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Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Titel: Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht
Autoren: Caitlin Kittredge , Jackie Kessler
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biometrischer Scanner sicher, dass jeder außer Iridium und Boxer, ihrem Assistenten, einen kräftigen Schlag aus dem städtischen Stromnetz verpasst bekam, falls er das versuchen sollte.
    Drinnen saß Boxer, mit dem Rücken zur Tür. Er hatte die Schuhe ausgezogen. Seine Füße, die in zwei nicht zueinander passenden Socken steckten, lagen auf der Lattenkiste, die Iridium als Tisch diente. An der Wand lief eine Holoprojektion, Filmexplosionen in 3D tauchten den riesigen, hohen Raum in die Farben des Sonnenuntergangs.
    »Immer nur auf dem faulen Arsch zu sitzen ist ne gute Methode, um Verstopfung zu kriegen«, sagte Iridium.
    Boxer fuhr hoch und stieß dabei sein Wasser und die Fertigmahlzeit um. Er fluchte. »Sich von hinten an mich ranzuschleichen is’n Hobby von dir, stimmt’s?«
    »Deine eigene Schuld, alter Mann. Früher warst du nicht so schlampig.« Iridium holte sich ihr Essen aus dem Gefrierschrank und schob es in den Herd. Dann setzte sie sich Boxer gegenüber. Seit sie sich handelseinig geworden waren, hatten sie gewisse Gewohnheiten entwickelt – Boxer arbeitete für sie, statt sich zusammen mit anderen Gangstern herumzutreiben, und bekam dafür von Iridium Essen, Obdach und hin und wieder einen 3D-Filmabend spendiert.
    Boxer war nicht ihr Bruder oder ihr Onkel – er war einfach bloß Boxer. Eine Niete an der Akademie. Ein kauziger Alter. Und der einzige Mensch in ihrem Leben, der dem nahe kam, was man gemeinhin einen Freund nannte.
    »Ich dachte, wir müssten uns wegen der Schwadron keine Sorgen mehr machen.« Er zuckte die Schultern. »Warum muss ich also die Tür bewachen?«
    »Vielleicht wegen dem Chaos, das direkt vor unserer Schwelle immer noch ungehindert tobt?« Der Herd piepte, und Iridium stand auf. Mit spitzen Fingern nahm sie die Packung aus dem Ofen, rollte die Schutzfolie zurück und steckte eine Gabel in das Sojahuhn. Richtiges Fleisch war ein Luxusgut. Es stammte von geklonten Tieren, war sündhaft teuer, und man bekam es nur auf ausgewählten Märkten. An der Akademie hatten sie echtes Fleisch gegessen. »Es ist nicht sicher da draußen, Boxer. Diese Stadt hat sich in eine Hölle verwandelt.«
    »Wie ging noch mal das Lied: ›Hell ain’t a bad place to be‹?«
    »Gott, Boxer, war das AC/DC, du bist wirklich uralt.«
    Er warf seine zusammengeknüllte Serviette nach ihr.
    Grinsend duckte sie sich. Dann griff sie nach ihrem Tab und zog am Verschluss. Die rosafarbene Dose schimmerte auf, und ihr formbarer Metallkörper verwandelte sich in ein Trinkgefäß. Eine Abteilung von Corp-Co erschien in roten Buchstaben. Iridium drehte das Glas so, dass sie den Schriftzug nicht sehen musste. »Ich habe heute deinen Neffen in den Nachrichten gesehen.«
    »Tyler? Er hat sich vor einigen Tagen gemeldet. Ich hab nicht mit ihm gesprochen.«
    Iridium kaute auf ihrem körnigen Sojahuhn herum. »Warum nicht?«
    »Was, zur Hölle, hätten der Junge und ich uns schon zu sagen? Ich habe die Akademie geschmissen, da lag er noch in den Windeln, und er war den größten Teil seines Lebens bereit, mich sofort einzubuchten, wenn er mich zu fassen bekommt.«
    »Die Dinge haben sich geändert«, gab Iridium zurück. »Aber hey, deine Familienangelegenheiten gehen mich nichts an.« Bei Gott! Sie hätte auch nicht gewollt, dass jemand seine Nase in den funktionsgestörten Bradford-Clan steckte.
    »Geändert. Ja, klar. Das verdammte Irrenhaus wird jetzt von den Insassen betrieben«, schnaubte Boxer. Er schaltete auf die Nachrichten um. In denen ging es womöglich sogar noch gewalttätiger zu als in dem Actionfilm, den er eben gesehen hatte. Iridium erhaschte einen kurzen Blick auf Jet, die auf ihrem Schattengleiter über den Bildschirm zischte. Schien gut in Form zu sein. Sah super aus, trat allen möglichen Leuten in den Arsch, nannte Namen und kriegte es bei alldem immer noch hin, den Kameras ihre beste Seite zu zeigen.
    Was jahrelanges Training eingebrannt hatte, war eben schwer abzuschütteln.
    Auf dem Bildschirm verkündete der Moderator: »Andere Quellen berichten von zunehmenden Spannungen auch im zivilen Bereich. So sind die Wärter in Blackbird, dem berüchtigten Superschurken-Gefängnis, in den Streik getreten.« Der Moderator lächelte dreist in die Kamera. »Als Gründe werden ausbleibende Gehaltszahlungen und erhöhte Sicherheitsvorkehrungen für die dort Beschäftigten genannt. Das Blackbird-Gefängnis ist eine der wenigen Strafanstalten, die bisher von Aufständen verschont geblieben sind. Es ist
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