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Prinz Charming

Titel: Prinz Charming
Autoren: Julie Garwood
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unverletzt war, dann packte er ihren Onkel am Kragen, versetzte ihm einem kraftvollen Kinnhaken und schleuderte ihn durch die Schaufensterscheibe. Verkrümmt blieb Malcolm auf dem Gehsteig liegen.
    In den Augen ihres Mannes las Taylor den Wunsch, Malcolm auf der Stelle zu töten, und sprach beschwörend auf ihn ein. Zunächst hatte sie gedacht, der Gerechtigkeit wäre
    Genüge getan, wenn er nach England zurückgeschickt und gezwungen wurde, in bitterer Armut zu darben. Er war ein gebrochener, ruinierter Mann, aber seine perversen Gelüste würde er immer noch verspüren. Deshalb mußte er sein restliches Leben hinter Gittern verbringen. Kein Kind würde vor ihm sicher sein, wenn er weiter die Londoner Straßen durchstreifte. Schließlich stimmte Lucas ihr zu. Eine Kugel im schwarzen Herzen ihres Onkels wäre eine zu milde Strafe.
    Inzwischen hatten sich alle Stadtbewohner vor dem Laden versammelt und musterten den Gefangenen, der wimmernd und fluchend auf dem Gehsteig saß und seine blutende Hand mit seinem Taschentuch betupfte.
    Rolly meinte, man müsse ihn sofort aufhängen. Aber Lucas widersprach energisch. Einen Arm um Taylors Schultern gelegt, hatte er sie vors Haus geführt, und als sie seinem Blick begegnete, dachte sie, er könnte soeben gemerkt haben, daß er sie liebte. Er sah elend aus.
    Schließlich erboten sich Cleevis und Eddie, den Engländer zum Sheriff nach Rosewood zu bringen, und Lucas erklärte sich einverstanden.
    »Was ist mit den vier Revolvermännern geschehen, die Malcolm engagiert hat?« fragte Taylor.
    Zwei hatte Lucas getötet und den dritten mit einer Kugel im Bauch davonkriechen lassen. Doch er erzählte seiner Frau keine Einzelheiten.
    In der Nähe des Bachs hatten die Killer versucht, ihn in einen Hinterhalt zu locken. Während Hunter sie mit seiner Pistole in Schach hielt, schlich Lucas sich von der Seite her an - halb von Sinnen vor Angst, denn das Versteck der Revolverschwinger lag auf dem Weg, den Taylor immer benutzte, wenn sie von Einkäufen oder Spaziergängen zurückkehrte. Wäre sie pünktlich gewesen, hätte sie sterben können. Aber wie üblich hatte sie sich verspätet, und Lucas
    dankte dem Himmel für diese kleine Charakterschwäche. Nie wieder würde er ihr deshalb Vorwürfe machen.
    »Lucas, was ist mit den vier Männern geschehen, die Malcolm hierhergeschickt hat?« fragte sie noch einmal.
    »Es waren nur drei.«
    »Ich habe vier gezählt.« Diese Erklärung wurde von Hunter abgegeben, der hinter ihr stand, und sie wandte sich lächelnd zu ihm.
    Beharrlich weigerte sie sich, ihren Onkel anzuschauen, der zweimal nach ihr gerufen hatte. »Ich will nach Hause, Lucas«, flüsterte sie. »Frank, mein Mann bezahlt Ihnen gern eine neue Fensterscheibe.«
    Plötzlich ertrug sie es nicht mehr, in Malcolms Nähe zu bleiben. Während ihr Mann leise mit Hunter sprach, verabschiedete sie sich von den anderen Bewohnern und trat den Heimweg an. Hinter der Straßenbiegung holte Lucas sie ein.
    »Wird man Malcolm einsperren?« erkundigte sie sich.
    »Ja, wegen versuchten Mordes. Taylor - was ich soeben durchmachte, möchte ich nie wieder erleben. Ich war halb verrückt vor Angst.«
    »Warum denn?«
    »Was für eine dumme Frage! Weil ich dich liebe!«
    »Endlich siehst du’s ein! Und ich liebe dich schon lange.«
    »O Taylor ... Glaub mir, ich verdiene dich nicht, aber ich lasse dich nicht gehen, obwohl ich deiner unwürdig bin. Wenn du wüßtest, was ich alles getan habe, könntest du meinen Anblick nicht mehr ertragen. An dem Tag, als ich dich zum erstenmal sah, begann ich zu leben. Laß meine Vergangenheit ruhen. Darüber spreche ich heute zum letzten Mal mit dir, verstehst du?« Verzweifelt eilte er voraus.
    Nun war die Wahrheit ans Licht gekommen. Lucas wurde von schrecklicher Angst gequält. O Gott, warum hatte sie so lange gebraucht, um das zu begreifen. Er schämte sich seiner Vergangenheit und dachte, wenn sie über seine Kindheit und die Kriegsjahre Bescheid wüßte, würde sie aufhören, ihn zu lieben Die Wurzel seiner Furcht war das Stigma der außerehelichen Geburt. Wie sehr mußte er darunter gelitten haben...-
    Seinen Halbbruder William Merritt nannte er niemals beim Namen, sondern immer nur Hurensohn oder Bastard, auch Malcolm, obwohl beide ehelich geboren waren. Erst jetzt verstand sie, warum. Als Bastard bezeichnet zu werden, war für Lucas das Schlimmste und Schändlichste, was ein Mann einem anderen antun konnte. Wegen dieser Verletzlichkeit liebte sie ihn um so
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