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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Holzpalast des dicken Königs, nach Neuseeland mit Kiwifeldern und unendlichen Weiden, Gletschern und Städten, die wie aus einem Bilderbuch von Alt-England aussahen, nach Kriegstänzen der Maoris und der Landung auf dem Tasmangletscher im Mt.-Cook-Massiv mit kleinen Gletscherflugzeugen – nach all diesen Erlebnissen tauchte Australien aus dem Ozean auf mit den weiten herrlichen Buchten von Sydney, der Halbinsel mit den berühmten Muscheldächern des Opernhauses, der mächtigen Stahlkonstruktion der Harbour Bridge, den Terrassenhäusern von ›The Rocks‹ und der Pier von Cove Harbour mit ihren Ladenpavillons. Der schönste Naturhafen der Welt begrüßte die Atlantis mit einer Fontänenparade der Feuerlöschschiffe.
    Auf den Gängen der Decks standen die gepackten Koffer, bereit zum Abtransport. Fünfhundertzehn Passagiere würden das Schiff verlassen, um zurückzufliegen in die kalte deutsche Heimat. Im Kühlraum wurde der mit Zink ausgeschlagene Sarg mit Ulrich Richter versiegelt. Alma Richter stand unterdessen an Deck und fotografierte Opernhaus und Stadtpanorama und war begeistert. War das eine schöne Reise gewesen! Wie schade, daß Ulrich ausgerechnet dabei die interessante Welt verlassen hatte.
    Am Abend war aller Zauber vorbei … da saß man in dem engen Flugzeug, fünfundzwanzig lange Stunden bis Frankfurt. Was blieb, waren die Träume und die Fotos, war der Nachklang des Glücks, so etwas erlebt zu haben – und das traurige Wissen, es nie wiederzusehen.
    Knut de Jongh hatte man in Auckland ausgeladen und ins Krankenhaus gebracht. Sein Zustand hatte sich nicht verändert; apathisch lag er da, stumm, bleich und offenbar weit von diesem Dasein entfernt.
    Dr. Paterna hatte Sylvia einen Tag vorher aufgesucht: »Ihr Mann kommt morgen in eine Klinik. Es gibt auf Neuseeland hervorragende Ärzte. Wir können ihn nicht weiter mitnehmen.«
    »Ich weiß, Doktor.« Sie sah an Paterna vorbei und wußte, was nun kommen würde. Seit drei Tagen weinte sie die Nächte durch in Fehringers Armen, ohne eine Lösung zu finden. »Ich muß auch von Bord …«
    »Sie müssen nicht. Aber ich nehme an, daß Sie bei Ihrem Mann bleiben und ihn eventuell nach Deutschland bringen lassen werden.«
    »Ja …« Ihre Stimme war kaum hörbar. »Hat das einen Sinn?«
    »Solange er lebt, hat alles einen Sinn.«
    »Es ist sehr schwer für mich.«
    »Das weiß ich. Aber es gibt Pflichten, vor denen man nicht davonlaufen kann. Später wird dann das Leben weitergehen … vielleicht in anderen Bahnen, wenn Sie sich das wünschen.«
    In der letzten Nacht vor Auckland klammerte sie sich an Fehringer, kroch förmlich in ihn hinein, saugte sich an ihm fest, stammelte immer wieder: »Vergiß mich nicht, Hans … vergiß mich nicht … Ich liebe dich, wir gehören doch zusammen, du darfst nicht einfach verschwinden, hörst du, ich warte auf dich, in einer Woche will ich zu Hause sein, du kommst, nicht wahr … du kommst …«
    Und Fehringer sagte: »Ja, ich komme, mein Liebling. Du bist doch alles, was ich habe. Ich bin jetzt so allein, ich brauche dich … Weine doch nicht, Sylvia, es ist ja nur für eine Woche …«
    Sie küßten sich die Tränen vom Gesicht und liebten sich, nicht mehr trunken wie bisher, sondern mit einer wilden Verzweiflung, als wollten sie sich gegenseitig zerstören.
    Am Morgen, als man de Jongh aus dem Schiff trug und Sylvia hinter der Trage herging, als er in den Krankenwagen geschoben wurde und auch sie einsteigen mußte, da blickte sie noch einmal an der weißen Schiffswand empor. Fehringer war nicht auf dem Promenadendeck; er stand am Fenster seiner Kabine, halb verdeckt durch den Vorhang, und nahm Abschied von ihr. Er wußte, daß er sie nie wiedersehen würde …
    Hier nun, in Sydney, brachte man zuerst den Sarg mit dem toten Ulrich Richter von Bord und schob ihn in einen Leichenwagen mit aufgemalten goldenen Palmblättern an den Türen. Alma Richter begleitete den Sarg nicht. Sie hatte sich erkundigt, wie man alles handhabte, und wußte nun, daß er im gleichen Flugzeug wie sie, im Gepäckraum, mit nach Frankfurt fliegen würde. Das genügte. Bis zum Abflug am Nachmittag konnte man noch eine Bootsrundfahrt durch Sydneys Buchten machen: Motive, die sich Alma auf keinen Fall entgehen lassen wollte.
    Die Koffer wurden abgeholt und mit Lastwagen zum Flughafen gebracht. Die Ausflügler gingen von Bord, ein Teil der Passagiere trank miteinander ein letztesmal an den Bars, tauschte noch Adressen aus, versprach sich gegenseitig
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