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Prinzessin auf den zweiten Blick

Prinzessin auf den zweiten Blick

Titel: Prinzessin auf den zweiten Blick
Autoren: SHARON KENDRICK
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brachiale Gewalt!“, platzte sie heraus.
    Fast war Kaliq versucht zu lächeln. Da stand dieses kleine, schlecht angezogene Geschöpf, das ihm kaum bis zur Brust reichte, mutig wie ein Zerberus vor ihm und verteidigte seinen riesigen Hengst.
    „Pferde sind wie Frauen“, klärte er Eleni sanft auf. „Und keiner von beiden reagiert positiv auf eine grobe Behandlung.“
    Zu ihrem Entsetzen fühlte Eleni, wie sich sengende Röte über ihren Hals bis hoch zu den Wangen ausbreitete. Nicht, dass so etwas vom königlichen Protokoll her verboten wäre, aber womöglich glaubte der Prinz noch, sie reagiere auf seine Anspielung als die Frau , die sie nun mal war.
    Jetzt konnte sich Kaliq das Lächeln nicht länger verkneifen. „Keine Bange, kleine Eidechse“, sagte er seidenweich. „Bei mir bist du völlig sicher.“
    Seine respektlose Neckerei richtig zu interpretieren, fiel selbst Eleni, die absolut unerfahren auf diesem Gebiet war, nicht schwer. Natürlich war sie, ein schlichtes Mädchen vom Lande, sicher vor den Nachstellungen eines Playboy-Scheichs. Was anderes hätte sie auch nie erwartet.
    Trotzdem kränkte es sie, so offensichtlich verschmäht zu werden.
    Eleni zwang sich, derart abstruse Gedanken in den Hinterkopf zu verdrängen und sich lieber auf das Wesentliche zu konzentrieren. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass der Prinz irgendetwas ausbrütete, das mit Nabat, und vielleicht sogar mit ihr zu tun hatte. Und das erweckte etwas in ihr, das sie seit vielen Jahren als tot und begraben erachtet hatte.
    Hoffnung.
    Ihr Instinkt befahl ihr, stumm zu bleiben, als könne jedes ihrer Worte das zarte Pflänzchen der Hoffnung wieder vernichten. „Du hast also diesen Hengst quasi aufgezogen“, sagte Kaliq nach einer Weile.
    „Ja, Hoheit.“
    „Er kennt dich und gehorcht dir offensichtlich.“
    „Ja, Hoheit.“
    „Und was glaubst du, wie er sich verhalten wird, wenn er von dir getrennt ist?“
    Eleni war versucht, zu übertreiben und ein dramatisches Bild von den Folgen zu malen, um eventuelle Entscheidungen des Prinzen zu beeinflussen, entschied sich dann aber, einfach bei der Wahrheit zu bleiben.
    „Er wird es hassen, Eure Hoheit.“
    „Zum Beispiel seine Nahrung verweigern? Und sich grämen?“
    „Ja, Hoheit.“
    „Wie ein liebeskranker Idiot …?“, fragte der Scheich herausfordernd.
    Aus einem Impuls heraus senkte Eleni den Blick, zwang sich aber, eingedenk seines Befehls, die Lider gleich wieder zu heben. „Das kann ich nicht beurteilen, Eure Hoheit.“
    „Glaubst du etwa, dass er ohne dich sterben könnte, kleine Eidechse?“
    Eleni wünschte, er würde sie nicht so nennen, ebenso sehr, wie dass sie sich selbst als unentbehrlich hinstellen könnte. Doch das wäre eine Lüge, die er sicher leicht durchschauen würde.
    „Nein, Hoheit“, sagte sie leise. „Das glaube ich nicht. Der Selbsterhaltungstrieb ist meiner Meinung nach die stärkste Kraft im Leben jeder Kreatur.“ Als sie sah, wie seine harten Züge zu einer starren Maske gefroren, sprach Eleni rasch weiter. „Der Hengst wird nicht sterben, aber er wird ohne mich unglücklich sein. Und ein unglückliches Pferd gewinnt keine Rennen.“
    Er nickte knapp. „Und wie sieht für dich die Lösung dieses Problems aus?“
    Es war schon seltsam, wie viel Mut echte, tiefe Verzweiflung freisetzte. Oder vielleicht auch nicht, weil Nabat Elenis einziger Freund war.
    „Sie müssen mich mitnehmen, Hoheit.“
    Er hätte über ihren Vorschlag lachen können, wäre er nicht so absurd gewesen.
    „Dich mitnehmen? Ein unbedarftes kleines Ding wie dich? Deine Mutter würde mir das niemals vergeben.“
    Es entstand eine Pause. Elenis Blick flog zu Nabat, aber sie zwang ihn gleich wieder zurück. „Ich habe keine Mutter, Hoheit.“
    Ihre lapidare Aussage traf Kaliq an einem empfindlichen Punkt. Gab es einen größeren Verlust als den Tod einer Mutter? Er selbst war kaum neun Jahre alt gewesen, als seine Mutter bei der Geburt seines Bruders Zafir verstarb. Damit war die sorglose Kindheit für ihn und seinen Zwillingsbruder vorbei gewesen.
    Kaliqs Mund verhärtete sich. „Was ist passiert?“, fragte er ruhig.
    Eleni zuckte unbehaglich die Schultern, als versuche sie, seine Frage abzuschütteln. Seltsam, auch wenn man glaubte, nach Jahren endlich über einen Schmerz hinweg zu sein, konnte er unversehens wieder aufflackern und einem die Luft zum Atmen nehmen.
    „Sie ist gestorben“, erwiderte Eleni hölzern.
    „Woran? An einem Wüstenfieber?“
    „Das glaube
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