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Prinzessin oder Erbse

Prinzessin oder Erbse

Titel: Prinzessin oder Erbse
Autoren: Voosen Jana
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die Luft rein ist, und raunt mir zu: »In Wirklichkeit heißt er Matthias.«

    »Ach ja?« Ich bin so überrascht, dass ich ihm in die Augen gucke. In diesem Licht sehen sie aus wie flüssiges Gold.
    »Keine Ahnung, warum er das immer macht«, er zuckt die Schultern und grinst. »Ich bin übrigens David.« Ich ergreife seine dargebotene Hand, bevor mir klar wird, dass meine voller Kaffee ist.
    »Entschuldigung, ich …«
    »Macht nichts.«
    »Ich heiße Fanny und habe hier gerade ein Vorstellungsgespräch. « Und du bist auf Platz eins bis dreihundert meiner Liste.
    »Ich komme später noch mal wieder. War schön, dich kennengelernt zu haben.«
    »Ebenso«, krächze ich und schon ist meine Erscheinung wieder verschwunden. Was war das denn jetzt? Stöhnend lasse ich mich wieder auf meinen Stuhl fallen und sehe auf die Bescherung auf meiner Bluse hinunter. Nun, es hätte schlimmer kommen können. Immerhin – prüfend fahre ich mir mit der Hand über das Kinn, nein, ich habe nicht gesabbert. Im selben Moment kommt Volker zurück. Oder sollte ich besser sagen, Matthias?
    »Wie sehen Sie denn aus?« Ich zucke mit den Achseln.
    »Kleines Malheur.«
    »Wollen Sie einen neuen?«
    »Besser nicht.«
    »Dann erkläre ich Ihnen jetzt mal, was wir hier machen. Sie befinden sich in der wichtigsten Abteilung dieser Produktion.« Ich nicke und versuche, mich wieder auf mein Vorstellungsgespräch zu konzentrieren. »Es gibt in der deutschen Fernsehlandschaft fast ein Dutzend tägliche Serien und auch unsere ist nur eine weitere
Variante der Geschichte armes Mädchen trifft Junge aus gutem Hause.«
    »Aschenputtel«, werfe ich ein, und er nickt.
    »Genau. Also, es ist nicht die Originalität der Story, die unseren Erfolg ausmacht. Dennoch sind wir mit sehr guten Quoten gestartet und gewinnen seitdem kontinuierlich Zuschauer. Und so soll es bleiben. Was meinen Sie, wie wir das erreichen können?« Aufmerksam sieht er mich an. Mein Blick fällt auf das Titelbild der INTOUCH.
    »Publicity?«, frage ich und wünschte, mir würde ein bisschen mehr dazu einfallen, aber er nickt und fährt fort:
    »Publicity. Wir haben eine wunderschöne, bekannte Schauspielerin und einen Hauptdarsteller, bei dessen Anblick die Frauen vom Backfisch bis zur Großmutter ein feuchtes Höschen bekommen, entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise.«
    »Nein, nein, das trifft es ziemlich gut«, murmele ich.
    »Das ideale Material. Diese beiden will ich in jedem Klatschblatt des Landes sehen. Und zwar am liebsten jede Woche. Und was brauche ich dafür?« Ich starre ihn an wie das Kaninchen die Schlange.
    »Geschichten«, antwortet er sich selbst, »gute Geschichten. Was die Leute lesen wollen, das geben wir ihnen.«
    »Solche Geschichten?«, frage ich zweifelnd und hebe die INTOUCH in die Höhe. »Das Traumpaar in seiner ersten Krise?«
    »Natürlich.«
    »Das verstehe ich nicht ganz.«
    »Auf eine Krise folgt die …?«

    »Versöhnung«, vollende ich den Satz unsicher, und er nickt.
    »Sie haben es erfasst.«
    »Und wenn nicht?«, gebe ich zu bedenken, und er schüttelt lächelnd den Kopf. Ich warte einen Moment ab, ob er mir dazu etwas erklären will, dann fällt bei mir der Groschen.
    »Die beiden haben gar keine Krise?« Er wiegt unbestimmt den Kopf hin und her. »Sind sie überhaupt ein Paar?« Mein Herz fängt aus völlig unerklärlichen Gründen an zu rasen.
    »Über die Wahrheit hinter den Kulissen kläre ich Sie erst auf, wenn Sie einen Vertrag unterschrieben haben.«
    »Sie meinen, eine Verschwiegenheitserklärung.« Er grinst.
    »Sie sind kein dummes Mädchen. Genau, eine Verschwiegenheitserklärung. Falls Sie den Job bekommen«, fügt er hinzu, was meine Mundwinkel etwas verrutschen lässt. Was heißt hier falls? »Es gibt sicher einige Punkte, die für Sie sprechen«, meint er nachdenklich und nimmt einen weiteren Schluck Kaffee. »Da Sie eine veröffentlichte Autorin sind, glaube ich Ihnen einfach mal, dass Sie schreiben können und…« Ich schlucke schwer, als er sich in diesem Moment unterbricht und mir einen durchdringenden Blick zuwirft. Bitte, frag mich nicht nach meinen Verkaufszahlen, alles, nur das nicht. »Wieso suchen Sie überhaupt einen Job?«, fragt er stattdessen. »Wieso schreiben Sie nicht einfach einen neuen Roman?« Was für ein Witzbold.
    »Ich suche nach einer neuen Herausforderung«, antworte ich, weil mir nichts Besseres einfällt, doch er scheint sich mit der Antwort zu begnügen.

    »Nicht, dass ich mich irgendwann in einem
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