugendliche. GLASS war der geniale Einfall von Terry DeCrescenzo, ausgebildete klinische Sozialarbeiterin und frühere Bewährungshelferin, die sich – wie Tess – weigerte, einfach danebenzustehen und zuzuschauen, wie zahllose lesbische und schwule Jugendliche zusammengeschlagen und aus dem Haus geworfen wurden, sodass sie auf den Straßen von Los Angeles landeten und mit Prostitution und Drogen Bekanntschaft machten. Sie war zudem entsetzt darüber, dass diese Jugendlichen manchmal in Pflegefamilien weitere Misshandlungen erfuhren, also verpfändete sie ihr Haus und gründete eine eigene Agentur, um eine liebevolle, unterstützende und gesunde Umgebung für diese entrechteten, gefährdeten und manchmal HIV-positiven Jugendlichen zu schaffen. GLASS – unübertroffen geschickt und mit eiserner Faust von Terry geleitet – wuchs ständig an und umfasste schließlich zahllose Wohngruppen, Pflegefamilien, Wohnungen, Familienerhaltungsprogramme und sogar ein Sozialkaufhaus mit Cafe, in dem die Jugendlichen eine Berufsausbildung erhalten konnten. Sie sorgte dafür, dass alles absolut unanfechtbar war, und ihr Credo lautete: »Wir müssen unseren Job besser machen als jeder andere, weil wir unter größerer Beobachtung stehen als alle anderen.«
    Während dieser Zeit fiel ich – ein junger Schwuler, der als Erzieher eingestellt worden war, die Einsteigerposition der Agentur – ihr auf. Kurze Zeit später wurde ich befördert, erst zum house manager und später zum program director. Da ich zu dieser Zeit vollkommen entfremdet von meinen erzkonservativen, homophoben und katholischen Eltern war, wurde sie zu einer Art Mutterfigur für mich, genau wie für die Tausende von Kids (und viele lesbische oder schwule Angestellte), die das Glück hatten, Schutz unter dem Dach eines »GLASS-Hauses« zu finden.
    Terry hatte seit dreißig Jahren eine Lebenspartnerin, die
mittlerweile verstorbene Dr. Betty Berzon, eine engagierte Streiterin für soziale Gerechtigkeit und Psychologin und Autorin der Bücher Permanent Partners, Positively Gay, The Intimacy Dance und Setting Them Straight. Betty war winzig, jüdisch und sehr reserviert, und sie und die unverblümte, direkte Terry, die italienische Wurzeln hatte und aus South Boston kam, ergänzten sich perfekt. Als Paar waren sie das vollendete Yin und Yang, und sie waren ein eindrucksvolles und furchtloses Team in ihrem jahrzehntelangen Kampf für die Rechte von Lesben und Schwulen (Betty gehörte zu den Gründerinnen des »Los Angeles Gay and Lesbian Community Service Centers«). Zu ihren Freunden gehörten die bekanntesten schwulen und lesbischen Literaten und Aktivisten unserer Zeit, unter anderem der Kongressabgeordnete Barney Frank, der konservative Autor und Fundraiser Marvin Leibman, der frühere Advocate -Chefredakteur und Autor Richard Rouilard, die lesbische Aktivistin Barbara Greer, die Pionierarbeit geleistet hat, die frühere Abgeordnete Jackie Goldberg, die Schauspielerin Judith Light, die sich für die Rechte von Schwulen und Lesben einsetzt, Betty DeGeneres, Don Knutson, Mitbegründer der NGRA (»National Gay Rights Advocates«) sowie Pioniere auf der Gebiet der humanistischen Psychologie wie Virginia Satir, Carl Rogers, Evelyn Hooker und Abraham Maslow, der Schriftsteller Paul Monette (mein persönlicher Held) sowie die Autoren Malcolm Boyd, Mark Thompson und Katherine Forrest, um nur ein paar zu nennen.
    Schließlich schlug ich einen anderen Karriereweg ein, Betty erlag dem Krebsleiden, gegen das sie seit Jahrzehnten so tapfer gekämpft hatte, und GLASS, das seit fünfundzwanzig Jahren erfolgreich gewesen war, fiel der »großen Rezession« unserer Tage zum Opfer.
    Aber Terry und ich blieben in Kontakt, und eines Abends beim Essen bat ich sie um die Erlaubnis, in meinen dritten Roman
zwei Charaktere einzubringen, die sie und Betty zum Vorbild hatten. Ich hoffte, ich würde damit ihrer Beziehung ein Denkmal setzen, sagte ich.
    Ich bin so froh, dass sie zugestimmt
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