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Prophetengift: Roman

Prophetengift: Roman

Titel: Prophetengift: Roman
Autoren: Nick Nolan
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wartete Kitty, bis die Frau Sebastians Lebenszeichen und die Infusionen überprüft, Notizen in einen Hefter gekritzelt und das Zimmer wieder verlassen hatte, bevor sie fortfuhr.
    »Ich hatte immer irgendwas an mir, das die Leute abschreckt«, sagte Kitty und fing Reeds Blick auf. »Kannst du mir sagen, woran es liegt?«
    Reed hob die Augenbrauen. »Willst du das wirklich wissen?«
    Kitty nickte kurz. »Ja.«
    »Zum einen bist du nicht sehr nett«, teilte Reed ihr mit. »Als wir uns kennenlernten, hast du mir nicht die Hand gegeben, du hast nicht mal ›Schön, dich kennenzulernen‹ gesagt. Und nach allem, was Sebastian mir erzählt hat, bist du arrogant und herrisch. Wie es scheint, bist du besessen von Geld und behandelst Sebastian, als wäre er dein Angestellter und nicht dein Sohn.«
    Kitty blinzelte. »Noch was?«
    »Ich habe nie gehört, dass du irgendwas Nettes zu irgendjemandem gesagt hättest, und du lächelst nie. Und wenn man Leuten eine Geschichte erzählt, sagen die ›Ah ja‹ und ›Ach wirklich?‹ und so, nur um einen wissen zu lassen, dass sie zuhören.«
    Kitty hob die Augenbrauen.
    »Genau das meine ich.« Reed zeigte auf sie. »Eben hättest du Ja sagen müssen, aber stattdessen hast du mich nur angesehen. Das ist enervierend – und es ist nicht die Art und Weise, wie höfliche Leute miteinander umgehen.«
    »Willst du damit sagen, dass ich unhöflich bin?«
    »Das ist nur einer deiner unangenehmen Charakterzüge. Aber vor allem erweckst du den Eindruck, egozentrisch zu sein, jemand, der sich für etwas Besseres hält als alle anderen – und das ist nun wirklich ziemlich abtörnend.«
    Kitty nahm sich einen Augenblick Zeit, um über Reeds Worte nachzudenken. »Man ist, wie man ist«, sagte sie schließlich. »Genau wie Sebastian eine wundervolle Natur hat, die er nicht ändern könnte, selbst wenn er es wollte, ist meine Natur eben so, wie sie ist. Ich bin, wie ich bin. Aber das bedeutet nicht, dass ich ein schlechter Mensch wäre oder meinen Sohn nicht liebte.«
    Reed funkelte sie böse an. »Es bedeutet aber auch nicht, dass du herumlaufen und schlechte Manieren an den Tag legen musst. Das zumindest könntest du ändern.«
    Ohne zu antworten, stand Kitty auf, trat zu Sebastian und küsste ihn auf die Stirn. Dann wandte sie sich an Reed. »Wenn das hier vorbei ist, wenn er wieder gesund und munter ist, werde ich über das nachdenken, was du mir gesagt hast. Vorher ist mir alles andere ziemlich egal.«
    Reed trat zu ihr. »Das verstehe ich vollkommen«, sagte sie. »Aber ich wollte dich schon immer etwas fragen: Warum nennt Sebastian dich beim Vornamen?«
    »Ach das.« Kitty lachte trocken. »Ich habe darauf bestanden, weil ich dachte, wenn er nicht ›Mama‹ zu mir sagt, würden die Leute aufhören, mich zu verurteilen – auch wenn ihnen klar war, dass ich seine Mutter bin. Wenn er mich ›Kitty‹ nennt, nehmen alle an, dass die Distanz zwischen uns auf beiderseitigem Einvernehmen beruht.«
    »Diese Distanz ... ist also immer noch gewollt?«
    Kitty schaute sehnsüchtig auf die schlafende Gestalt ihres Sohnes. »Wir werden einfach sehen müssen, wie er dazu steht, wenn er wieder aufwacht. Oh!« Sie drehte sich zu Reed um. »Da
wir gerade über Mutterschaft sprechen, es gibt da etwas, das du wissen solltest – und ich möchte dich bitten, es Sebastian zu sagen, falls mir irgendetwas zustoßen sollte, bevor er aufwacht. Erinnerst du dich an Amber?«
    »Wie könnte ich die vergessen?«
    »Sebastian weiß möglicherweise nichts davon und ich habe es auch erst ein paar Tage nach Ambers Selbstmord erfahren – ich habe einen Brief von ihr erhalten. Sie ... hat ihm einen Sohn geboren. Deshalb hat sie ihn mit so unerbittlichem Hass verfolgt. Sie fühlte sich zurückgestoßen, besonders da sie überzeugt war, er wüsste von ihrem gemeinsamen Kind.«
    Reed dachte einen Augenblick darüber nach. »Aber wenn Sebastian nichts von dem Kind wusste, wie konnte sie ihm da übel nehmen, dass er nichts wegen ihrer Schwangerschaft unternommen hat?«
    »Zunächst einmal hat er sich nach der gemeinsamen Nacht nie mehr gemeldet, und glaub mir, ich weiß, wie sich das anfühlt, die Zurückweisung und die Reue danach. Und als das Kind dann geboren war und sie es weggegeben hatte, hatte es keinen Sinn mehr für sie, die Angelegenheit weiterzuverfolgen.«
    »Ich ... ich verstehe immer noch nicht.«
    Kitty schaute ihr tief in die Augen. »Amber wusste über die hellsichtigen Fähigkeiten meines Sohnes
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