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Prolokratie: Demokratisch in die Pleite (German Edition)

Prolokratie: Demokratisch in die Pleite (German Edition)

Titel: Prolokratie: Demokratisch in die Pleite (German Edition)
Autoren: Christian Ortner
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Arztpraxis eröffnen oder den Klempnerberuf ausüben will, der muss vorher der Obrigkeit seine Befähigung dazu nachweisen. Und zwar aus einem einzigen, triftigen Grund: um andere nicht in Gefahr zu bringen. Den Bundeskanzler und den Finanzminister wählen können Jessica und ihr Freund Kevin, jedenfalls indirekt, ohne rudimentärste Sachkenntnisse oder auch nur die Fähigkeit des sinnerfassenden Lesens nachweisen zu müssen.
    So blöd kann man gar nicht sein, dass man nicht seinen Wahlzettel benutzen dürfte, ein potenziell ebenso gefährliches Instrument wie ein schnelles Auto.
    Es ist ein reizvoller Gedanke, sich jenen Qualitätssprung vorzustellen, den die Demokratie erfahren könnte, wäre die Ausübung des Stimmrechtes an den Nachweis minimalsten politischen Wissens geknüpft, der durch eine Art »Wählerführerschein« erbracht wird. Dass derzeit auch über die Zusammensetzung des Parlaments entscheiden darf, wer »Parlament« für eine britische Zigarettensorte hält, ist ja nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal des demokratischen Entscheidungsprozesses.
    Allen hier erörterten Möglichkeiten, das demokratische Verfahren zu verbessern, ist ein Merkmal gemeinsam: Sie sind weder besonders amüsant noch populär, und sie sind mit etwas Arbeit und etwas Ernsthaftigkeit verbunden.
    Genau diese alten Werte werden aber notwendig sein, soll die Demokratie nicht allmählich wegen ihrer Konfigurationsfehler der Lächerlichkeit preisgegeben werden.
    Nur wenn sich der Wähler die Mühe macht, aus seiner permanenten Agonie des Amüsements zumindest gelegentlich zu erwachen und sich den Kopf darüber zu zerbrechen, warum er wofür stimmt, kann das vielleicht verhindert werden. Nur wenn in den demokratischen Prozess Instrumente eingeführt werden, die Wählerbestechung auf Kosten künftiger Generationen hintanhalten, wird sich die Demokratie Respekt verdienen. Und nur wenn die Mehrheit der wirtschaftlichen Nettoprofiteure nicht eine dauerhafte Diktatur über die Minderheit der Nettozahler mit dem Ziel von deren Enteignung errichten kann, werden die auch weiter netto zahlen, ohne in die innere oder äußere Emigration zu flüchten.
    »… Die moderne Religion der Demokratie läuft so Gefahr, das wahre Opium der Masse zu sein,« schreibt der Wiener Philosoph Taghizadegan in seinem Buch »Demokratie, eine kritische Analyse«, »… Wer sich ohne jede Voraussetzung als Bürger wähnen darf, wessen Dummheit man Meinungspluralität und wessen Feigheit man Wahlgeheimnis nennt, wessen Neid man Anspruch tauft und wessen Laster gutes Recht, den kann man in jede Sklaverei einlullen, solang man ihm seine Bequemlichkeit lässt.
    Aufgrund der religiösen Tabuisierung dieses modernen Kults laufen wir Gefahr, die nächste Reaktion zu nähren, die sich dann mit solcher Heftigkeit gegen die Demokratie wenden wird, dass sie auch die guten Seiten des Konzeptes durch deren Gegenteil ersetzen wird. Je blinder der Glaube an ein Versprechen, das nicht eingehalten werden kann, desto größer dann die Wut, wenn das Vertrauen schließlich geplatzt ist.«
    Im Grunde ist es ganz einfach: Um zu funktionieren, braucht die Demokratie halbwegs ernsthafte, halbwegs lesefähige und halbwegs vernünftige Menschen als Wähler, die in dieses Projekt ein wenig Arbeit und ein wenig Mühsal investieren. Und sie braucht Politiker, die sich dem wenigstens nicht in den Weg stellen.
    Wenn Kevin und Jessica bereit sind, die Fernbedienung und das Sixpack Bier wenigstens ganz kurz mal zur Seite zu legen, wird Demokratie funktionieren können.
    Wenn nicht, werden Kevin und Jessica bekommen, wonach sie verlangen.
     
     
     

    Gerald Hörhan
    Gegengift
     
    Die große Abzocke der Jugend: Sparen bei der Bildung, schwieriger Arbeitsmarkt und keine Chance auf staatliche Altersversorgung mehr. Und jetzt halst Europa den jungen Menschen auch noch die Kosten für den Reformstau auf. Denn die Rechnung für die Krisen in  Griechenland, Irland und Portugal bezahlen am Ende sie. Nach seinem Bestseller »Investment Punk – Warum ihr schuftet und wir reich werden« rüttelt der Investmentbanker und Punk Gerald Hörhan die jungen Generationen auf und sagt, wie sie sich wehren können. Eine gewohnt provokante Ansage des Harvard-Absolventen, der gerne mit Irokesenfrisur und Lederkluft auftritt und dabei im Aston Martin vorfährt.
     
    ISBN 978-3-99001-029-7
    192 Seiten, EUR 19,95

    Peter Menasse
    Rede an uns
     
    Opfer sind Verlierer. Sie langweilen und nerven. Wer als Opfer auftritt,
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