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Prinz der Düsternis

Prinz der Düsternis

Titel: Prinz der Düsternis
Autoren: Horst Hoffmann
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er.
    »Staub«, sagte der Rafher tonlos. Sein Blick richtete sich ernst in die Ferne. »Es ist der Staub, vor dem Hu-Gona warnte, der Goldene Staub, der Menschen verwandelt.« Er machte eine Pause. Mythor wagte es nicht, jetzt Fragen zu stellen. »Dieser Mann muss von weit her gekommen und lange dem Goldenen Staub ausgesetzt gewesen sein. Du hast ihn erwartet? Oder andere wie ihn?«
    Mythor stand auf und sah sich unsicher um. Schließlich machte er eine Geste, die seine Hilflosigkeit ausdrücken sollte, und rief aus: »Ich weiß nicht, wen ich erwartete! Shezad glaubte, dass wir auf Männer dieses Garram stoßen würden, weil…« Er winkte ab. »Sie nannte sogar einen Namen, aber das ist jetzt belanglos. Wir müssen diesen hier zu ihr bringen, bevor er stirbt. Vielleicht kam er, um uns zu beobachten, und andere irren wie er noch durch den Pilzwald. Vielleicht aber wollte er uns auch warnen.«
    »Vor dem Staub«, murmelte No-Ango.
    Sadagar nieste. Unbemerkt war er an Mythors Seite getreten. Alle zwölf Messer steckten nun wieder in seinem Gürtel.
    Mythor schüttelte grimmig den Kopf, bevor er sich wieder über den Bewusstlosen beugte und ihn auf seine Arme nahm. »Eines ist wohl sicher«, sagte er tonlos. »Er gehörte zu den zweihundert Vogelreitern, die uns am Schattenturm erwarten sollten. No-Ango, droht uns das gleiche wie ihm?«
    Der Rafher gab keine Antwort.
    »Ich frage mich«, sagte der Steinmann an seiner Stelle, »ob Hrobon immer noch zu diesem Turm will, wenn er ihn sieht.«
    Mythor stellte sich ganz andere Fragen, als sie den Weg zurückgingen, den sie gekommen waren, und bei jedem leisesten Geräusch zusammenschraken. Obwohl sie sicher zum wartenden Diromo zurückfanden, erschien ihnen der Pilzwald nun wie ein einziges tödliches Labyrinth. Und wo begann jene Zone, in der der Goldene Staub sich befand? Beim Schattenturm oder schon vorher? Lebte überhaupt noch einer der zweihundert Vogelreiter unter Garram?
    Mythor musste sich mit Gewalt klarmachen, dass die Düsterzone noch fern war. Die finstere Wand im Süden täuschte. Doch wenn schon hier unsägliche Schrecken auf die Karawane lauerten, wie mochte es dann erst in Logghard sein, am Schattenturm – oder gar in der Düsterzone selbst?
    Plötzlich erschien Mythor alles, was er bisher erlebt hatte, selbst die Macht der Caer und ihrer Dämonenpriester, wie ein harmloses Vorspiel zu dem, was auf seinem weiteren Weg auf ihn wartete.
    *
    »Prinzessin!« sagte Hrobon finster. »Ich kann es nicht länger verantworten, den Weg zu unterbrechen. Ich denke auch an Garram und seine Krieger. Je länger sie am Schattenturm warten müssen, desto größere Gefahren können ihnen drohen.«
    »Gefahren?« Shezad spitzte die kleinen, vollen Lippen und lächelte lauernd. »Mein guter, treuer Hrobon, von welchen Gefahren sprichst du denn? Noch eben hast du mir versichert, dass der Schattenturm und dieses Gebiet harmlos seien.«
    Der stolze Vogelreiter wand sich. Zwei seiner Männer waren mit ihm gekommen und standen nun der Shallad-Tochter gegenüber, die ihre Sänfte verlassen hatte und mit gekreuzten Beinen vor ihrem Diromo auf einem kostbar bestickten Kissen saß. Hrobon beherrschte sich mit Mühe und sagte schwer: »Wenn es Euer Wunsch ist, mich zu demütigen, Prinzessin, so bitte ich Euch nochmals, entlasst mich aus diesem Dienst.«
    »Und ich sage nochmals: Nein!« entgegnete Shezad. Sie fuhr wie spielerisch mit der Hand über den kostbaren Umhang aus hauchdünnem Stoff, über das schwarze, kunstvoll hochgesteckte Haar und ihr Diadem aus grünen Edelsteinen. Dabei sah sie Hrobon unverwandt auf eine Weise an, die den Krieger entwaffnete. »Hrobon, ich denke, dass mein Vater wusste, wen er mir als Führer mit auf den Weg gab«, fuhr sie mit eigenartiger Betonung fort. »Du wirst erst mit mir zusammen die Ewige Stadt schauen und für die Lichtwelt kämpfen. Nun beantworte mir meine Frage.«
    »Ich… ich habe nicht behauptet, das Gebiet sei harmlos, Prinzessin. Doch wie Ihr vertraue ich auf die Weisheit des Shallad, Eures Vaters, der mir nicht diesen Auftrag gegeben hätte, gefährdete er damit Euer Leben.«
    Shezad lächelte spöttisch. Sie blickte sich um und sah erwartungsvolle Blicke, wohin sie auch schaute. Die Männer litten Qualen. Sie hassten das Warten und wären lieber jetzt als später in die Gefahr gezogen. Dann traf ihr Blick wieder den Hrobons. Sosehr sie auch nach einem verräterischen Zeichen suchte, sie las nichts darin als Aufrichtigkeit und
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